Hinter diesen Türen warten Überraschungen auf neugierige Besucher. Foto: factum/Granville

In der Ausstellung „Hin und weg“ im Stadtmuseum werden auch Stimmungen und Meinungen abgefragt. Die Schau ist Teil der Veranstaltungen zum 300-Jahr-Jubiläum Ludwigsburgs.

Ludwigsburg - Für den einen hat Ludwigsburg genau die richtige Größe, der andere stört sich an „den vielen Blumenkübeln hier“ und daran, „dass alles so aufgeräumt ist“. In der neuen Ausstellung im Stadtmuseum hängen zwei große Tafeln, auf die die Besucher persönliche Kommentare schreiben dürfen. Die zentralen Fragen lauten: Warum will ich hier sein? Warum ich weg will? Damit bekommt auch der Titel der Ausstellung „Hin und weg. Wohn- und Lebensräume in Ludwigsburg“ erste Konturen. Fertig sein wird sie aber erst, wenn sie im Herbst schließt. Die Schau zum Stadtjubiläum ist eine Mitmachausstellung.

Den Ausstellungsraum beherrschen Sofas, Schränke und Vitrinen mit Ordnern, Lampen, Besen, Konfektdosen und anderen Utensilien. Sie sollen zeigen, wie sich die Ludwigsburger einrichten und wie sie in ihren Wohnungen Ordnung halten. Klar, der Kehrwoche ist ein ganzes Kapitel gewidmet. Für den konkreten Blick ins Hausinnere – genauer: ins Wohnzimmer – hat der Fotograf Reiner Pfisterer viel Recherchearbeit geleistet. Er hat sich Zutritt verschafft und in Fotos festgehalten, was er gesehen hat. Sie sind Teil der Ausstellung.

Wohnen auf der Sternenkreuzung

Neben Fotos aber sind auch Filme zu sehen – etwa eine Dokumentation, die im Wohnturm des Marstallcenters entstanden ist. Die Quintessenz davon: Die Bewohner stören sich nicht an der schroffen Betonarchitektur der siebziger Jahre: „Wir sehen das ja nicht“, sagen die Befragten. Sie sehen auf die Stadt, und die finden sie schön.

Geht es ums Wohnen in einer Stadt, die wie Ludwigsburg am Reißbrett entworfen worden ist, liegt es nahe, auch architektonische Experimente und Gedankenspiele mit einzubeziehen. Für eines dieser Experimente dient eine der Verkehrsinseln an der Sternenkreuzung als Spielwiese. Dort ist ein sogenannte Mikrohofhaus – als eine Art ausgelagertes Ausstellungsobjekt – zu besichtigen. Gebaut hat es der Architekt Florian Kaiser. Auf wenigen Quadratmeter kombiniert er einen Garten – nach asiatischem Vorbild – und ein Wohnhaus, in dem wirklich nur Raum für das Allernötigste ist. Der Architekt will Anfang April selbst dort wohnen, und auch andere haben sich angemeldet. Vielleicht kann Florian Kaiser danach sagen, was ihn mehr bedrängt hat, die Enge in seinem Holzhaus oder der Lärm und die Abgase der vielen Autos?

Wohnmodelle en miniature

Das Modell Holzbauweise wird in der Hauptausstellung im MIK fortgesetzt. Dort sind Miniaturhäuschen und -kämmerchen errichtet worden – manche, um darin Ausstellungsobjekte zu präsentieren, manche, um die Besucher zu überraschen. Die Museumsmacher setzen auf den Schlüssellocheffekt, sie wollen die Neugierde kitzeln: Kann ich mich trauen, diese Türe zu öffnen? Was mag da wohl für eine Überraschung auf mich warten?

Wir werden diese kleinen Rätsel an dieser Stelle selbstverständlich nicht auflösen. Nur so viel: Das Öffnen von Türen ist nicht nur gestattet, es ist erwünscht! Ebenso wie die Beteiligung an den Stationen, an denen die Besucher per Sticker, Karte oder eben mit Kreide Meinungen und Stimmungen kundtun sollen.