Der Ludwigsburger Marktplatz soll auch in diesem Jahr für den Weihnachtsmarkt reserviert sein, aber so groß wie in den Vorjahren darf das Gedränge wegen der Hygieneauflagen nicht werden. Foto:factum/Simon Granville Foto:  

Ludwigsburg ohne weihnachtlichen Budenzauber, das darf nicht sein. Der Gemeinderat hat deshalb jetzt entschieden, dass trotz der Corona-Pandemie gefeiert wird – und zwar auf dem Marktplatz.

Ludwigsburg - Die Ludwigsburger mussten oder müssen in diesem Jahr schon auf den Pferdemarkt, die Schlossfestspiele, Feuerwerke und die Venezianische Messe verzichten, aber ihren Weihnachtsmarkt verteidigen sie mit Zähnen und Klauen. Er soll auch 2020 trotz Corona stattfinden – und zwar auf dem Marktplatz. Darauf hat sich jetzt eine deutliche Mehrheit im Gemeinderat festgelegt. Damit gebe es nun „ein klein wenig Beständigkeit in einer turbulenten Zeit“, meinte Max Girrbach (Grüne). Ludwigsburg hat sich als eine der ersten größeren Städte in der Region in Bezug auf den Weihnachtsmarkt festgelegt.

Markt ohne Gastronomie

Was die Organisatoren vom Eigenbetrieb Tourismus & Events nun „Weihnachtsmeile“ nennen, soll zwischen 24. November und 22. Dezember auf dem Marktplatz aufgebaut sein. Damit liege der Budenzauber „im selben Zeitfenster wie der traditionelle Ludwigsburger Barock-Weihnachtsmarkt“, sagt Tourismusmanager Elmar Kunz. Und damit hat er auch schon eine der seltenen Übereinstimmungen mit dem gewohnten Festereignis benannt. Denn die Hygieneauflagen machen es nötig, dass nur bis zu 80 Stände in einer Art Schneckenform über den Platz verteilt werden. Glühwein- und Würstchenbuden wird es wohl nicht geben. Lediglich kleine Mitnahmegerichte wie Waffeln oder gebrannte Maronen dürfen angeboten werden. Das Gelände muss außerdem eingezäunt und von den Zugangsstraßen abgekoppelt werden, um die Zahl der Besucher kontrollieren zu können – es dürfen sich nicht mehr als 1000 gleichzeitig auf dem Platz aufhalten.

Vor der Abstimmung im Gemeinderat am Dienstag hatte Oberbürgermeister Matthias Knecht die Vorteile eines Weihnachtsmarkts im Südgarten des Blühenden Barock und dem Innenhof des Schlosses ausgemalt und damit eine zweite vom Tourismusbetrieb vorgestellte Variante – genannt Weihnachtsmesse – favorisiert. Auch in dieser Umgebung wäre ein Markt unter Corona-Auflagen möglich gewesen, sagte Mario Kreh, der Geschäftsführer von Tourismus & Events.

„Die Besucher wollen Glühwein trinken“

Am Ende stimmten 29 Stadträte für die Weihnachtsmeile auf dem Marktplatz. „Der Schlosshof hat seinen Charme“, meinte Margit Liepins (SPD), „aber eine Veranstaltung dort ginge zulasten der Innenstadt.“ Der Marktplatz sei einfach der angestammte Ort für den Weihnachtsmarkt, meinte Edith Klünder (CDU).

Reinhardt Weiss wollte weder von der Weihnachtsmeile noch von der Weihnachtsmesse etwas wissen. „Die Besucher wollen Glühwein“, sagte der FW-Stadtrat. Ohne Gastronomie fehle dem Fest das Flair. Er plädierte deshalb für eine komplette Absage des Weihnachtsmarkts. Das nun wieder ging den Liberalen zu weit: „Ludwigsburg ohne Weihnachtsmarkt, das wäre ein trauriger Höhepunkt dieses Jahres“, meinte FDP-Stadtrat Sebastian Haag. Es sei „ein ausdrücklicher Wunsch des Innenstadtvereins Luis, durch das Konzept einer Weihnachtsmeile auf dem Marktplatz eine nachhaltige Belebung der Innenstadt zu erzeugen“, sagte Kreh.

Üblicherweise wird das Ludwigsburger Weihnachtsspektakel alljährlich von mehr als einer Million Menschen besucht. So viele werden es in diesem Jahr ganz gewiss nicht sein. Und das nicht nur, weil kein Glühwein ausgeschenkt werden darf. Es fehlt an Platz und Angeboten. Im Schnitt haben in den Vorjahren bis zu 180 Marktbeschicker ihre Stände aufgebaut, die Fläche war weitgehend offen, lediglich die Feuergasse setzte Grenzen.

Es könnte sich ja auch zum Besseren wenden

In diesem Jahr dürfen nur etwa 7000 Quadratmeter bespielt werden, was nach den Berechnungen des Tourismusbetriebs für bis zu 80 Aussteller reicht. Auch wenn der Gemeinderat nun beschlossen hat, dass es in Ludwigsburg 2020 einen Weihnachtsmarkt geben wird, so bleiben doch noch viele Fragezeichen. So ist zum Beispiel noch nicht ausgemacht, dass ausreichend viele Beschicker ihre Bewerbungen aufrechterhalten, „damit das hohe Angebotsniveau in Ludwigsburg gehalten werden kann“ (Elmar Kunz). Zum anderen – und das wäre wohl noch gravierender – könnte eine zweite Welle der Corona-Pandemie dazu führen, dass der Markt kurzfristig doch noch von der Regierung untersagt wird.

Die Macher vom Tourismusbetrieb haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben: Auch wenn es jetzt unrealistisch erscheint, vielleicht wenden sich die Dinge bis zum Winter zum Besseren. Dann würde es sich als vorteilhaft erweisen, „dass Gastronomiebetriebe eine kürzere Vorlaufzeit“ haben, meint Veranstaltungsleiterin Melanie Mitna. In diesem Fall könnte die Weihnachtsmeile noch immer um gastronomische Angebote ergänzt werden. „Diese Erweiterung müsste dann allerdings außerhalb der bereits vergebenen Marktplatzflächen erfolgen“, sagt Mitna. „Hier würde sich der Bereich rund um die katholische Kirche anbieten.“