Der OB möchte in Sachen Staatsarchiv weiter mit dem Land verhandeln, der Gemeinderat will mehr Informationen. Foto: Pascal Thiel

Das baden-württembergische Vermögensamt hat einen Umzug des Staatsarchivs von der Ludwigsburger Mitte an den Stadtrand abgelehnt. Der Oberbürgermeister Spec will das allerdings nicht akzeptieren.

Ludwigsburg - Die Stadtverwaltung Ludwigsburg möchte das Staatsarchiv gern an den Stadtrand verlagern, doch die Archivmitarbeiter möchten bleiben, wo sie sind. Die für historische Dokumente genutzten Gebäude zwischen Wilhelm- und Mathildenstraße sind in den Fokus geraten, weil die Stadt beabsichtigt, das Gelände an Arsenal- und Schillerplatz umzugestalten und die historischen Gebäude für eine lebendigere Nutzung zu öffnen – etwa für einen Hochschulbetrieb, Start-up-Unternehmen und Gastronomie. Die Landesbaubehörde hatte zuletzt einen Archivumzug abgelehnt, doch die Stadt will sich noch nicht geschlagen geben.

Er könne ja nachvollziehen, dass ein Archivumzug für das baden-württembergische Amt für Vermögen und Verwaltung „nicht ganz oben auf der Agenda steht“, erklärte der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Aber wenn es um vorausschauende Politik gehe, müsse über Lösungen diskutiert werden – und zwar jetzt. „Wir dürfen nicht warten, bis Gespräche darüber an uns herangetragen werden“, sagte Spec. Darum möchte er, dass die Projektentwickler der Ernst & Young Real Estate GmbH weiterhin an denkbaren Konzepten arbeiten.

Das Landesamt hatte in seiner Ablehnung Anfang April darauf verwiesen, dass ein Umzug des Archivs aus wirtschaftlichen Gründen unsinnig sei. Der Arsenalbau und das Zeughaus seien erst in den 1990er Jahren aufwendig umgebaut worden. Es handle sich um „hochwertig ausgestattete Spezialbauten“. Die Landesbehörde kalkuliert mit einem sogenannten Wiederherstellungswert von 57 Millionen Euro. Soviel Geld müsse aufgebracht werden, um das Archiv an einem neuen Standort aufzubauen. Die Experten von Ernst & Young hatten einen Ersatzbau am Keplerdreieck in Bahnhofsnähe vorgeschlagen.

Der OB glaubt indes noch einen Trumpf im Ärmel zu haben. „Es gibt eine Erweiterungsnotwendigkeit“, sagt Spec, „das Archiv braucht eine zusätzliche Fläche von 1500 Quadratmeter.“ Darum möchte er, dass man in den kommenden Wochen zweigleisig fahre: Die Planer sollen zwar Konzepte für den Fall entwickeln, dass sich das Land endgültig einem Umzug verweigert. Aber auf der anderen Seite soll die Idee eines Umzugs ans Keplerdreieck in ein geplantes Gebäude mit konkreten Berechnungen versehen werden.

Dem ersten Vorschlag habe ein Konzept mit Investorenbeteiligung zugrunde gelegen, so Spec. Das Land wünsche aber eine Kalkulation für den Fall, dass der Neubau in das Eigentum des Staates überginge. Darum habe es nun auch grünes Licht für weitere Analysen gegeben. Die Stadträte äußerten sich zurückhaltend. „Es sind noch viele Fragen offen“, sagte Markus Gericke (Grüne). „Wir wüssten gerne, was genau das Gutachten beinhaltet.“ Elga Burkhardt (Lubu) wunderte sich darüber, dass nur noch von einem möglichen Standort geredet werde, und Klaus Herrmann (CDU) erbat sich Zeit für eine eingehende Beratung.