Ein 23-Jähriger hat im Bahnhof Ludwigsburg auf den Gleisen für ein Foto posiert. Aufmerksame Reisende alarmierten daraufhin die Polizei.

Ludwigsburg - Ein Selfie hat am Freitagabend einen Polizeieinsatz ausgelöst. Grund dafür war ein 23-Jähriger, der sich gegen 19.30 Uhr unbefugt im Bahnhof Ludwigsburg im Gleisbereich an Gleis 3 aufhielt, um ein Foto von sich selbst zu machen.

Ein aufmerksamer 46-jähriger Reisender beobachtete das und wählte den Polizeinotruf. Als die Beamten der Bundes- und Landespolizei eintrafen hatte sich der 23-Jährigen bereits aus dem Gefahrenbereich entfernt und hielt sich am Bahnsteig auf. Glücklicherweise herrschte zu diesem Zeitpunkt in dem entsprechenden Bereich kein Zugverkehr, sodass es zu keiner Gefährdung des Bahnverkehrs kam. Der in Stuttgart wohnende Mann gab die Tat zu und konnte nach einer eindringlichen Gefährdeansprache durch die Polizeibeamten seinen Weg fortsetzen. Er muss nun mit einem Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen des unbefugten Aufenthalts in den Gleisen rechnen.

Bahnschienen sind ein immer wiederkehrendes, beliebtes Hintergrundmotiv bei jungen Menschen. Besonders bei Jugendlichen gehören Fotos mit öffentlichen Freundes- und Liebesbekundungen in den sozialen Netzwerken mittlerweile zum Alltag. Hierbei kommt es in den Augen der Teenager insbesondere auf das Motiv und den Hintergrund des Bildes an: Eine gewöhnliche Kulisse wird den mit der Botschaft verbundenen Emotionen, aus Sicht der jungen Menschen, nicht gerecht. Bahngleise als Symbol für den Lebensweg, Fernweh, unzertrennliche Freundschaft oder ewige Liebe sollen die Motive prägen. Besonders bei jungen Mädchen spielt diese Selbstdarstellung in den Onlinenetzwerken eine große Rolle. Dabei wird die Gefahr durch herannahende Züge oftmals unterschätzt. Züge nähern sich fast lautlos und können je nach Windrichtung oft erst sehr spät wahrgenommen werden. Beim Fotografieren verliert man seine Umgebung und die Gefahren die dort lauern ohnehin sehr schnell aus dem Blick. Die Aufmerksamkeit ist auf das Selfie gerichtet und Umgebungsgeräusche werden nahezu nicht mehr wahrgenommen.

Mit Alltagserfahrungen ist die Gefahr, die von herannahenden Zügen ausgeht, nicht zu beschreiben. Ein Zug, der sich mit Tempo 160 nähert, benötigt für eine Strecke von 100 Metern gerade einmal 2,2 Sekunden. Züge können Hindernissen nicht ausweichen und selbst bei einer sofort eingeleiteten Schnellbremsung beträgt der Bremsweg mehrere hundert Meter. Ein elektrisch betriebener Zug, selbst bei einer Geschwindigkeit von über 200, ist für das menschliche Ohr erst wahrnehmbar, wenn er bereits vorbeifährt. Vielen Personen ist nicht bewusst, dass auch außerhalb des ausgehängten Fahrplanes ein Zugverkehr, etwa durch Sonder- oder Güterzüge, stattfindet.

Die Polizei richtet daher einen Appell an alle Eltern und Erwachsene: Sprechen Sie mit den Kindern und den Jugendlichen über die Gefahren im Eisenbahnbetrieb und seien sie vor allen Dingen selbst ein Vorbild. Bahngleise dürfen nur an den hierfür bestimmten Stellen, wie Über- oder Unterführungen, überquert werden.