Steile Musik: Karin Delessert und Helmut Rauscher blasen hoch über dem Neckar bei Poppenweiler das Alphorn. Foto: factum/

Umtrunk hoch über dem Neckar bei Ludwigsburg: Ein neues Fest führt Wengerter, Landschaftschützer und Marketingexperten zusammen.

Ludwigsburg - Wie der Name schon sagt, ist das Alphorn das Musikinstrument der Alpen – seit dem Wochenende steht der tiefe Klang der überlangen Holzröhren auch für die Hänge an der Neckarschleife. Bei den ersten Ludwigsburger Steillagentagen ging es darum, die Blick auf die Schönheit der Weinterrassen zu lenken – Alphornbläser und ein Saxofonquintett setzten musikalische Akzente.

Weinberge geöffnet

Am Sonntagnachmittag hat Tourismusmanager Elmar Kunz die Zahl der Gäste, die an beiden Tagen auf das Plateau über der Poppenweiler Schleuse gekommen waren, auf 2000 geschätzt. „Mehrere hundert Personen haben an den geführten Touren durch die Weinberge teilgenommen und auch die zwölf Kilometer langen Radtouren vom Kulturhaus MIK in der Stadtmitte über den Hungerberg zum Neckar waren stark nachgefragt.“

Das Fest im Weinberg ist auch deshalb etwas Besonderes, weil es den Klagen der Winzer etwas entgegensetzt. Einerseits wolle man die schwer zu bewirtschaftenden Hanglagen retten, sagt Uli Ostarhild. Andrerseits aber wirkten die Weinterrassen oft auch sehr abgeriegelt. „Das passt nicht zusammen“, meint der Neckar- und Zugwiesenführer. Darum sei es nötig gewesen, die Güter für Gäste zu öffnen. Die Bürger sollten schon auch etwas über die speziellen Probleme des Weinbaus in den Steillagen erfahren, sagt Kunz. „Aber das soll in angenehmer Atmosphäre passieren. Die Leute sollen sich hier wohlfühlen.“

Verkostung in 0,1-Gläschen

Die Terrassen bei Neckarweihingen, Poppenweiler und Hoheneck sind schwer zu bewirtschaften. Der Ertrag ist oft nicht groß genug, um sich diese Fron anzutun. Darum bauen manche Winzer nichts mehr an. Die Mauern verfallen und die Hänge verwildern. Doch inzwischen haben Naturschützer die Politik vom Wert der Steillagen als landschaftsprägende Elemente überzeugen können, während Marketingexperten die Weinterrassen als Attraktion für die Naherholung und den Tourismus entdeckt haben.

Um die Gäste bei den Steillagentagen zu überzeugen, luden die Winzer zur Verkostung von Riesling, Lemberger und Trollinger ein. Statt des klassischen Viertele gab es Kostproben in 0,1-Gläschen, was nach Ansicht von Kunz vom mitveranstaltenden städtischen Eigenbetrieb Tourismus & Events mehr Klasse hat.

Workshop für Trockenmauerbau

Besonders rege diskutiert wurde im Umfeld eines Trockenmauerworkshops am Sonntagnachmittag. Eine Veranstaltung für die sich vor allem Steillagenbesitzer und Kleinwinzer interessierten. Der Bau der charakteristischen Mauern, die ausschließlich mit Natursteinen, aber ohne Mörtel gebaut werden muss, ist eine Kunst für sich. Der Ludwigsburger Fachbereich Tiefbau und Grünflächen hatte darum einen Experten angeheuert, der in diese Geheimnisse einführen konnte.

Am Sonntagabend stand noch immer die Frage im Raum: Wird es 2020 eine zweite Ausgabe der Steillagentage geben? „Auf jeden Fall“, versicherte Kunz. „Wir werden vielleicht das eine oder andere ändern, aber die Nachfrage ist da.“ Das Experiment im Weinberg sei gelungen.