Eine Ringstrecke mit vielen Haltestellen wünschen sich Unternehmer der Weststadt. Foto: StZ

Die Staus in der Schwieberdinger Straße sind zu lang und das Bussystem zu starr: Firmen der Industrie 4.0 wünschen sich einen Weststadt-Express – mit möglichst vielen Haltestellen.

Ludwigsburg - Die meisten Firmen in der Ludwigsburger Weststadt zählen zur neuen Ökonomie, ihre Mitarbeiter gelten als jung und dynamisch. Trotzdem sind diese offenbar nicht bereit, ein paar Hundert Meter zu Fuß zurückzulegen: Die Geschäftsleitungen der großen Player wünschen sich einen Weststadt-Express – eine schnelle Busverbindung durch das Gebiet nördlich der Schwieberdinger Straße. Im Bauausschuss wurde erstmals über den gewünschten Firmen-Shuttle diskutiert.

In Ludwigsburg herrscht kein Mangel an Debatten zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV): Da wird gestritten, ob eine Stadtbahn günstiger ist oder das Bus-Rapid-Transfer-System (BRT) nach französischem Vorbild. Und es wird überlegt, ob stillgelegte Bahnlinien im Kreis wiederbelebt werden sollten, wie der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) sinnvoll umgestaltet werden kann und wie aus dem Bahnhof eine optimale Drehscheibe für Zug, E-Autos und Fahrräder wird.

Kurze Wege und kurze Taktzeiten

Nun wird also auch noch über eine Art Circle-Line in der Weststadt debattiert. Oder, wie Elga Burkhardt (Lubu) scherzte: „Ich glaube, der Goldesel im Blühenden Barock inspiriert die Verwaltung zu immer neuen Ideen.“ Diesmal allerdings kam die Idee nicht aus dem Rathaus, sondern von Max Maier und dem Entwicklerzentrum Urbanharbor. Die Stadt müsse auch nicht auf den Kosten sitzen bleiben, beteuerte Reinhold Noz (CDU), der den gemeinsam von seiner Fraktion, der SPD, den Grünen und den Freien Wählern formulierten Antrag vorstellte. Die Firmen hätten signalisiert, sich finanziell zu beteiligen.

Bei ersten Überlegungen war eine Linienführung herausgekommen, die am Westausgang des Bahnhofs startet und über die Schwieberdinger Straße zur Markung Waldäcker nahe der Autobahn-Auffahrt Süd führt, um über die Mörike- und die Hoferstraße wieder zum Ausgangspunkt zurückzugelangen. „Wichtig sind kurze Taktzeiten“, sagte Noz. Und ein dichtes Netz an Haltestellen. „Die Fahrgäste möchten auch mal nur 500 Meter weit fahren und dann wieder aussteigen.“ Noz spricht von einem Hopp-in-Bus.

Mit diesem Konzept in der Tasche hat sich Sascha Behnsen, der städtische Teamkoordinator Mobilität, auf Testfahrt begeben. In einem Standardbus der Ludwigsburger Verkehrslinien (LVL) mitten im spätnachmittäglichen Berufsverkehr. Als positives Ergebnis hebt Behnsen hervor, dass der Bus den Verkehr kaum ausgebremst habe, obwohl es an der Schwieberdinger Straße keine Haltebuchten gibt: „Wir sind überall gut im Takt geblieben, haben aber an der Kreuzung bei der MHP-Arena fast vier Minuten verloren.“

„Kein Max-Maier-Express“

ÖPNV-Experten halten wenig von einer Zirkellinie. Wer etwa in die Hoferstraße wolle, müsse zuvor die halbe Weststadt abfahren. Außerdem sei die Anzahl der Haltestellen im Konzept der Stadträte zu hoch. Man könne sich allerdings auch „einen West-Express on Demand vorstellen“, sagte Behnsen. Damit aber drohe „eine Kannibalisierung ähnlich wie bei Uber“.

Ein Konzept mit großen oder doch nur vielen kleinen Bussen? Ausschließlich für Firmenmitarbeiter oder doch für alle Ludwigsburger? Margit Liepins (SPD) schwirrte am Ende der Kopf: „Das kann nur in Abstimmung mit der LVL passieren“, sagte sie. „Wir wollen keinen Max-Maier-Express“, meinte Christine Knoß (Grüne).