Wildes Parken in der Ludwigsburger Weststadt: Viele Pendler und Firmenmitarbeiter stellen den Anwohnern die Straßen zu. Das soll sich bald ändern. Foto: factum/Granville

In der Weststadt herrscht Wildwest-Manier beim Parken. Es sind viele Pendler und Mitarbeiter der Firmen, die den Anwohnern alles zuparken. Mit einem neuen Konzept will Ludwigsburg dem Einhalt gebieten.

Ludwigsburg - Es ist 11 Uhr an einem Werktag, die Mörikestraße gleicht einem ziemlichen Durcheinander. Es wird wild geparkt, auch außerhalb der offiziell vorgesehenen Flächen. Rein statistisch sind diese Parkplätze in der Straße zu 120 Prozent belegt, das hat die Stadt Ludwigsburg in einer Erhebung aller 3500 Parkplätze in der Weststadt herausgefunden. Seit Jahren hat man im Rathaus und bei den geplagten Anwohnern den Verdacht: Hier sind Fremdparker am Werk. Also Mitarbeiter der nahegelegenen Firmen wie Lotter, Urban Harbor oder Hahn und Kolb.

Aber auch in der Osterholzallee oder in der Hoferstraße könnten sich die Autos fast schon stapeln. Bei einer Erfassung der Kennzeichen im vergangenen Herbst wurde deutlich, dass viele Auswärtige hier Parken. Pendler etwa, oder auch Lehrer und Schüler des Schulzentrums. Das lässt sich auch daraus erschließen, dass vorwiegend die Plätze um den Bahnhof und zu den großen Firmen hin belegt sind: In einem Plan der Weststadt, die die Auslastung der Parkplätze zeigt, ist es dort dunkelrot, während in den Randzonen entspanntes Grün vorherrscht.

Die Parkhäuser stehen halb leer

Wohlgemerkt: Hier geht es um Straßen, in denen Wohnhäuser stehen. Gleichzeitig sind die Parkhäuser etwa am Bahnhof und am Bleyle-Areal nur zu 50 Prozent belegt. Um das Problem an der Wurzel zu packen, schlägt die Stadt nun das vor, wasbereits in der Stuttgarter Innenstadtund der Ludwigsburger Oststadt mit einigem Erfolg erprobt wurde: verschiedene Zonen für das Anwohnerparken.

Sprich: Wer in den Straßen wohnt, kann dort gegen eine kleine Abgabe weiter parken, andere sind eher unerwünscht und müssen teure Minutenpreise bezahlen. „Wir haben natürlich Probleme bei den Besuchern der Anwohner“, räumte der Baubürgermeister Michael Ilk (Freie Wähler) im Bauausschuss des Gemeinderates ein. Doch in der Oststadt habe sich gezeigt, dass das Prinzip funktioniere.

Kritik von einigen CDU- und Freie-Wähler-Räten

Die Weststadt wird allerdings in verschiedene Zonen eingeteilt: In manchen wird das Parken generell kostenpflichtig, mit Ausnahmen für Anwohner und der Möglichkeit von Monatskarten für fremde Autofahrer. In anderen Gebieten soll die Regelung bis 22 Uhr beschränkt bleiben. Der Vorteil dieser Lösung: sie ist einfach. Eine Straßenseite für Anwohner und die andere für Fremdparker auszuweisen, das wurde als zu kompliziert verworfen.

Grundsätzlich stößt das Anwohnerparken im Gemeinderat auf Zustimmung. Die Freien Wähler in Person von Andreas Rothacker forderten, die Südstadt möglichst schnell mit einem ähnlichen Parksystem zu versehen. Er plädiert für ein einheitliches Verfahren: „Keep it simple and stupid“, sagte er. Zu Deutsch: einfach und dumm, damit es auch jeder versteht, so sein Credo. Doch bei der CDU gibt es durchaus einige kritische Stimmen. Etwa jene von Claus-Dieter Meyer, dem Vizefraktionschef. „Ich bin gegen die Stigmatisierung der Dauerparker“, erklärte er. Viele Firmen bräuchten die Parkplätze schlicht, die Mitarbeiter seien auch nach 17 Uhr oft im Einsatz. Vor allem in den Einzelhandels-Geschäften der Innenstadt: „Sie fahren nun mal mit dem Auto zur Arbeit und parken dann in der Weststadt“, so Meyer. Wenn dies nicht mehr möglich sei, werde das Ladensterben in der Innenstadt beschleunigt, so sein Argument. Bernhard Remmele von den Freien Wählern forderte Quartiergaragen, um das Problem zu lösen.

Die Parkhäuser sollen attraktiver werden

Doch abgesehen von diesen kritischen Einwürfen scheint das Anwohnerparken breiter Konsens zu sein. Abgestimmt wurde darüber im Bauausschuss allerdings nicht, zunächst sollen die Details ausgearbeitet werden: Wo soll welches Parkkonzept gelten? Was für Parkmöglichkeiten gibt es für die Anwohner? Auch sollen die Parkhäuser besser ausgeschildert und die Kurzzeitparkplätze in deren Erdgeschosse verlagert werden, um die Anlagen attraktiver zu machen. Vor allem das Parkhaus an der MHP-Arena hat eine sehr niedrige Auslastung. Die Hoffnung der Stadt ist, dass die zahlreichen Pendler und Firmenangestellten künftig in die Parkhäuser fahren, statt den Anwohnern die Straßen zuzuparken.