Sänger Smudo hat gemeinsam mit den Fantastischen Vier eine Corona-App mitentwickelt. Foto: dpa/Christian Charisius

Die Kontaktnachverfolgung wurde mit der zweiten Infektionswelle im Herbst schwieriger, viele Gesundheitsämter im Land sind überlastet. Die Fantastischen Vier wollen Abhilfe schaffen – und haben eine App entwickelt.

Stuttgart - Die Fantastischen Vier, eigentlich bekannt als Stuttgarter Alt-HipHopper, wagen sich auf neues Terrain: Die Band hat eine neue App entwickelt um mehr Freiheiten während der Corona-Pandemie zu ermöglichen. „Luca“, so der Name der Anwendung, soll die Kontaktverfolgung in Restaurants, bei Konzerten oder auch in Pflegeheimen vereinfachen. Listen aus Papier, in welche sich die Menschen bisher eintragen mussten, würden dadurch überflüssig.

„Wir gehen in ein Restaurant oder Pflegeheim und müssen einen Zettel ausfüllen. Diese werden aufbewahrt und nach 14 Tagen vernichtet“, sagt Sänger Smudo am Donnerstagabend bei Maischberger. Die neue App soll diese „Zettelwirtschaft“ abschaffen – und somit Gesundheitsämtern die Kontaktverfolgung erleichtern. Der Musiker sieht „Luca“ als Digitalisierung der bisherigen Maßnahmen zur Kontaktverfolgung. In der Talkshow durfte er das Konzept vorstellen.

Besserer Datenschutz als bisher

Dabei sei die App noch anonymer als das jetzige System. Mit einem fälschungssicheren QR-Code logge man sich beispielsweise bei einem Restaurantbesuch ein, indem man das Handy über einen Scanner hält. „Die Check-In und Check-Out Daten liegen nur beim Restaurant“, sagt Smudo. Im Falle einer Corona-Infektion könne der Betroffene dem Gesundheitsamt dann freiwillig die Daten aus der App zur Verfügung stellen.

Was den Datenschutz betrifft sieht der Musiker in der App einen deutlichen Vorteil gegenüber der Zettel, die momentan in den Umlauf gebracht werden. „Die kann man einfach mitgehen lassen oder abfotografieren. Und ob sie wirklich nach 14 Tagen vernichtet werden ist auch ungewiss“, sagt er.

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Das große Ziel sei es, die Gesundheitsämter zu entlasten. „Die, denen wir die App bisher vorgestellt haben, waren begeistert“. In Jena soll Luca zuerst durchstarten. Restaurants, Museen, Konzerthäuser – alles werde App-tauglich gemacht. Auch die Insel Sylt interessiere sich schon jetzt für dieses System.

Auch in Pflegeheimen soll die App das bisherige Problem der „Zettelwirtschaft“ lösen. „Pflegekräfte dort sind aktuell oft eine Stunde nur mit den Zetteln beschäftigt“, sagt Smudo. Luca löse dieses Problem, sodass Pflegekräfte wieder Zeit für andere Aufgaben haben. Außerdem erfasse die App auch private Treffen. „Wenn ich mich mit meiner Familie treffe, dann können sich alle Beteiligten über meine App einchecken“, sagt der Musiker. So würden auch dort Kontaktketten nachvollziehbar.

Kein Ersatz für bisherige Corona-Warn-App

Mit der Corona-Warn-App des Gesundheitsministeriums, welche seit Juni 2020 verfügbar ist, habe das System Luca laut Smudo wenig zu tun. „Das sind zwei komplett verschiedene Sachen“. Dabei betont der Musiker, dass er von der Corona-Warn-App absolut überzeugt ist. „Das ist ein Radar, der mit sagt, wie risikobehaftet ich heute den Tag verbracht habe“. Smudo setzt auf das Zusammenspiel beider Apps – denn Luca soll hauptsächlich die Gesundheitsämter entlasten.

Auch bei den anderen Gästen der Sendung kommt die Idee gut an: „Das ist super clever“, sagt Dirk Brockmann, Epidemiologe am Robert Koch Institut. Denn die Menschen trugen proaktiv etwas zur Verbesserung der Corona-Lage bei, indem sie die App nutzen. Der Mitmachgedanke habe sich schon in früheren Szenarien als hilfreich erwiesen: Je mehr die Menschen selbst aktiv werden könnten, desto besser würden Systeme wie das der App Luca funktionieren.

Die Hoffnung liegt auf den Gesundheitsämtern

„Unsere Hoffnung ist, dass die Gesundheitsämter mitziehen“, sagt Smudo. Jena mache jetzt den Anfang, andere Bezirke in Deutschland sollen folgen. Der Musiker wünscht sich, dass sich noch viele weitere Gesundheitsämter melden und die App somit, vielleicht schon an Weihnachten, in vielen Städten zur Anwendung kommen kann. Ab dem 30. November soll Luca verfügbar sein.