Diese Mobilfunk-Station bündelt einen großen Teil des Datenverkehrs in Baden-Württemberg und steht am Rande von Vaihingen auf dem Eiermann-Areal. Foto: Max Kovalenko

Viele ländliche Gebiete müssen in Baden-Württemberg noch auf schnelle mobile Internetverbindungen verzichten: Die Mobilfunkanbieter rüsten zuerst in Ballungsräumen auf.

Stuttgart - Das Smartphone zücken und unterwegs mal schnell online gehen ist für viele so selbstverständlich wie der Griff zum Geldbeutel. Doch um dabei nicht minutenlang auf den Aufbau einer Internetseite warten zu müssen, ist eine schnelle mobile Datenverbindung vonnöten. In vielen ländlichen Gebieten Baden-Württembergs kriechen Bilder, Texte oder Videos allerdings nur im Schneckentempo auf mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets.

Nur für 41 Prozent aller Haushalte im Südwesten ist überhaupt ein schnelles mobiles Internet verfügbar. Zum Vergleich: Selbst im strukturschwachen Brandenburg liegt dieser Wert bei knapp 60 Prozent, in Berlin bei 99,9 Prozent.

Das belegt der vom Bundesverkehrsministerium veröffentliche Breitbandatlas, für den der Tüv Rheinland umfangreiches Datenmaterial von allen Kommunen in Deutschland ausgewertet hat (Näheres unter www.breitband-atlas.de). Zieht man eine mobile Datenrate schneller als sechs MBit pro Sekunde als Vergleichsbasis heran, landet Baden-Württemberg deutschlandweit auf dem letzten Platz

Diese Bandbreite entspricht einem DSL-6000-Anschluss und erlaubt es, eine E-Mail mit einem großen Anhang zu versenden oder ein Internetvideo anzuschauen. Für die schwache Netzabdeckung verantwortlich ist vor allem die teils ungünstige Topografie im Land. Vor allem in Waldgebieten wie dem Schwarzwald kämpfen die Mobilfunkanbieter mit dem dichten Baumbestand und den engen Tälern. Funkwellen verbreiten sich hier viel schlechter als auf dem flachen Land.

Auch in Gebieten nahe der schweizerischen oder französischen Grenze lahmt das Internet auf dem Smartphone. Der Grund: Die Anbieter müssen sich bei der Belegung der Funkfrequenzen mit ihren Kollegen von der anderen Seite der Grenze abstimmen. Dies sei technisch aufwendig und bremse die Verbindung teils erheblich, sagt Heinrich Derenbach vom Verbraucherministerium Baden-Württemberg. Die Landesregierung hat für den Netzausbau indes nur begrenzt Geld zur Verfügung. Am Mittwoch verkündete Verbraucherminister Alexander Bonde (Grüne) zwar, das Land wolle seine Breitbandinitiative ausweiten. Darin fördert die Regierung mit jährlich 11,7 Millionen Euro allerdings vor allem den Ausbau des kabelgebundenen Internets. Doch die Funkmasten für das mobile Datennetz betreiben die Mobilfunkanbieter. Sie allerdings setzten eigene Prioritäten beim Ausbau ihres Hochgeschwindigkeitsnetzes.

Vodafone ist derzeit eifrig dabei, seine Funkmasten auf den neuesten technischen Stand zu bringen.

Das Unternehmen hat in den vergangenen Wochen und Monaten 130 seiner 218 Sendestationen im Raum Stuttgart mit neuer Technik ausgerüstet. Parallel dazu läuft die Modernisierung in Mannheim und  Ludwigshafen. Im ländlichen Raum geht der Ausbau indes deutlich schleppender voran. Dort sitzen weniger lukrative Unternehmenskunden, mit denen sich die Investitionen in ein schnelleres Mobilfunknetz lohnen würden.