Eva Herman sorgt mit ihren Äußerungen zur Loveparade-Tragödie in Duisburg für Wirbel. Foto: dpa

Update: Laut der Ex-Tagesschau-Sprecherin hätten bei Tragödie höhere Mächte eingegriffen.

Stuttgart - Lange hatte man nichts mehr von ihr gehört, nun meldet sich Ex-"Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman wieder zu Wort: Herman hat eine ganz eigene Meinung zu der Tragödie bei der Loveparade in Duisburg vom vergangenen Samstag, als 20 Menschen starben und sich über 500 verletzten.

Auf einem Blog des Kopp-Verlages teilt sie mit, dass die Loveparade nicht etwa ein fröhlich-friedliches Fest sei, sondern "in Wahrheit eine riesige Drogen-, Alkohol- und Sexorgie, geplant, genehmigt und zum Teil finanziert von der Stadt Duisburg und NRW." Weiter bezeichnet Herman den Zustand der Veranstaltung als "Sodom und Gomorrha" und glaubt, bei Betrachtung der Bilder der Loveparades aus den zurückliegenden Jahren, "in der Verfilmung der letzten Tage gelandet zu sein, wie sie in der Bibel beschrieben werden. Viele der Partygäste wirken auch in diesem Jahr bereits lange vor dem Unglück wie ferngesteuert."

Und weiter bloggt Buchautorin Herman, die im Oktober 2007 von ZDF-Moderator Johannes B. Kerner aus seiner Talkshow geworfen wurde: "Man muss nicht ausgesprochen prüde sein, um sich hier nach kurzer Zeit mit Grausen abzuwenden. Riesige dunkle Wolken der Enthemmung und Entfesselung treiben über dem Geschehen, die jungen Menschen wirken, als hätten sie jegliche Selbstkontrolle abgegeben, ekstatisch und wie im Sog folgen sie dem finsteren Meister der sichtbaren Verführung."

"Unheilvolle Auswüchse der Jetztzeit"

Die 51-Jährige fragt sich verzweifelt, "welche Definition von 'Liebe' die jungen Menschen durch derartige und leider selbstverständlich gewordene Falschbezeichnungen für das eigentlich Schönste und Höchste in dieser Schöpfung erhalten müssen? Sie spricht weiter von "unheilvollen Auswüchsen der Jetztzeit". Der gesellschaftliche Abgrund, so Hermann, sei auf der Loveparade in Duisburg sehr nahe gewesen: "Wer sich betrunken und mit Drogen vollgedröhnt die Kleider vom Leib reißt, wer die letzten Anstandsnormen feiernd und tanzend einstürzen lässt, und wer dafür auch noch von den Trägern der Gesellschaft unterstützt wird, der ist nicht weit vom Abgrund entfernt. Die Achtundsechziger haben ganze Arbeit geleistet!"

"Schamloses Treiben"

Eva Herman, die in den vergangenen Jahren durch verschiedene Aussagen zur Rolle der Frau in der Gesellschaft und zur Familienpolitik sowie ihr Buch "Das Eva-Prinzip" in die Schlagzeilen geriet und 2007 von der ARD entlassen wurde, teilte "den Familien und Angehörigen der Toten tiefstes Beileid" mit: "Sie haben schwerste Zeiten vor sich." Das Ende der Loveparade, das Veranstalter Rainer Schaller am vergangenen Samstag erklärt hatte und ihrer Ansicht nach folgerichtig sei, kommentiert die Moderatorin so: "Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen."

Hermans Blog rief im Internet bereits zahlreiche heftige Kommentare hervor. Und Medienjournalist Stefan Niggemeier schreibt in seinem Blog über Hermans Ansichten: Sie dürfe "alles denken und sagen. Und ich darf sie dafür verachten."

Reaktion auf die Resonanz im Blog

Am frühen Montagabend ließ Eva Herman auf die Reaktionen sogar noch eine zweite Mitteilung im Blog des Kopp-Verlages folgen: Die Opfer der Loveparade-Tragödie wollte sie nicht diskriminieren, schreibt sie. "Mir ist es wichtig, klarzustellen, dass dies nicht geschehen ist, sondern dass ich im Gegenteil in dem Artikel mein tiefstes Beileid ausgesprochen habe. Sollten sich dennoch vor allem Familienangehörige, Freunde und Solidargemeinschaften in ihrem Pietätsgefühl verletzt sehen, so tut mir dies aufrichtig leid." Ihre Kritik habe sich in erster Linie "gegen die Einrichtung Loveparade" gerichtet "und gegen den allgemeinen Umgang mit ihr."

Störenfried der Gesellschaft

Herman teilt mit, dass Sie kein Problem damit habe, mit ihrer Meinung immer wieder anzuecken und als Ewiggestriger oder Störenfried der Gesellschaft bezeichnet zu werden: "Sei es drum, mit dieser Zuweisung lebe ich inzwischen ganz gut", so die 51-Jährige, die einen großen Traum hat: Und dafür, so Herman, kämpfe sie. "Manchmal vielleicht zu ungestüm."

Duisburgs Oberbürgermeister tritt nicht zurück

Unterdessen hat Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland eine schriftliche Stellungnahme abgegeben - ein Rücktritt ist für ihn derzeit kein Thema: "Gestern und auch heute ist die Frage nach Verantwortung gestellt worden, auch nach meiner persönlichen. Ich werde mich dieser Frage stellen. Doch heute und in den nächsten Tagen muss es darum gehen, die schrecklichen Ereignisse aufzuarbeiten und die vielen Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenzufügen", so Sauerland.