Sterneköche veredeln Kochbuch

Lorch - Viele Köche verderben den Brei? Von wegen. Sieben Schülern des Gymnasiums Friedrich II. in Lorch im Ostalbkreis können es gar nicht genug (Sterne-)Köche sein. Sie hatten nämlich die Idee, ein Kochbuch mit Rezepten von Sterneköchen aus Baden-Württemberg herauszugeben, samt Videos mit persönlichen Tipps von den Küchenprofis. Sie haben daraus sogar ein Unternehmen gemacht: „SocialCookStar“ heißt die Lorcher Schülerfirma. „Sozial“, weil die Gewinne am Ende dem Projekt „Schlupfwinkel Stuttgart“ zugutekommen sollen – einer Organisation, die sich für auf der Straße lebende Jugendliche einsetzt. Für die Dauer eines Geschäftsjahres wurde die Firma gegründet; sie läuft über das bundesweite Junior-Programm des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.

„Die Idee zu der Firma entstand im Rahmen unseres Leistungsfachs Wirtschaft – da gibt uns die Schule die Möglichkeit, eine Schülerfirma zu gründen“, erzählt die 17-jährige Schülerin und Vorstandsvorsitzende Josefa Wägner. „Irgendwann kamen wir auf den Gedanken, ein Kochbuch mit Rezepten von Sterneköchen zu machen, schließlich ist Baden-Württemberg ja das Land der Sternerestaurants. Mit der Idee und einem Businessplan bewarben sich die Schüler dann beim Junior-Programm. Sie werden nun als eine von 160 Schülerfirmen in Baden-Württemberg unterstützt und können am landesweiten Wettbewerb des Instituts teilnehmen.

Über das Programm brachten die Schüler auch Aktien an den Mann: 90 Stück, einen Anteilsschein zu je zehn Euro. Damit stand das Startkapital. „Die Geldfrage ist trotzdem die größte Schwierigkeit an dem Projekt“, sagt Wägner. „Über die Aktien hatten wir erst mal 900 Euro zur Verfügung, die Druckkosten für 750 Kochbücher liegen aber bei gut 5000 Euro.“ Über ihre Internetseite „socialcookstar.de“ starteten die sieben Jungunternehmer daher einen Vorverkauf: ein Buch kostet 19,95 Euro.

Doppelleben als Schüler und Unternehmer

Auch prominente Unterstützer aus der Wirtschaft konnte die Schülerfirma für ihr Geschäft gewinnen: So erwarben bereits Reinhold Würth, Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe, und Daimler-Vorstandsmitglied Christine Hohmann-Dennhardt Aktien bei der Schülerfirma. Allerdings: „Es war nicht immer einfach, jemanden für unser Geschäft zu gewinnen oder überhaupt angehört zu werden“, sagt Wägner. Es sei auch eine Erfahrung gewesen, mit Absagen umzugehen zu lernen.

Einfach ist so ein Doppelleben als Schüler und Unternehmer jedenfalls nicht: Quer durchs Land müssen die Schüler für ihre Termine mit den Köchen fahren – vergangene Woche besuchten sie Sternekoch Benjamin Schusters im Delice in Stuttgart; als Rezept steuert er als Hauptgericht Perlhuhnbrust auf Kräutersaibling mit Spitzkohl bei. Acht Sterneköche aus dem Land konnten die Schüler bisher für ihr Projekt gewinnen. Neben Julian Schuster sind dies: Boris Benecke (Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe), Hans-Harald Reber (Reber’s Pflug), Sebastian Wiese (Altes Amtshaus Ailringen), Harald Wohlfahrt (Restaurant Schwarzwaldstube, Hotel Traube Tonbach), Sascha Wolter (Backnanger Stuben), Klaus Buderath (Lago in Ulm), Rolf Straubinger (Burg Staufeneck). Die Köche und das fertige Gericht werden für das Kochbuch von einem Fotografen abgelichtet, der die Schüler als Wirtschaftspate unterstützt. Dazu kommen wöchentliche Sitzungen, Finanzkalkulationen, Marketing und Pressearbeit.

Noch bis zum Sommer läuft das Projekt – bis dahin muss alles fertig werden. Bei ihrer zweiten Hauptversammlung Ende Juli muss sich die Schülerfirma auflösen. „Was am Ende zählt, sind die Erfahrungen“, sagt Josefa Wägner – und das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Und was kommt nach dem Abi? Josefa Wägner würde gerne Betriebswirtschaftslehre studieren, dual, mit Schwerpunkt Dienstleistungen. Sie weiß jetzt, dass beides wichtig ist: Theorie und Praxis.