Queen Elisabeth II. erklärte die Paralympischen Sommerspiele für eröffnet. Foto: dapd

Fantasievoll, fröhlich, akrobatisch und emotional - mit einer gigantischen Show hat London die Paralympioniken aus 165 Ländern empfangen.

London - Fantasievoll, fröhlich, akrobatisch und emotional - mit einer gigantischen Show hat London die Paralympioniken aus 165 Ländern empfangen.

17 Tage nach Ende der Olympischen Spiele erfolgte der Startschuss für das zweite Großereignis in der Themse-Metropole: Ein Sportfest der Rekorde mit 4200 Athleten, 2,5 Millionen Besuchern und einem Milliarden-Publikum vor den TV-Bildschirmen. "An diese Spiele wird man sich erinnern", betonte Organisationschef Sebastian Coe am Mittwoch im ausverkauften Olympiastadion, ehe um 23.13 Uhr Ortszeit von Queen Elizabeth II. die offizielle Eröffnung folgte.

"Herzlichen willkommen bei den größten Paralympics aller Zeiten", rief Philip Craven, der Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), ins weite Rund und ergänzte: "Habt Spaß!"

Vor den Augen von Bundespräsident Joachim Gauck, der bei der Athletenparade zu Elektrobeats fröhlich mitschunkelte, bereiteten die Londoner auch den deutschen Athleten einen herzlichen Empfang. Angeführt wurde die Truppe von der sehbehinderten Schwimmerin Daniela Schulte, hinter der Fahnenträgerin tanzten die Sportler des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) ausgelassen durch das Stadion.

Den ersten Höhepunkt der Eröffnungsfeier erlebten die 62 000 Zuschauer gleich zum Party-Auftakt, als Stephen Hawking auf der Bühne erschien. Der an einer Nervenkrankheit leidende Wissenschaftler führte als Erzähler durch die Feier unter dem Motto "Enlightment" - Aufklärung und Erleuchtung. Wer wäre dafür besser geeignet als der wohl größte Physiker unserer Zeit, der seit 1968 im Rollstuhl sitzt?

"Ich wünsche mir, dass wir mehr Aufmerksamkeit kriegen"

Im Zentrum der Feier stand das kleine Mädchen Miranda, eine Figur von Shakespeare, die mit Hawking das Publikum aufforderte, auf eine virtuelle Reise durch die Historie der Wissenschaft zu gehen. Als viele der 4200 Paralympics-Athleten, die an elf Tagen um insgesamt 1509 Medaillen kämpfen, ins Stadion einzogen, erreichte die Party ihren Höhepunkt - vor allem beim grandiosen Finale mit dem Auftritt der britischen Sportler und dem Song "Heroes" von David Bowie.

"Ich wünsche mir, dass wir mehr Aufmerksamkeit kriegen und ganz genauso behandelt werden wie Nicht-Behinderte, nicht in Watte gepackt werden", sagte Schulte vor ihren vierten Spielen. Schwimm-Kollegin Kirsten Bruhn freute sich für Schulte: "Es hätte keinen besser treffen können. Sie ist nicht so extrovertiert, aber das, was sie sonst ins Wasser bringt, kann sie jetzt als Fahnenträgerin zeigen."

Zwei früheren deutschen Behindertensportlerinnen - Handicap-Ruderin Monika Tampe und Goalballspielerin Cornelia Dietz - war schon am Nachmittag die Ehre zuteilgeworden, die paralympische Fackel für einige hundert Meter durch London zu tragen.

Als Einstimmung auf das weltgrößte Behindertensportfest erhielten die Athleten eine Botschaft von Angela Merkel. "Ich kann Menschen mit Behinderung nur ermutigen, sich politisch zu engagieren. Es gibt aber leider in unserem Leben insgesamt immer noch zu viele Barrieren, die wir beseitigen müssen, auch wenn wir dabei Fortschritte machen", sagte die Bundeskanzlerin der "Paralympics Zeitung", einer Sonderbeilage von "Tagesspiegel", "Zeit" und "Handelsblatt".

Die Themse-Metropole feiert in diesem Sommer nicht nur die größten Spiele der Geschichte, sondern auch die Rückkehr der Paralympics auf die Insel. 1948 fanden in Stoke Mandeville die ersten Wettbewerbe für Behinderte statt. Als Gründervater gilt der deutsche Arzt Ludwig Guttmann. "Willkommen daheim", meinte Organisationschef Coe.