Schon wieder treten die Lokführer in den Ausstand. Foto: dpa

Die Gewerkschaft kündigte einen 72-stündigen Warnstreik bei den Privatbahnen an.

Frankfurt/Main - Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) macht wieder ernst. Am Dienstag rief sie zu einem 72-stündigen Warnstreik bei privaten Wettbewerbern der Deutschen Bahn (DB) auf. Nach GDL-Angaben soll der Ausstand im Personennahverkehr um 14 Uhr beginnen. Das Streikende sei für Freitag um 14 Uhr vorgesehen. Dies bestätigte GDL-Sprecher Stefan Mousiol am Morgen.

Die GDL hatte sich verpflichtet, bis zum vergangenen Sonntag nicht zu streiken und die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) zu Verhandlungen aufgefordert. Alle Unternehmen der Hessischen Landesbahn sowie ein Teil der Unternehmen von Netinera und BeNEX haben nach GDL-Angaben die Chance genutzt und der Gewerkschaft verhandlungsfähige Angebote gemacht. Mit ihnen befindet sich die GDL in Verhandlungen und hat Streiks ausgesetzt.

Doch die "ewig gestrigen Arbeitgeber" - allen voran die Unternehmen des Veolia-Konzerns, die AKN Eisenbahn AG, die Prignitzer Eisenbahngesellschaft (PEG) und die Hohenzollerische Landesbahn (HzL) - würden Verhandlungen zu inhaltsgleichen Rahmenregelungen weiter ablehnen.

GDL-Chef Weselsky: Sturheit der Arbeitgeber nicht zu begreifen

"Die Sturheit der Unternehmen ist nicht zu begreifen und offensichtlich geht es gar nicht mehr um Kompromissfindung und Konfliktbeilegung", sagte der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky laut Mitteilung. "Sie wollen weiterhin mit dem Kopf durch die Wand, obwohl sie innerhalb des Gesamtmarktes der EVU zunehmend isoliert sind."

Besonders bedauerlich und verantwortungslos sei, dass die Arbeitgeber den Tarifkonflikt auf dem Rücken der Lokomotivführer austragen und diese zynisch zu Lasten der Fahrgäste weiterhin in den Streik treiben würden, sagte Weselsky weiter.

Zur Liste der aktuell zu bestreikenden Unternehmen des privaten Schienenpersonen-Nahverkehrs (SPNV) gehören nach GDL-Angaben neun Firmen. Dies sind die AKN Eisenbahn AG, Bayerische Regiobahn GmbH, Berchtesgadener Land Bahn GmbH, Hohenzollerische Landesbahn AG (HzL) und Nord-Ostsee-Bahn GmbH (NOB). Zudem zählen dazu die Ostseeland Verkehr GmbH (OLA), Prignitzer Eisenbahn (Betriebsteil NRW), Veolia Verkehr Regio Ost GmbH und Veolia Verkehr Sachsen-Anhalt GmbH. Mit Beeinträchtigungen für die Fahrgäste ist zu rechnen.

In dem Tarifkonflikt kämpft die GDL neben einer Entgelterhöhung vor allem für einen flächendeckenden Tarifstandard auf dem hohen Niveau des Marktführers Deutschen Bahn (DB).

Der GDL-Bundesvorsitzende forderte die Unternehmen erneut auf, ihre Verweigerungshaltung zu überdenken. "Der einzige Weg an den Verhandlungstisch führt über substanzielle Angebote zu inhaltsgleichen Rahmenregelungen damit verknüpften Haustarifverträgen und Betreiberwechseltarifverträgen", sagte Weselsky laut Mitteilung. Die GDL habe einen langen Atem, ergänzte er.

Die Lokführergewerkschaft hatte vor knapp zwei Wochen ihren bislang letzten Ausstand bei den DB-Konkurrenten. Der 60-Stunden-Streik war der bisher längste Streik im aktuellen Tarifkonflikt gewesen.