Der Geh- und Radweg entlang der Lohäckerstraße befindet sich größtenteils dort, wo einst Felder waren. Foto: Alexandra Kratz

Die Lohäckerstraße ist ein Provisorium. Vor mehr als 30 Jahren mussten Landwirte Teile ihrer Flächen an die Stadt verpachten, um dort einen Geh- und Radweg bauen zu können. Seitdem warten sie auf eine endgültige Lösung.

Möhringen - Für Jürgen Lohmann ist die Lohäckerstraße der schlechteste Feldweg auf den Fildern. So hatte sich der Möhringer Schultes in der Februar-Sitzung des Bezirksbeirats ausgedrückt. Damals hatte Roland Kurz, der für Möhringen zuständige Mitarbeiter beim Tiefbauamt, vorgestellt, welche Straßen 2013 saniert werden sollen. Die Lohäckerstraße war nicht dabei, was prompt zu einer entsprechenden Nachfrage einer Bezirksbeirätin führte.

Die Verbindung vom Freibad in Richtung Fasanenhof ist vielen Bürgern ein Dorn im Auge. Der schlechte Zustand der Straße wird oft kritisiert. Zudem ist die Fahrbahn so schmal, dass zwei Laster oder Busse kaum aneinander vorbeikommen. Schon manch einer habe seinen Außenspiegel auf der Strecke eingebüßt, sagt Klaus Brodbeck. Er ist einer der beiden Landwirte, die Grundstücke direkt an der Lohäckerstraße haben.

Und nicht nur das. Als die Stadt vor mehr als 30 Jahren den einstigen Feldweg zu einer regulären Straße ausbauen ließ, mussten er und Helmut Günther Teile ihrer Flächen an die Stadt verpachten. Vor allem der Geh- und Radweg befindet sich dort, wo einst Felder waren. In dem Pachtvertrag war zu lesen, dass die Eigentumsverhältnisse in absehbarer Zeit neu geregelt werden sollen. Soll heißen: die Stadt will die für den Ausbau erforderlichen Flächen von den Landwirten kaufen oder zumindest dauerhaft pachten.

Der Vertrag war unantastbar

Bis 2009 war der Vertrag zwischen der Stadt und den Landwirten unantastbar. Seitdem könnte er theoretisch jederzeit von einer der beiden Seiten gekündigt werden. Die Stadt ist also eigentlich in Zugzwang.

Dennoch ist bislang noch so gut wie nichts geschehen. „Im Jahr 2011 oder so“ habe es mal ein Gespräch mit der Planungsabteilung des Tiefbauamts gegeben, erinnert sich Klaus Brodbeck. Damals hätten die Mitarbeiter der Stadtverwaltung einen groben Entwurf für den Ausbau der Straße vorgelegt und die Anlieger ihre Vorstellungen geäußert. Seitdem sei Funkstelle. „Wir wissen nicht einmal, an welchem Punkt des Verfahrens wir uns derzeit befinden“, sagt der Möhringer Landwirt. Seine große Befürchtung sei, dass es am Ende doch eine Hau-Ruck-Aktion gebe und die Anlieger der Lohäckerstraße nicht in die Planungen einbezogen werden.

Klaus Brodbeck will zum einen, dass die Straße sicherer wird. Zum anderen gehe es aber auch darum, dass die Felder künftig wieder von zwei Seiten erreichbar sind. Die Zufahrten zu den Äckern müssten beim Ausbau der Lohäckerstraße berücksichtigt werden.

Wann das Projekt in Angriff genommen wird, kann Nicolaus Welker derzeit nicht sagen. Die grobe Planung sei aber bereits 2009 im Bezirksbeirat und im Umwelt- und Technikausschuss vorgestellt worden, so der Leiter der Dienststelle Straßen- und Verkehrsplanung. Seitdem stocke das Verfahren. „Denn wir brauchen Flächen, die uns bislang nicht gehören“, sagt Welker. Er meint, dass sich die Stadt bereits in Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern befinde. Zu deren Verlauf könne und wolle er nichts sagen. Schließlich sei das auch Sache des Liegenschaftsamts. Einen Termin, bis wann die Stadt die Verhandlungen abgeschlossen haben will, gebe es nicht. „Das Prozedere ist nicht ganz einfach“, sagt Welker. Doch er sei „guter Dinge“.

Auch die SSB haben ein Interesse am Ausbau

Welker könnte sich vorstellen, den Ausbau abschnittsweise entsprechend des Ausgangs der Grundstücksverhandlungen voranzutreiben. Dort, wo die Stadt die erforderlichen Flächen habe, könnten die Planungen Stück für Stück verfeinert werden. Aber Fakt sei auch, dass der Ausbau erst in Angriff genommen werden kann, wenn der Gemeinderat dafür Geld im Doppelhaushalt bereitstellt. Doch Welker versichert: „Wir sind an dem Thema dran.“

Daran haben freilich auch die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) ein Interesse. Denn auf der Straße sind auch die Busse der Linie 72 unterwegs. Die Fahrgäste werden oft ganz schön durchgeschüttelt. „Die Lohäckerstraße ist schmal und kurvig. Hinzu kommt, dass uns der schlechte Fahrbahnbelag mit seinen vielen Spurrillen Kummer macht“, sagt die Pressesprecherin Susanne Schupp und ergänzt: „Den SSB würde eine Begradigung und Verbreiterung der Straße auf alle Fälle entgegenkommen.“

Für Axel Brodbeck ist der Ausbau der Straße vor allem eine Sache des Wollens. „Die Planungen können so kompliziert nicht sein“, sagt der landwirtschaftliche Obmann, der auch für die Freien Wähler im Bezirksbeirat sitzt. Er ärgert sich über die für die Anlieger unbefriedigende Situation: „Es fehlt eine langfristige Perspektive.“