Lastentransport auf zwei und drei Rädern – mit E-Antrieb. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Immer mehr Güter werden in der Stadt auf E-Bikes transportiert. Jetzt steigt auch die Firma Velocarrier in den Markt ein, der nach Ansicht des Landes dynamisch wachsen wird.

Stuttgart - Stuttgart gilt gemeinhin nicht als ideale Fahrradstadt. Das ficht das Unternehmen Velocarrier aber nicht an. Mit elektrisch angetriebenen Lastenrädern will die Firma, die bereits in Tübingen und Esslingen am großen Rad des wirtschaftlichen Erfolgs dreht, in den Paketversand in der Landeshauptstadt einsteigen. „Stuttgart ist eine große Herausforderung“, sagen Geschäftsführer Raimund Rassillier und Vertriebsleiter Sebastian Bühler.

Lager in der Innenstadt, Degerloch, Cannstatt und Zuffenhausen

Seit einigen Wochen sind zwölf Lastenräder unterwegs, die zentrale Sammel- und Verteilstelle ist an der Schwabstraße, weitere Lager gibt es in Degerloch, Cannstatt und Zuffenhausen. Rassillier strebt den Ausbau auf 50 Lastenräder und elf Standorte in den Bezirken an.

Velocarrier verspricht, die Pakete am selben Tag in Stuttgart zuzustellen, bundesweit in bis zu drei Tagen. Dafür gibt es drei Preise: 4,99 Euro bis fünf Kilogramm, 7,49 Euro bis zehn Kilogramm und 9,99 bis 31 Kilogramm. „Wir transportieren vor allem für Apotheken, Floristen, Zahnärzte und Steuerberater“, sagt Rassillier. Bühler bezeichnet die Reaktion der Stuttgarter Händler und der Stadt als „sehr positiv“. Es gebe Anfragen von Kliniken und Behörden.

Auch das Land unterstütze die Lieferung mit E-Bikes, sagte Christoph Erdmenger vom Verkehrsministerium. Er wies auch auf andere Anbieter im „dynamisch wachsenden Markt“ der Fahrradkuriere wie den Essenslieferservice Foodora und Die Radler hin. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) wird jedenfalls die Dienste von Velocarrier nutzen. „Wir verschicken unsere Pakete jetzt auf diesem Weg“, kündigte Landesvorsitzende Gudrun Zühlke auf der Pressekonferenz an.

Die Fahrer erhalten 10,50 Euro auf die Stunde

Anders als manche Konkurrenten transportiert Velocarrier die Pakete nicht direkt von A nach B, sondern sammelt sie an den Standorten ein und verteilt sie dann von da aus. „Wir haben unsere eigene Logistikkette innerhalb einer Stadt“, sagt Rassiellier. Bei Lieferungen über die Stadtgrenzen hinaus setzt die Firma auf andere Paketdienstleister. Die Fahrer, zumeist Studenten, die auf 450-Euro-Basis arbeiten, erhielten einen Stundenlohn von 10,50 Euro, so Rassillier. Es würden noch Fahrer gesucht, außergewöhnliche Muskelkraft wird wegen des E-Antriebs nicht erwartet.

Velocarrier will nicht nur in Stuttgart wachsen. Im September soll das Konzept in Bochum starten, weitere Städte würden folgen, sagt Rassillier, der von bundesweit 32 Interessenten spricht. Auch in der Region setzt er auf Zuwächse. Potenzial sieht er in Ludwigsburg und Böblingen.

Und wie fährt es sich in der Autostadt Stuttgart? „Unsere Fahrer machen nur positive Erfahrungen“, sagt Bühler.