Die blau-grünen Säulen haben es auf Lastwagen abgesehen. Foto: Gottfried Stoppel

Eine vermeintliche Tempofalle an der B 14 sorgt für Aufregung bei Autofahrern. Doch das neue Gerät ist eine Kontrollstation zur Überwachung der LKW-Mautpflicht.

Backnang - Ein vermeintlicher neuer Säulenblitzer an der B 14 bei Backnang lässt so manchem Autofahrer zurzeit den Schrecken in die Glieder fahren. Von fieser Abzocke ist die Rede. Doch die Aufregung ist unbegründet. Die vier Meter hohe blau-grüne Säule zwischen der Sulzbacher und Ludwigsburger Straße hat es ausschließlich auf Lastwagenfahrer abgesehen – und misst auch bei diesen nicht die Geschwindigkeit.

600 Kontrollsäulen in ganz Deutschland geplant

Die Säule sei „Teil der technischen Weiterentwicklung des Mautsystems für die Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen“, teilt das Berliner Unternehmen Toll Collect mit. Das Gerät soll überprüfen, ob vorbeifahrende Fahrzeuge mautpflichtig sind und die Halter die Gebühr entrichten. Rund 600 Kontrollsäulen sollen deutschlandweit aufgestellt werden. Die Backnanger ist die vierte in der Region Stuttgart. Im April wurden bereits Kontrollstellen in Wernau (Landkreis Esslingen) und Korntal-Münchingen (Kreis Ludwigsburg) installiert, im Juni eine in Stuttgart-Weilimdorf. Im Landkreis Böblingen ist laut einer Toll-Collect-Sprecherin kein Standort geplant, im Kreis Göppingen sei das Genehmigungsverfahren noch nicht abgeschlossen.

Die neuen stationären Einrichtungen sollen die mobilen Kontrollen des Bundesamtes für Güterverkehr ergänzen. Im Gegensatz zu den Autobahnen würden auf Bundesstraßen keine Kontrollbrücken aufgebaut, teilt Toll Collect mit. Das Funktionsprinzip indes sei ähnlich. Passiert ein Fahrzeug die Säule, wird je ein Übersichts-, Seitenansichts- und Kennzeichenbild erstellt. Ein Gerät im Fahrzeug des Lastwagens sendet die auf einer On-Board-Unit gespeicherten Daten an die Kontrollsäule. Hat der Fahrer die Achszahl seines Fahrzeugs richtig eingestellt und sichergestellt, dass die On-Board-Unit funktionsbereit ist, werden die Bilddaten verworfen. Lediglich bei jenen Kraftfahrzeugen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mindestens 7,5 Tonnen, bei denen der Verdacht auf Mautbetrug besteht, werde über die Bilddaten ermittelt.

Kontrolleure rund um die Uhr unterwegs

Auch wenn noch längst nicht alle Kontrollstellen in Betrieb sind, sei die Überprüfung der Lkw-Maut bundesweit sichergestellt, so die Toll-Collect-Sprecherin. „Die Säulen stellen lediglich einen Bestandteil des Kontrollmixes dar, der sowohl aus automatischer Kontrolle sowie Betriebskontrollen durch die Mitarbeiter des Bundesamts für Güterverkehr besteht.“ Letztere seien rund um die Uhr im gesamten mautpflichtigen Straßennetz unterwegs.

Die Geschwindigkeit werde von den Kontrollsäulen aber nicht erfasst, betont man bei Toll Collect. Die Säulen seien eigens blau-grün lackiert worden, damit sie sich von herkömmlichen „Blitzersäulen“ unterschieden. Und noch ein Merkmal ist buchstäblich hervorstechend: Mit fast vier Metern sind sie fast doppelt so hoch wie die Tempo-Fallen.

Mautpflicht für LKW auf Bundesstraßen

Strecke
Seit dem 1. Juli gilt die Mautpflicht für Lastwagen von 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht nicht nur auf den Autobahnen in Deutschland, sondern auch auf den knapp 40 000 Kilometern Bundesstraßen. Insgesamt wird damit jetzt auf einer Strecke von rund 52 000 Kilometern Maut verlangt.

Technik
Das Berliner Unternehmen Toll Collect ist vom Verkehrsministerium mit der technischen Weiterentwicklung des Mautsystems beauftragt worden. Der „Wegezoll“ kann nun auf zweierlei Art entrichtet werden: automatisch während der Fahrt durch ein eingebautes Fahrzeuggerät, die On-Board-Unit, oder manuell vor Fahrtantritt online über PC, Smartphone, Tablet oder an einem Mautstellen-Terminal.