Die Trucker versammelten sich am Cannstatter Wasen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Stuttgart Trucker-Fahrer und Spediteure demonstrieren mit einem Lkw-Corso gegen die hohen Spritpreise und verlangen Gegenmaßnahmen der Politik, denn „es geht um unsere Existenz“.

Einmal Wasen und zurück, durch die Oststadt, über den City-Ring und Bad Cannstatt. Als der Corso die Mercedesstraße heruntertuckert, ist das mächtige Hupkonzert schon von weitem zu hören. Als die Solo-Motorwagen dann mit abgestellten Motoren hübsch aufgereiht auf dem Parkplatz beim Mercedes-Benz Museum stehen, zeigt sich die geballte PS-Zahl auch im Zorn der Fahrzeuglenker: „Eine Sauerei ist das! Der Staat, die Grünen, die Regierung. Die hohe Mineralölsteuer und jetzt noch der CO2-Preis! Es ist nicht nur der Ukraine-Krieg, was den Dieselpreis in die Höhe jagt und uns in den Ruin treibt!“, donnert der 29-jährige Trucker-Fahrer aus Schwäbisch Gmünd im nasskalten Schneefall über den Parkplatz.

Er hat damit schon fast alle Kritikpunkte beisammen, die seine Kolleginnen und Kollegen dann unterstreichen und ergänzen werden. Ebenso das Motiv, das ihn nach Stuttgart zum Demo-Corso geführt hat: „Es reicht! Soll ich zuhause hocken bleiben und warten, bis ich Hartz IV kriege? Nein, dafür liebe ich meinen Beruf viel zu sehr!“

Deshalb hat auch Susi aus Steinheim an der Murr am Samstagmorgen ihren Lkw betankt: „Für 2,13 Euro der Liter, ein Wahnsinn!“, stellt sie fest. Rund 40 Euro wird sie der „Ausflug nach Stuttgart“ kosten, was sie ziemlich herb kommentiert. Der Vater und schon der Großvater waren Truckerfahrer, eigentlich sei sie „im LKW groß geworden“. Als Frau brauche man in diesem Job „ein Bärenfell“. Dass sie sich nun aber „eher dünnhäutig“ fühle, sei wohl kaum verwunderlich: „Es geht um unsere Existenz. Wenn sich nichts ändert, gehen wir zugrunde.“

„Runter mit der Mehrwertsteuer“

„Runter mit der Mehrwertsteuer“, das wäre für den Mann von Wache-Transporte aus Ravensburg „ein richtiger, erster Schritt“, was auch die Männer so sehen, die für Hütter- Transporte aus Ilsfeld fahren. Hans und Manuel Mayer aus Lorch, Vater und Sohn, die die Demonstration zusammen mit Pascal Winter aus Gmünd auf den Weg gebracht hatten. Klar, sie hatten auf mehr als die 25 Teilnehmer gehofft. Das schlechte Wetter sei wohl für viele ein Faktor gewesen,nicht zur Kundgebung zu kommen und vielleicht aber wollten manche auch „den Sprit sparen“. Für Winter ist allerdings „Jammern der falsche Weg“. Er hofft, „dass mehr aufstehen und protestieren werden“, denn eines sei klar: „Das war jetzt unsere erste Demo. Wir machen weiter!“

Ermutigt fühlen sie sich durch die Reaktionen, denen sie auf der gut einstündigen Runde durch die Landeshauptstadt begegnet sind: „Winken, Daumen hoch, viel Hupen der Autofahrer“, zählt Winter auf. Sympathiebekundungen, die sich leicht erklären ließen: „Klar, das ist auch Solidarität. Aber die Leute wissen auch, dass es nicht nur gegen den drohenden Ruin von Speditionen geht, und viele sind schon kaputt. Die Leute wissen auch, dass die Spritpreise mehr oder weniger draufgeschlagen werden müssen, dass also am Ende auch die Verbraucher die Zeche zahlen.“ Kurzum: „Es geht hier um alle.“