Daimler Truck würde sich gerne auch im Gebiet Rötlesäcker ansiedeln – das gefällt vielen nicht. Foto: Philipp Braitinger

Der Autobauer will ein weiteres großes Gebäude im Osten von Unteraichen errichten. Bei vielen Einwohnern kommen diese Pläne allerdings nicht gut an. Am Montagabend machten sie in der Filderhalle ihrem Ärger Luft.

Die Menschen in der Region sind bereits heute in vielerlei Hinsicht belastet. Bei der Präsentation der Pläne für einen weiteren großen Gebäudekomplex von Daimler Truck im Gebiet Rötlesäcker vor rund 150 Besuchern äußern am Montagabend in der Filderhalle zahlreiche Gäste ihren Unmut darüber, dass die Äcker im Osten von Unteraichen in den kommenden Jahren einem Gewerbegebiet weichen sollen. Es geht um eine befürchtete Zunahme des Autoverkehrs, um weiter steigende Immobilienpreise, eine Überlastung der kommunalen Infrastruktur und den Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche.

 

Sorge um die Landwirtschaft

„Unsere Bauern werden von allen Seiten traktiert“, ärgerte sich ein Besucher während der Fragerunde nach der Vorstellung der Pläne durch Vertreter der Stadtverwaltung und des Unternehmens. Er wolle Lebensmittel von den Fildern und nicht aus der weiten Ferne beziehen, klagte der Mann, der mehrfach Applaus für seine Wortmeldung erhielt. Darüber hinaus sorgten die 3400 Angestellten von Daimler Truck in Leinfelden schon heute dafür, dass die Immobilienpreise stiegen, vermutete er. Hinzu komme, dass mit weiteren 2300 bis 2400 Mitarbeitenden der Straßenverkehr weiter zunehmen werde. Ferner müsse bei einer weiteren Ansiedelung der Firma daran gedacht werden, dass Kindergärten und Schulen womöglich ebenfalls ausgebaut werden müssten. „Die Städte sind von vorne bis hinten verstopft“, lautete das Fazit des Mannes. Täglich stünden die Bewohner bereits heute im Stau.

Ein anderer Besucher warf der Stadtverwaltung vor, mit „Eurozeichen in den Augen“ zu planen. „Es ist ein Frevel an der Natur“, sagte er. Ferner habe Daimler Truck bereits große Gebäude in dem Gebiet. Die Entwicklung könne nicht ewig so weitergehen. „Irgendwann stellt man fest, dass es wieder nicht reicht“, sagte der Redner voraus. Es werde zu wenig an die Menschen gedacht, die bereits in der Stadt lebten. „Die Staus werden kein Ende haben“, befürchtet auch er.

Das Unternehmen sucht schon länger nach neuen Flächen

Stein des Anstoßes sind die Pläne von Daimler Truck für ein neues großes Gebäude südlich des Meisenwegs. Hintergrund der Pläne ist, dass das Unternehmen laut Standortleiter Ulrich Krause seine bisherigen Räume in Untertürkheim verlassen soll. „Wir suchen schon länger Flächen“, erklärte er. Das Gebiet Rötlesäcker hat aus Sicht von Daimler Truck gleich mehrere Vorteile. „Es ist eine traumhafte Lage“, schwärmte Krause. Vor allem die Autobahn und der nahe Flughafen sind für das international agierende Unternehmen echte Pfründe. Als man davon Wind bekommen habe, dass die Stadt Leinfelden-Echterdingen die Rötlesäcker bebauen wolle, sei man hellhörig geworden. Das Gebäude solle ähnlich groß wie die Zentrale am Fasanenweg werden.

Im Gemeinderat, wo die Pläne bereits vorgestellt wurden, erntete Daimler Truck Zustimmung. Die Pläne des Unternehmens würden sich mit der Vision der Stadt für die Zukunft der Rötlesäcker decken. Ziel ist es, Zukunftstechnologien anzusiedeln und damit einen Beitrag zur weiteren Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu leisten. Den geäußerten Befürchtungen aus der Einwohnerschaft begegnete am Montagabend Oberbürgermeister Otto Ruppaner. Die verkehrliche Erschließung soll über die Maybachstraße erfolgen. Zumindest jene Mitarbeiter, die über die Autobahn anfahren, würden die Straßen in der Stadt nicht zusätzlich belasten. Wie sich die Verkehrsströme genau entwickeln werden, solle ein Verkehrsgutachten untersuchen. Der befürchteten weiteren Verknappung von Wohnraum wird ferner mit neuen Wohngebieten entgegengewirkt. „Wir arbeiten mit Nachdruck daran“, versprach Ruppaner.

Wichtig ist es aus Sicht der Stadtverwaltung, dass in Leinfelden-Echterdingen Flächen für die Transformation der Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden. „Der Wandel kann nicht auf bestehenden Gewerbeflächen vollzogen werden“, meinte Benjamin Irschik, der Abteilungsleiter für Stadt- und Bauleitplanung auf dem Rathaus. Notwendig sei der Wandel, um den Wohlstand der Region zu erhalten.

Das Gebiet Rötlesäcker

Zweigeteilt
Das Gebiet Rötlesäcker besteht planerisch aus einem nördlichen und einem südlichen Teil. Für Daimler Truck soll nun zunächst der nördliche Teil mit 3,8 Hektar überplant werden. Zu den Wohngebäuden im Westen soll ein zwanzig bis dreißig Meter breiter Grünstreifen erhalten bleiben. Ebenso sollen die Gärten im Nordosten des Gebiets erhalten werden.

Eigentümer
Derzeit sind die Grundstücke noch nicht alle im Eigentum der Stadt. Um die Pläne umzusetzen, muss die Stadt zunächst erfolgreich mit den Eigentümern einiger Äcker verhandeln. Im kommenden Herbst könnte das Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden, das im Sommer 2025 abgeschlossen sein könnte.