Das Dilemma ist beendet. Berlin hat sich entschieden - und zwar laut Medienbericht gegen eine Panzerlieferung an Litauen. Wohl auch im Hinblick auf das gegenwärtige Verhalten Russlands.

Berlin - Die Bundeswehr hat eine Bitte des Nato-Partners Litauen um Lieferung von Radpanzern des Typs „Boxer“ abgelehnt. Die ehemalige Sowjetrepublik fühlt sich wie die anderen baltischen Staaten vom Nachbarn Russland bedroht - besonders angesichts Moskaus Aggression in der Ukraine - und will seine Militärtechnik modernisieren. Das Bundesverteidigungsministerium teilte auf Anfrage jedoch mit: „Eine Abgabe von gepanzerten Transportfahrzeugen der Bundeswehr oder der Weiterverkauf von Fahrzeugen, die in den nächsten Jahren beschafft werden sollen, ist nicht vorgesehen.“ Hintergrund ist der Eigenbedarf der Bundeswehr für Einsätze und Ausbildung.

Allerdings liegt Litauen ein Angebot des deutschen „Boxer“-Herstellers Kraus-Maffei Wegmann vor, wie Verteidigungsminister Juozas Olekas am Sonntag sagte. Litauen stehe mit insgesamt zehn Rüstungsfirmen in Verhandlungen über den Kauf gepanzerter Fahrzeuge. Eine Auswahl und Entscheidung sei noch nicht getroffen, berichteten litauische Medien. Nach einem Bericht der „Welt am Sonntag“ hat die Bundeswehr 272 „Boxer“-Radpanzer bestellt, weitere 131 sollen noch hinzukommen. Mit einer direkten Weitergabe der von Vilnius gewünschten zweistelligen Zahl hätte ein zeitaufwändiges Rüstungsexportverfahren vermieden werden können, schrieb das Blatt.

Politiker von Union und SPD fordern Unterstützung Litauens

Verteidigungspolitiker von Union und SPD forderten in der Zeitung, Litauen bestmöglich zu unterstützen. „Wir haben ein großes Interesse daran, dass die Nato-Partner im Baltikum ihre Fähigkeiten steigern“, sagte der SPD-Experte Rainer Arnold. Unterhalb der Schwelle von Truppenentsendungen „sollten wir alles tun, was unseren Partnern hilft“. Sein CSU-Kollege Florian Hahn sagte mit Blick auf das Agieren Russlands: „In dieser Lage sind wir angehalten, unsere Nato- und EU-Partner im Baltikum so weit wie möglich zu unterstützen. Das gilt auch für Beschaffungsvorhaben wie den Transportpanzer „Boxer“.“ Über die „Boxer“-Ablehnung hinaus sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums: „Grundsätzlich begrüßen wir die Modernisierung der litauischen Streitkräfte angesichts des gestiegenen Sicherheitsbedürfnisses als Nato-Mitgliedsstaat. Wir versuchen deshalb, Litauen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen.“

Die Gelegenheit wäre schon da: Denn Litauen ist auch an anderer deutscher Militärtechnik interessiert, der Panzerhaubitze 2000. Wie Verteidigungsminister Olekas weiter sagte, hat er darüber Mitte vergangener Woche bereits am Rande des informellen Treffens der EU-Verteidigungsminister in Riga mit Verteidigungsstaatssekretär Ralf Brauksiepe gesprochen.