Die Zuschauer saßen rund um die Bühne herum und konnten das Theaterstück so noch hautnäher miterleben. Foto: LMG

Die Gesangseinlagen bei der eigentlichen Oper fielen zwar spärlicher aus, doch dafür baute der Literatur- und Theaterkurs des Lise-Meitner-Gymnasiums in Böblingen viele andere Besonderheiten in den „Freischütz“ ein. Und auch das Schauspiel überzeugte.

Böblingen - Der „Literatur und Theater-Kurs“ des Lise-Meitner-Gymnasiums hat den „Freischütz“ von Carl Maria von Weber als Theaterstück aufgeführt. Der Oberstufenkurs unter der Leitung von Hannes Roser verlieh dem Stück eine ganze Reihe Besonderheiten.

Trotz des durch Corona belasteten Schuljahres war es den zuständigen Lehrern und Schülern möglich, unter Beachtung der 2G-Regel und der Maskenpflicht das Stück auf die Beine zu stellen – zwar mit weniger Gesangseinlagen, dagegen aber mit umso mehr überzeugendem Schauspiel.

Kreisförmig um die Bühne gestaltete Sitzordnung

Die kreisförmig um die Bühne gestaltete Sitzordnung erlaubte es den Gästen, das Theaterstück unmittelbar mitzuerleben. So stand mehrfach plötzlich und unerwartet der Protagonist direkt neben den Zuschauern und begann so die nächste Szene. Eine weitere Besonderheit war, dass alle Schauspieler eine Maske trugen. Daher mussten die Schauspieler ihren Fokus mehr auf ihre Gestik und ihre Handlungen legen anstatt auf ihre eingeschränkte Mimik.

So konnte man Agathe ihre Fassungslosigkeit aus ihrer plötzlich erstarrten Körperhaltung entnehmen, als sie anstatt eines Hochzeitskranzes einen Totenkranz zugetragen bekam. Das Spiel mit den Masken kann auch als Trotz gegen die Pandemie verstanden werden.

Fast alle Schauspieler sind in Schwarz oder in Weiß gekleidet

Zudem waren fast alle Schauspieler schwarz oder weiß gekleidet. Dies hatte mit der Reinheit der Rollen zu tun: Die Hauptdarstellerin Agathe war komplett in Weiß, ihr Verlobter Max vollkommen in Schwarz gekleidet. Die weibliche Protagonistin verkörperte in diesem Stück die Unschuld in Person, während Max charakterliche Schwäche aufwies, als er einen Pakt mit dem Vertreter des Teufels einging, um den Schützenwettbewerb zu gewinnen.

Dem Regisseur und den zehn Schauspielern gelang es, durch ihre lockere, authentische und fokussierte Art, den Zuschauern diese anspruchsvolle Oper kompakt und zugleich verständlich zu vermitteln, in der gleichzeitig die Kernbotschaft klar zum Ausdruck kam: Liebe geht weit über Grenzen hinaus. Die Freude und der Zusammenhalt des Theaterkurses war förmlich zu spüren: Alle waren froh, nach zwei Jahren Einschränkung endlich wieder auf einer echten Bühne vor richtigem Publikum zu stehen.