Die Busse der Linie 40, Taxis und auch Radfahrer bekommen noch in dieser Woche eine eigene Spur – dort, wo bisher geparkt wurde. Foto: Jürgen Brand

Die Spur wird in diesen Tagen testweise für drei Monate eingerichtet und ist Teil des Luftreinhalteplans, der seit Ende vergangenen Jahres gilt.

S-Ost - An der Wagenburgstraße wird auf dem Abschnitt zwischen der Ostendstraße und der Schwarenbergstraße in Fahrtrichtung Wagenburgtunnel eine Busspur eingerichtet. Die Arbeiten dafür haben am Montag, 28. Oktober, in den frühen Morgenstunden begonnen, seit 5 Uhr gilt auf dem etwa 400 Meter langen Straßenabschnitt ein absolutes Halteverbot. Die Spur soll die Busse der Linie 40 in Richtung Hauptbahnhof schneller und pünktlicher und somit den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) attraktiver machen. Dies ist auch ein Beitrag zu besserer Luft im Stadtgebiet. Trotzdem bringt sie einige Anwohner auf die Palme, weil dadurch 35 Parkplätze wegfallen. Entsprechend wird in den sozialen Medien über die Stadt und den Oberbürgermeister geschimpft. Aber: Die Busspur ist Teil der 3. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für die Landeshauptstadt, der seit 3. Dezember 2018 gültig ist.

Schnellste Verbindung zum Hauptbahnhof

Die Buslinie 40 führt von der Haltestelle Wagenburgstraße beim Kübler-Areal an der Ostendstraße durch den Wagenburgtunnel und am Hauptbahnhof vorbei in den Stuttgarter Westen bis zum Vogelsang und zurück. Gerade in dem Abschnitt zwischen dem Kübler-Areal und dem Hauptbahnhof sind die Busse in den Stoßzeiten oft nicht nur voll, sondern regelrecht überfüllt. Die Linie ist die schnellste Verbindung aus dem Osten zum Hauptbahnhof und zurück – allerdings in der Realität oft nur auf dem Fahrplan.

Die Linienbusse stehen immer wieder im Stau, morgens und vormittags eher stadteinwärts, nachmittags und abends stadtauswärts. Das führt nach Messungen der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) zu Verspätungen von bis zu neun Minuten, was den Taktverkehr durcheinander bringt, von den verpassten Anschlüssen für die Fahrgäste ganz zu schweigen. Ist der Verkehr im Bereich Tal-/Wagenburgstraße und bis durch den Tunnel zum Erliegen gekommen – das passiert ab und zu – weichen die 40er-Busse manchmal auf die Route der Linie 42 aus.

Projekt immer wieder verschoben

Deswegen steht die Einrichtung von Busspuren in beide Fahrtrichtungen der Wagenburgstraße schon lange auf der Wunschliste der SSB, darüber wird seit Jahren diskutiert. Hauptkritikpunkt an den Busspuren im Bezirks- und Gemeinderat war, dass Parkplätze wegfallen würden. Deswegen war das Projekt immer wieder verschoben worden, zuletzt wollte man abwarten, bis in dem Bereich das Parkraummanagement (PRM) eingeführt war, was erfahrungsgemäß zumindest tagsüber zu einer Entspannung der Parkplatzsituation führt. Da allerdings die PRM-Einführung bis Ende vergangenen Jahres verschoben worden war, hatte sich auch das Busspur-Projekt verzögert.

Dass die neue Busspur Teil der 3. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für die Landeshauptstadt ist, hatten viele der jetzigen Kritiker vermutlich völlig aus den Augen verloren. Dort ist auf Seite 69 nachzulesen: „Auf der Wagenburgstraße in Stuttgart zwischen der Kreuzung Ostendstraße und der Kreuzung Schwarenbergstraße wird spätestens ab dem 1.1.2020 ein Sonderfahrstreifen für den Busverkehr testweise für einen Zeitraum von drei Monaten eingerichtet. Soweit sinnvoll kann die Einführung in Schritten z.B. zunächst stadteinwärts erfolgen.“ Was im Klartext bedeutet, dass auch die Busspur stadtauswärts testweise kommen muss. Diese 3. Fortschreibung lag von 27. August bis 28. September öffentlich aus, die Öffentlichkeit hatte bis 12. Oktober 2018 die Möglichkeit, dazu gegenüber dem Regierungspräsidium Stellung zu nehmen. Seit 3. Dezember 2018 ist der Plan gültig, also vom Land angeordnet.

Kritik von Anwohnern und Handel

Die Stadt hat sich entschieden, mit der Einrichtung nicht bis zum 1. Januar 2020 zu warten, um den Linienverkehr möglichst schon im Vorweihnachtsverkehr zu beschleunigen. Taxis und Radfahrer können die neue Busspur ebenfalls benutzen. Damit die Busse nicht von Falschparkern ausgebremst werden, soll dort von Anfang an verschärft kontrolliert werden.

Der Bezirksbeirat Stuttgart-Ost war in seiner jüngsten Sitzung über das Vorhaben informiert worden, die unmittelbaren Anwohner fanden in den vergangenen Tagen entsprechende Infozettel in ihren Briefkästen. Einige haben ihrem Unmut über die wegfallenden Parkplätze in Briefen an die Stadt kund getan. Auch der Handels- und Gewerbeverein Stuttgart-Ost lehnt die neue Busspur wegen der sich dadurch seiner Meinung nach verschärfenden Parkplatzsituation weiter ab.