So war es beim bisher letzten Frühlingsfest anno 2019. Foto: /Lichtgut/Leif Piechowski

Die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart möchte nach zwei Jahren Pause wieder den Rummel auf dem Cannstatter Wasen ausrichten. Die Beschicker stehen parat und warten, wie sich die Verordnungen ausgestalten. Für die Wirte kommt die Veranstaltung zu früh.

Stuttgart - Es fühlt sich an wie bei dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Da hängt der Wetteransager Phil Connor, gespielt von Bill Murray, in einer Zeitschleife fest und muss immer wieder denselben Tag erleben. So ähnlich geht es den Schaustellern und Wirten. Für sie heißt es: Und jährlich grüßt das Frühlingsfest. Im dritten Jahr in Folge will man den Versuch stattfinden lassen, über Ostern auf dem Cannstatter Wasen den Jahrmarkt auszutragen. Zweimal ist der Traum geplatzt, nun sollen aber endgültig aller guten Dinge drei sein. Gefeiert werden soll vom 16. April bis zum 8. Mai.

Was sagen die Wirte?

Andreas Kroll, Chef der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart ist jedenfalls verhalten optimistisch. „Es wird zwar nicht profitabel für uns, aber ich bin guter Hoffnung, dass es mindestens ein Frühlingsfest light gibt“, sagt er, „es wird für alle Möglichkeiten geplant – mit Ausnahme der Festzelte.“

Denn für die Wirte ist die Zeit abgelaufen, in der sie hätten planen können und müssen. Fritz Weeber betreibt mit seinen Geschwistern den Wasenwirt. Beim Volksfest 2019 konnten sie letztmals ihr Zelt aufbauen. Seitdem hat die Pandemie sie zur Tatenlosigkeit verdammt. Für das Frühlingsfest haben sie sich gar nicht erst beworben. „Momentan ist ja noch völlig unklar, welche Maßnahmen wegfallen, welche Einschränkungen im April noch gelten.“ Mit einem Vorlauf, den ein Festzeltbetrieb nun einmal habe, sei diese Ungewissheit nicht vereinbar.

Wie wird gefeiert?

Gefeiert wird also ganz sicher ohne Festzelte. Wie es ansonsten auf dem Wasen aussieht, das vermag auch in.Stuttgart-Chef Andreas Kroll noch nicht sagen. „Da ist gerade so viel Bewegung drin, dass das schwer abzusehen ist.“ Vor dem Treffen der Länderchefs an diesem Mittwoch ist ja die Rede davon, dass am 20. März alle „tiefergreifenden Schutzmaßnahmen“ fallen sollen.

Was das allerdings genau heißt, wird noch diskutiert und festgezurrt werden. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zählt ja zu den Vorsichtigen, er fordert von der Bundesregierung erneut eine Rechtsgrundlage für weitere Corona-Auflagen für die Zeit nach Auslaufen der bisherigen Maßnahmen im März. „Ich bin dagegen, dass dieser Instrumentenkasten am 19. März geleert wird.“ Immerhin zeichnet sich ab, dass demnächst nur noch die 3-G-Regel gelten soll.

Wie viele Menschen dürfen kommen?

Was also nun tun? Da bleibt Kroll und seiner Mannschaft nur, mit ,mehreren Szenarien zu planen. Mit 2G plus, also nur Zugang für Geimpfte und Genesene plus tagesaktueller Test, dürfte man 10 000 Menschen auf den Platz schicken. Je weniger streng die Vorgaben sind, desto weniger Menschen dürften auf den Wasen. Aber auch hier gilt: Nichts genaues weiß man nicht. Dürfen doch von 4. März an wieder 25 000 Fans in die Fußballstadien.

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Für Schaustellervertreter Mark Roschmann vom Schaustellerverband Südwest ist klar, „eine Freiluftveranstaltung können wir ohne Gefahr ausrichten. Wir stehen parat.“ Er selbst hat im September 2020 und im Juli 2021 jeweils an der EWS-Arena in Göppingen einen kleinen Rummel veranstaltet. Und er weiß, auch anderswo wird geplant, in Hamburg etwa, auch in Bremen und München.

Bis wann muss die Entscheidung fallen?

Die Beschicker wissen also Bescheid, haben aber noch keine Verträge zugeschickt bekommen. Die gehen erst raus, wenn klar ist, ob und wie gefeiert werden kann. „Wir können kurzfristig reagieren“, sagt Roschmann, allerdings gilt auch hier: Das Personal muss aus der Kurzarbeit geholt oder angeworben sowie Waren geordert werden. Mitte März also sollte man Bescheid wissen, aber er gehe jetzt davon aus, „dass das Frühlingsfest stattfindet“ und plane entsprechend.

Auch Kroll ist zuversichtlich, dass „die erste große Nach-Pandemie-Veranstaltung“ stattfinden kann. Einige allerdings müssen warten. Fritz Weeber rechnet damit, dass es noch eine Weile dauert, bis er wieder arbeiten darf. „Bei uns geht es eng zu, die Menschen singen und trinken Alkohol“, sagt er, „wir sind die Allerletzten, die wieder aufmachen dürfen, wenn wir wieder aufmachen, dann haben wir die Pandemie geschafft.“