DoorDash ist bald wieder weg und macht damit Platz für Wolt. Foto: cf/Wolt

Nur wenige Monate nach dem Deutschlandeinstieg zieht der US-Anbieter Doordash sich wieder aus Stuttgart zurück. Dafür übernimmt Wolt. Den finnischen Lieferdienst hat das amerikanische Unternehmen gekauft.

Zum Deutschland-Einstieg seines Unternehmens war Andy Fang nach Stuttgart gereist. Der Milliardär lieferte Mitte November sogar die ersten Bestellungen über DoorDash persönlich mit dem Fahrrad aus. „Eure Stadt liegt schön, aber die Hügel strengen an“, erklärte er danach. Ansonsten hatten die US-Amerikaner Stuttgart als Durchschnittsstadt definiert und sie deshalb für den Start ausgewählt. Doch nach nur neun Monaten zieht sich der Lieferdienst schon wieder zurück. Denn der umtriebige Andy Fang war bei seinem Besuch im Herbst auch mit der Übernahme des finnischen Konkurrenten Wolt beschäftigt – und der muss sich nun die Hügel hochplagen. „Wettbewerb belebt das Geschäft“, kommentiert Nora Walraph, die Unternehmenssprecherin von Lieferando, die Entwicklung.

Nutzer müssen eine neue App herunterladen

Der Übergang in Stuttgart ist also fließend. Wer die DoorDash-App zum Bestellen benützt, wird darauf hingewiesen, dass Wolt den Auftrag ausführt. Seit Anfang Juli ist die neue Firma in Stuttgart am Start. In den Straßen werden neben den farblich unterschiedlich gekleideten Kurieren nun auch die blau angezogenen Wolt-Fahrer unterwegs sein. „Es läuft gut“, berichtet Elena Militaro, die Betriebsleiterin der Masseria ist. Das Lokal gehörte zu den ersten DoorDash-Kunden in Stuttgart. Über die leichte Handhabung des Online-Auftritts in der App und den guten Kundenservice schwärmte die Restaurantinhaber Caroline de Sadeleer zum Start im November. Ihre Angestellte lobt jetzt Wolt als „die besten“: Lieferando bezeichnet sie als „ein bisschen verwirrend und chaotisch“, und der dritte Anbieter UberEats funktioniere immer mal wieder gar nicht.

Den DoorDash-Nutzern will Wolt-Deutschland-Sprecher Fabio Adlassnigg den Wechsel mit Angeboten „besonders schmackhaft“ machen. „Für die Stuttgarter ändert sich nichts“, sagt er. Allerdings müssen sie sich eine neue App laden, die bisherige wird in der nächsten Wochen abgeschaltet. Das Angebot bleibt jedoch gleich. Auf der Online-Plattform können nicht nur Restaurants ihre Speisen, sondern zum Beispiel auch Blumen- oder Weinläden ihre Produkte verkaufen. „Wir wollen dem Einzelhandel das Rüstzeug an die Hand geben, um gegen Amazon und Co. zu bestehen”, sagt Fabio Adlassnigg. Und für die Stuttgarter Kuriere könnten sich die Arbeitsbedingungen verbessern: Sie waren bisher bei Personalvermittlern beschäftigt und können sich nun bei Wolt für eine Festanstellung bewerben.

Noch mehr Radkuriere sind in der Stadt unterwegs

Warum DoorDash sich den erfolglosen Deutschlandstart nicht gespart hat, bleibt etwas rätselhaft. Die Übernahme des europäischen Konkurrenten hatte Andy Fang nur wenige Tage vorher verkündet. In Stuttgart sprach er dennoch davon, mit DoorDash ein „nachhaltiges Geschäft“ aufbauen zu wollen. In Hamburg und Berlin suchte er schon Mitarbeiter. Als „Umfirmierung“ wird der Wechsel jetzt bezeichnet: Nur in Deutschland und Japan waren DoorDash und Wolt gleichzeitig tätig, beide Länder werden der finnischen Marke überlassen. In Deutschland ist sie seit zwei Jahren aktiv und mittlerweile in einem Dutzend Städte tätig.

Der Konkurrent Delivery Hero sollte wohl eingeschüchtert werden, der ebenfalls Wolt kaufen und im November mit der Marke FoodPanda ins Liefergeschäft zurückkehren wollte. Doch kaum in Stuttgart angekommen, war der Service Ende des Jahres wieder weg. Dafür saust der Ableger des US-Fahrdiensts UberEats seit Februar durch die Stadt. Die Zahl der Radkuriere nimmt zu: Neben den drei Essenslieferanten sind Gorillas und Flink mit Lebensmitteln unterwegs und seit Juni die Radler von First A mit Medikamenten aus der lokalen Apotheke.

Lieferando verbessert den Kundenservice

„Je mehr andere Anbieter es gibt, desto mehr Menschen springen auf den Zug auf“, sagt Nora Walraph von Lieferando. Denn die meisten Deutschen würden nach wie vor telefonisch ihr Essen beim Restaurant bestellen, berichtet sie. Die Lieferdienste profitieren aber vom Umstieg auf die firmeneigenen Apps. Die deutsche Marke des niederländischen Konzerns Eat Takeaway ist in Deutschland seit 2009 vertreten und der Marktführer. Aber auch bei Lieferando belebt der Wettbewerb das Geschäft: Für die Partnerrestaurants werde das Angebot laufend verbessert, versichert Nora Walraph. Neu im Webshop für die Wirte sei etwa die plastikfreie und kompostierbare Verpackung, die es bislang nur bei DoorDash gab.