Das Einzige, was Guggenberger vom Vater blieb: ein Holzhaken Foto: Lg/Kovalenko

Der Kochbuchautor, Küchenmeister und Foodblogger Johannes Guggenberger hat aus der Zimmerei seines Vaters einen Haken für Werkzeug gerettet.

Stuttgart - Bei Johannes Guggenberger in der Wohnung in Stuttgart hängt kein Foto vom früh verstorbenen Vater an der Wand. Ihn begleitet als Erinnerung eine Aufhängevorrichtung, die dieser selbst gezimmert hatte. Guggenberger (53) ist weit über die Gefängnisküche in Stammheim, die er viele Jahre geleitet hat, durch seine Kochbücher und seinen Foodblog bekannt und hat den patenten Haken in seiner Küche – somit hat er ihn immer bei sich. Beim Vater hing er in der Werkstatt seiner Zimmerei von der Decke. Und an den vier, in unterschiedlicher Höhe angeordneten Streben hingen die Schnitzwerkzeuge. „Ich war immer gerne bei ihm in der Werkstatt“, sagt Guggenberger. „Trotzdem bin ich ein Nichthandwerker geworden.“

Alle Möbel wurden verfeuert

Der Vater hatte in der österreichischen Heimat der Guggenbergers sage und schreibe drei Häuser selbst gebaut. Alle Möbel der Familie hat er gezimmert, und die Bühnenbilder für die Aufführungen des Musikvereins stammten ebenfalls von ihm. Als Guggenberger zehn Jahre alt war, verstarb der Vater, und der Sohn litt lange unter dem frühen Verlust. Die Mutter betrieb einen Landgasthof, in dem Sohn Johannes seine Leidenschaft fürs Kochen entdeckte. In den 80ern wurde bei den Guggenbergers modernisiert. „Wir haben alle Möbel vom Papa verfeuert und neue Sachen gekauft“, klagt er heute. „Das ist megaschade.“ Damals hatte niemand den Wert der Schränke, Truhen, Tische und Stühle erkannt. Nur der Haken beweist bis heute die Genialität des Zimmermanns.