Klinikseelsorger Stefan Jooß, Pfarrerin Elisabeth Jooß, Erzieherin Andrea Scheffel und der Konfirmand Florian (v.l). haben die Trostboxen ans Olgäle übergeben. Foto: Caroline Holowiecki

Kindergartenkinder und Konfirmanden aus Stuttgart-Riedenberg haben gebastelt, um Eltern, die ihre Kinder verloren haben, in einer schweren Zeit beizustehen.

Riedenberg - Sie sind bunt und fröhlich, mit Engelchen, Regenbogen oder Schmetterlingen verziert. Und sie sind für Menschen bestimmt, um die herum die Welt schwarz erscheint. Konfirmanden und Kindergartenkinder aus Riedenberg haben für andere gebastelt, und zwar sogenannte Trostboxen. „Das sind Boxen, die für trauernde Eltern im Olgäle bestimmt sind, die ein Kind verloren haben“, erklärte die Pfarrerin Elisabeth Jooß am Montag vor der Übergabe. Befüllt sind die bemalten Kästchen mit Federn, Edelsteinen, Texten und vielem mehr; Dinge, die Trost spenden sollen.

Trauer sollte einen Ort bekommen

„Wichtig ist, dass die Trauer schon ganz früh einen Ort bekommt“, erklärte Stefan Jooß. Der Ehemann von Elisabeth Jooß ist seit März 2021 Klinikseelsorger auf der Neonatologie-Station im Olgahospital und erklärte: Eltern könnten in den Boxen Karten, Fotos oder Mützchen aufbewahren, die sie an ihre verstorbenen Babys erinnern. Das bewahre sie auch davor, die sehr persönlichen Gegenstände beispielsweise in einer Plastiktüte nach Hause nehmen zu müssen. Nach seiner Erfahrung könne es vielen auch guttun, wenn sie durch die Basteleien erfahren, dass andere an sie denken. Die Rohlinge stammen vom Verein Balduins Box, gegründet von einer Frau, die nach dem Verlust ihres drei Monate alten Sohnes von der Trauer vollkommen überwältigt worden war. „Mit dem Verein möchte ich anderen etwas an die Hand geben, was mir damals den Umgang mit meinen Gefühlen erleichtert hätte“, schreibt sie online.

Trauernde nicht alleine lassen

Vor dem Gestalten der Behältnisse hatten sich die Riedenberger Kinder und Jugendlichen mit dem Tod auseinandergesetzt. Sie hätten gelernt, wie wichtig es sei, Menschen in der Trauer nicht allein zu lassen, sondern ihnen Zeichen der Verbundenheit zu schicken, erklärte Elisabeth Jooß. Während sie das Thema Sterben immer im Konfirmandenunterricht altersgerecht aufarbeite, sei die Beschäftigung damit im evangelischen Kindergarten Rosa Elefant eine Premiere gewesen. „Der Tod ist ein Tabu, aber er umgibt sie. Sie nehme ihn sehr wohl wahr“, sagte sie über die Kinder. Beim Bemalen und Bestücken der Trostboxen seien sie mit Feuereifer dabei gewesen, sagte die Erzieherin Andrea Scheffel. „Die Kinder wollten anderen eine Freude machen“, erklärte sie, und Elisabeth Jooß sagte: „Es war schön, wie bunt die Kleinen die Boxen machen wollten.“

Herausgekommen sind 30 individuelle Kartons. Am Montag sind sie im Olgäle übergeben worden, damit sie dort auf unterschiedlichen Stationen zum Einsatz kommen. Neben dem Ehepaar Jooß und Andrea Scheffel war der 13-jährige Konfirmand Florian dort. Auch er hat eine Box gestaltet. „Ich finde sehr schön, dass das, was drin ist, andere aufmuntern kann“, sagte er vor der Übergabe.