Zehn Jahre nach der Eröffnung der Lidl-Filiale an der Epplestraße soll kommendes Jahr Schluss sein. Foto: Archiv Wilhelm Mierendorf

Die Lidl-Schließung beunruhigt den Bezirk nicht allzu sehr. Für den Gewerbe- und Handelsverein ist sie ein Anlass, die Stadt an die Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzept zu erinnern, um weiteres Abwandern zu verhindern.

Degerloch - Degerloch steht gut da in Sachen Nahversorgung – vor allem verglichen mit anderen umliegenden Stadtbezirken. Dass der Lidl an der Epplestraße schließt, bedeutet für den Bezirk nicht das Ende des Einkaufens am Wohnort. Es gibt weiterhin etwa den City-Supermarkt, den Rewe oder den Alnatura-Laden. Lediglich einen Discounter wird es nach der Schließung nicht mehr geben. Die Zielgruppe, die gerne günstig einkauft, „wird nicht ganz so glücklich sein“, sagt Eberhard Klink, der Sprecher des örtlichen Gewerbe- und Handelsvereins (GHV). „Doch wenn man Preise vergleicht, gibt es durchaus vernünftige Alternativen“, sagt er.

Wie berichtet, wird der Discounter an der Epplestraße 14 kommendes Jahr aus Degerloch abwandern, weil ihm der Laden zu klein geworden ist. Das hat das Unternehmen auf Nachfrage bestätigt. Auch der Eigentümer des Hauses, die Grundstücksgesellschaft Mühleisen, bestätigt, dass der Mietvertrag mit der Supermarktkette ausläuft. „in der Tat wird die Firma Lidl ihre Mietflächen zum 30. Juni 2015 zurückgeben“, schreibt Rolf Mühleisen.

Ein ähnlicher Mieter soll auf Lidl folgen

Wie es mit der leer stehenden Immobilie dann weitergeht, sei noch nicht klar. Doch die Eigentümer gehen „aus heutiger Sicht davon aus, dass die Fläche wieder mit einem ähnlichen Mieter belegt wird“, so Mühleisen. Der GHV bedaure den Weggang von Lidl, auch wenn es nicht so sei, dass die Versorgung in Degerloch dann gefährdet wäre, sagt Sprecher Eberhard Klink. „Lidl hat gut reingepasst und Frequenz an die Epplestraße gebracht“, sagt er. Das sei wichtig für ein Geschäftszentrum.

Im Internet sind die Reaktionen der Degerlocher unterschiedlich. Ein Nutzer schreibt auf der Facebook-Seite unserer Redaktion, dass er den Lidl nicht vermissen werde. Ein anderer wünscht sich einen Feinkostladen als Nachmieter. Merklich ironisch schlägt eine Degerlocherin vor: „Wie wär’s mit einem Optiker, Hörgeräte, Bäcker, Frisör oder einer Bank?“, eben weil es davon schon so viele an der Haupteinkaufsstraße gibt.

Supermarkt, Tiefgarage, Kita: so wäre allen geholfen

Auf unserer Homepage wird das Thema ebenfalls diskutiert. Ein Leser schreibt: „Ich finde es sehr schade, damit gibt es keinen richtigen Discounter mehr in Degerloch“. Ein Facebook-Nutzer schreibt, dass er es gut fände, wenn es auch später wieder einen Laden im günstigeren Preissegment gebe. Ein anderer kritisiert, dass der Lidl ohnehin immer schon zu klein war und keine Parkplätze gehabt habe. Auch der GHV hätte lieber gesehen, dass der Markt im Bezirk bleibt und die Chance bekommen hätte, sich zu vergrößern, sagt Sprecher Eberhard Klink. Der GHV habe schon vor Längerem den Vorschlag gebracht, dass der Supermarkt auf der Fläche des derzeitigen Parkplatzes an der Felix-Dahn-Straße bauen könnte – darunter eine Tiefgarage, auf das Dach eine Kita: Damit wäre allen geholfen gewesen. Doch das Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt gestatte dort keinen Einzelhandel, erklärt Klink.

Der GHV und der Bezirksbeirat würden sich schon lange wünschen, dass das Konzept überarbeitet wird, sagt Klink. Zuletzt hatte das lokalpolitische Gremium Anfang 2013 in einem Antrag an die Stadt gefordert, dass das Einzelhandels- und Zentrenkonzept fortgeschrieben und erweitert wird. Als Haupteinkaufsbereich war damals das Gebiet rund um die Epplestraße zwischen der Löffelstraße und dem Agnes-Kneher-Platz ausgewiesen worden. Diese Fläche solle erweitert werden. Bislang ist die Stadt nicht darauf eingegangen.

Dann wäre auch ein weiteres Projekt möglich, das dem GHV für Degerloch vorschwebe, sagt Eberhard Klink. Ein Büro- und Geschäftsgebäude mit anschließender Wohnbebauung auf dem Grundstück an der B27, zwischen IKB Bank und der Einmündung zur Rubensstraße. Dort könnte dann vielleicht auch ein Discounter wie Lidl einen neuen Platz finden.