Osram will weg von alten Lampen und sich zum Hersteller von High-Tech-Beleuchtung entwickeln. Foto: AFP

Das operative Geschäft sieht Osram-Chef Olaf Berlien trotz Kritik auf Kurs. Auch der auf Eis liegende Verkauf von Tochter Ledvance macht ihm keinen Kummer.

München - Selten waren bei einer Bilanzvorlage die Geschäftszahlen nebensächlicher als diesmal beim Münchner Lichtkonzern Osram. Dieser ist seit Wochen Gegenstand von Übernahmespekulationen, was politisch für einige Aufregung sorgt, weil die Interessenten aus China kommen und Chinesen zuletzt einige deutsche Technologiefirmen geschluckt haben. „Selbstverständlich halte ich eine Gesamtübernahme unseres Unternehmens für möglich“, meinte Osram-Chef Olaf Berlien zur brennendsten aller Fragen nüchtern. Es gebe die Möglichkeit, das durch einen freundlichen oder unfreundlichen Akt zu tun. Ob die Bundespolitik, das verhindern wolle, wisse er nicht. Das Interesse an Osram zeige aber, dass man als Unternehmen offenkundig attraktiv und auf dem richtigen Weg sei.

Diese fatalistische Bemerkung zielt auf den Osram-Großaktionär Siemens, der an seiner Ex-Tochter noch 17,5 Prozent hält und damit eine Schlüsselrolle innehat. Aber Siemens-Boss Joe Kaeser gilt als Intimfeind Berliens und dessen riskanter Hightech-Strategie mit dem Bau einer großen Chipfabrik in Malaysia im Zentrum. Mehrmals hat Kaeser klar gemacht, dass er Osram auf dem Holzweg sieht und vergeblich versucht hat, Berlien beim Osram-Eignertreffen im Februar zu stürzen. Wer eine schlechte Strategie habe, müsse sich nicht wundern, wenn jemand kommt, der einem eine bessere verordnet, hatte Kaeser zuletzt sinngemäß über die vor der Tür stehenden Chinesen gesagt. „Wir hatten in der Tat Kontakt zu potenziellen Interessenten auch aus China“, räumte Berlien nun erstmals Gespräche speziell mit dem chinesischen San’an-Konzern ein. Ein konkretes Übernahmeangebot gebe es aber bislang nicht.

Chinesische Investoren sind erwünscht

In einem anderen Fall sind chinesische Investoren bei Osram aber sehr erwünscht. Die Münchner sind gerade dabei, ihr in die Tochter Ledvance ausgegliedertes Lampengeschäft an ein chinesisches Konsortium zu verkaufen. Davon betroffen sind veraltete Technologien mit zwei Milliarden Euro Umsatz und 9000 Beschäftigten. Diese Transaktion verzögert sich nun aber mindestens, weil das Bundeswirtschaftsministerium unter Sigmar Gabriel (SPD) den Verkauf erst einmal prüfen will, was zwei Monate dauern wird. Berlien zeigte sich zuversichtlich, dass das Geschäft am Ende von Gabriel akzeptiert wird, weil es keine Grundlage für eine Untersagung gebe. „Wir sind sicher, dass unsere Ledvance-Produkte weder sicherheitsrelevant noch militärisch verwendbar sind“, betonte der Osram-Chef. Nur dann könnte Gabriel nach dem Außenwirtschaftsgesetz Einspruch einlegen. Für Osram sind die auslaufenden Ledvance-Produkte ein Klotz am Bein. Die Münchner wollen sich mit modernen Lichttechnologien auf Basis von Halbleitern auf die Zukunft ihrer sich rasant wandelnden Branche konzentrieren und dabei eigenständig bleiben. Ein wichtiger Teil der dafür ersonnenen Strategie ist die umstrittene Chipfabrik in Malaysia, für die nächste Woche der Spatenstich ist und die Ende 2017 anlaufen soll. Auch zwei weitere asiatische Werke sowie die deutsche Vorzeigefabrik in Regensburg baut Osram dazu aus und investiert in der Summe gut eine Milliarde Euro. Auch Zukäufe von Hightech-Firmen sind möglich.

Unterschiedliche Entwicklungen im Konzern

Wie unterschiedlich die Entwicklung der alten und neuen Lichttechnologien ist, zeigt die Osram-Bilanz. Im verbleibenden Hightech-Kerngeschäft haben die Münchner im Ende September beendeten Geschäftsjahr 2015/16 ihre Umsätze um sechs Prozent auf 3,8 Milliarden Euro gesteigert, während die Ledvance-Erlöse um rund fünf Prozent auf noch knapp zwei Milliarden Euro geschrumpft sind. Bei Ledvance beträgt die operative Gewinnmarge bei sinkender Tendenz noch 6,5 Prozent. Bei Osram ist es gut das Doppelte gewesen und im laufenden Geschäftsjahr sollen es mindestens 16 Prozent werden bei bis zu sieben Prozent mehr Umsatz. Unter dem Strich, inklusive Ledvance und einmaligen Sondereffekten, sind die Osram-Gewinne nach Steuern 2015/16 von 171 auf 398 Millionen Euro gestiegen. Die Dividende erhöht sich von 90 Cent auf einen Euro und soll diesen Wert im laufenden Geschäftsjahr mindestens halten. Zumindest der überraschende Wahlausgang in den USA dürfte Osram strategisch keinen Strich durch die Rechnung machen. „Wir haben Glück“, sagt Berlien zur Gefahr von Handelsbeschränkungen durch den neuen US-Präsidenten Donald Trump. Osram produziere in den USA mit dortigen Fabriken für die USA. Eventuell neue Handelszölle würden das eigene Haus nicht betreffen.