Am Boden: Schwarzer Tag für Rene Adler. Beim Spiel gegen Gladbach kassiert er sechs Treffer. Foto: AP

Bisheriger „Lieblingsgegner“ versetzt Werkself den ersten heftigen Dämpfer der Saison.

Leverkusen - Böses Erwachen für Bayer Leverkusen und Michael Ballack: Nach vier Pflichtspielsiegen versetzte ausgerechnet der bisherige „Lieblingsgegner“ Borussia Mönchengladbach der Werkself den ersten heftigen Dämpfer der Fußball-Saison.

Beim „Tag der offenen Tür“ setzte es einen unglaublichen 6:3 (3:1)-Erfolg der Gäste. Der 19-jährige Youngster Patrick Herrmann mit seinem ersten Bundesliga- Doppelpack (20./44.), Roel Bouwers (40.), Juan Arango (56.), Mo Idrissou (60.) und Marco Reus (69.) besorgten die erste Bundesliga- Leverkusener Niederlage mit sechs Gegentoren in der Bay-Arena. Zudem endete damit die lange Negativ-Serie der „Fohlen“ nach 26 sieglosen Spielen gegen die Bayer-Elf seit 1994. „Es ist mir völlig unerklärlich, warum wir uns mit diesen Abwehrfehlern das Leben so schwer gemacht haben“, war Nationalspieler Simon Rolfes fassungslos, der nach seinem Knorpelschaden im Knie erst vor zehn Tagen wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen war und noch auf der Tribüne Platz nehmen musste. Immer wieder schlichen sich unerklärliche Fehler in die Deckung der Gastgeber ein, die den Gladbachern Tür und Tor zum unerwartet hohen Auswärtssieg öffneten.

Die Bayer-Treffer durch Eren Derdyok (24.), Arturo Vidal (58./Foulelfmeter) und Stefan Kießling (70.) sorgten aus Sicht der Gastgeber nur für Resultats-Kosmetik. Patrick Herrmann, der in der Vorsaison erst einmal für die Borussen getroffen hatte, eröffnete im 57. Rhein-Derby den Trefferreigen nach 20 Minuten, doch der Kopfball-Tor von Eren Derdyok ließ die Leverkusener Anhänger schon vier Minuten später jubeln. Dennoch zog keine Ruhe in die Bayer-Aktionen ein, auch wenn Stefan Kießling mit einem Latten-Kopfball das bemühen der Leverkusener unterstrich, vom Sieger den Platz verlassen.

Nach einem Fernschuss von Thorben Marx wurde Auswahl-Keeper Rene Adler jedoch von der Unsicherheit seiner Vorderleute angesteckt und musste den Ball nach vorn prallen lassen - Bouwers ließ sich die Chance nicht entgehen. Nachdem Patrick Herrmann noch vor der Pause den Ball aus 18 Metern ins Eck setzte, rieben sich die reichlich 2000 Gladbach-Fans unter den 30 210 Besuchern schon verwundert die Augen, doch ihr Team setzte auch in Halbzeit zwei weiter auf voll Angriff. Ein Hammer-Freistoß von Juan Arango aus 29 Metern sorgte nach 56 Minuten praktisch für die Entscheidung in einer der torreichsten Partien in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. Arturo Vidal verkürzte zwar mit einem an ihm selbst verursachten Foulelfmeter (58.) auf 2:4, doch nur zwei Minuten später beteiligte sich auch Neuzugang Idrissou mit einem verwandelten Abpraller am Gladbacher Treffereigen. Jung-Nationalspieler Marco Reus krönte den Borussen- Sturmlauf mit dem 6:2 (69.), so dass Trainer Jupp Heynckes auf der Bayer-Bank nur entsetzt den Kopf schütteln konnte. Bisher hatte er noch keines seiner sechs Spiele auf der Bayer-Bank gegen sein einstiges Team verloren. Das 3:6 durch Kießling (70.) konnte seine Stimmung kaum heben.

Deprimierend verlief die Partei aber auch für Nationalmannschaft- Kapitän Michael Ballack, der keinerlei Akzente setzen konnte, den Elfmeter nicht schießen durfte und dann von Heynckes nach 63 Minuten ausgewechselt wurde. Auch Abwehrchef Sami Hyypiä, der gerade seinen Vertrag bis 2012 verlängert hatte, konnte diesmal der Bayer-Deckung keine Sicherheit verleihen.