Die Arbeiten für den 80 Meter langen Kurztunnel haben seit Anfang Foto:  

Die Arbeiten am 80 Meter langen Tunnel am Leuzeknoten haben seit Anfang Oktober Fahrt aufgenommen. Die Röhre soll 2020 fertig sein, der Steg in den Rosensteintunnel vielleicht schon früher.

Bad Cannstatt - Wenn Christian Buch, beim städtischen Tiefbauamt für den Umbau des Leuzeknotens und den Bau des Rosensteintunnels verantwortlich, im Bereich des Schwanenplatztunnels unterwegs ist, kann er seinen Ärger über den großen Zeitverlust „auf seiner Baustelle“ nicht verbergen. „Was momentan hier erledigt wird, sollte eigentlich schon vor drei Jahren fertig sein und die Autos bereits über den neuen Kurztunnel statt über den U-Turn in Richtung Innenstadt fahren“, bedauert der Projektleiter. Er sei heilfroh, dass hier seit drei Monaten die Firma Züblin das Sagen hat und endlich Gas gebe. Innerhalb eines Vierteljahrs habe es baulich mehr Fortschritte gegeben als vorher in 24 Monaten.

Und es hat sich einiges getan: Betonwände wurden hochgezogen und die Baugrube ist heute doppelt so tief wie noch im September. Bevor jedoch die Arbeiten für die Fahrbahn, auf der künftig die Autos in Richtung City unterwegs sein werden, gebaut werden kann, steht für die kommenden Wochen ein wichtiger Projektabschnitt auf der Agenda: „Es entsteht nicht nur ein neuer Straßentunnel, sondern es werden auch umfassend Kanäle und technische Anlagen der Stuttgarter Stadtentwässerung neu gebaut.“ Unter dem Kurztunnel entsteht ein mächtiger, neuer Kanal, der das gesamte Abwasser der Innenstadt in Richtung Hauptklärwerk Mühlhausen aufnehmen wird. „Heute sind Klärwerke Hightech-Anlagen, die für einen optimalen Betrieb auch mit höchster Präzision gesteuert werden müssen“, so der Projektleiter. Um das sicherzustellen, wird unter dem Kurztunnel eine sensible Messtechnik eingebaut. Die im Kanal fließende Abwassermenge kann damit genau gemessen und – falls nötig – in einer Drosselkammer über mechanische, motorgesteuerte Schieber reguliert werden. Kommt einmal zu viel Wasser, wird dieses in die riesigen Rückhaltebecken am Schwanenplatz gepuffert.

Der enorme Fortschritt auf der Baustelle am Leuzeknoten hat jedoch mit etwa 15 Millionen Euro seinen Preis, unter anderem musste das Vaihinger Bauunternehmen in vielen Bereichen neu planen. „Doch wir müssen zügig vorankommen“, so die Devise des Projektleiters, wobei das sogenannte Los 1 Priorität habe. Denn ohne den Kurztunnel kann die dritte Leuzeröhre nicht fertiggestellt werden und in Betrieb gehen. Auch der Bau der Rampenbrücke für den Verkehr in Richtung Bad Cannstatt kann erst beginnen, wenn der Kurztunnel fertig ist. Darüber hinaus ist dieser für die Wegebeziehungen vom Mineralbad Leuze in den Rosensteinpark erforderlich, das Widerlager für den Rosensteinsteg 2 entsteht auf dem Dach des Tunnels. Kann die Firma Züblin ihre „Schlagzahl“ halten, wird die seit 2016 fehlende Verbindung zwischen Leuze und Rosensteinpark für Passanten und Radfahrer doch früher fertig, als zuletzt in den Bezirksbeiräten Stuttgart-Ost und Bad Cannstatt kommuniziert. Vielleicht schon Ende 2019, wobei der etwa 80 Meter lange Kurztunnel selbst im Frühjahr 2020 in Betrieb gehen soll.

Dritte Leuzeröhre ab Frühjahr

Mit dem Los 2, dem Bau der dritten Leuzeröhre, geht es im Frühjahr weiter. Eine entsprechende Vorlage für den Gemeinderat ist in Arbeit und wird in einer der ersten Sitzungen 2019 im Technikausschuss vorgestellt. Darin enthalten ist auch die gut zehn Millionen Euro teure Sanierung der beiden bestehenden Leuzeröhren. „Wir denken, dass im Bereich der abgesperrten Liegewiese die Arbeiten im Frühjahr losgehen“, schätzt der Projektleiter. Dann werden dort Radler und Fußgänger wieder einmal eine neue Wegeführung – quasi um die Baustelle herum – vorfinden. Damit der Weg für Badbesucher vom Parkhaus zum Eingang nicht zu weit wird, hat das Tiefbauamt jedoch eine Interimstreppe anbringen lassen.

„Wir gehen davon aus, dass der Umbau am Leuzeknoten Ende 2023 abgeschlossen sein wird und der neue Knoten in Betrieb gehen kann“, so Buch. Schneller gehe es nicht. „Um eventuell Zeit zu gewinnen, haben wir prüfen lassen, ob eine der bestehenden Leuzeröhren im Gegenverkehr hätte betrieben werden können“, so Buch. Das Unfallrisiko sei den Experten allerdings zu groß gewesen.

Tempo muss angezogen werden

Was die unerfreuliche Entwicklung beim Rosensteintunnel angehe, so müssen die kommenden Monaten natürlich abgewartet werden. „In dem Tempo wie heute darf nicht weiter gearbeitet werden“, betont Christian Buch. Denn von der Inbetriebnahme hängt nun einmal viel ab. Etwa die autofreie Wilhelmsbrücke und der neue Verkehrsstrukturplan für Bad Cannstatt. Natürlich auch das Paket an Rückbaumaßnahmen, wie in der Brücken- und in der Pragstraße. Was die Neugestaltung des Wilhelmavorfelds in der Neckartalstraße angeht, so erledigt das Tiefbauamt auf jeden Fall seine „Hausaufgaben“. Christian Buch möchte in den nächsten Haushaltsberatungen entsprechende Gelder beantragen, um dort zügig loslegen zu können. „Nicht dass es nach Öffnung des Rosensteintunnels dann heißt, die Stadt hat aber ein hässliches Loch am Neckarufer hinterlassen.“