Der Besuch im Saunagarten des Leuze wird teurer. Foto:  

Die Preiserhöhung hat es in sich. Von Juni an zahlen die Besucher der Saunen im Leuze 53 Prozent mehr als bisher. Das wollen nicht alle Badegäste hinnehmen.

Stuttgart - Am 1. Juni tritt Teil zwei der neuen Tarifstruktur der Stuttgarter Bäderbetriebe offiziell in Kraft – und sorgt schon vorab für einige Wellen. Wie berichtet, enthält das Tarifgefüge schon seit 1. Januar einige Verbesserungen, wie zum Beispiel, den freien Eintritt für Kinder bis einschließlich sechs Jahre. Für andere wird es allerdings teurer und mit den neuen Preisen im Leuze geht es nach einer Umstellungsphase von 5. Juni an für einige richtig ins Geld. Kurioserweise für die, die oft gar nicht baden wollen. Zwei Stunden Schwimmen und Sauna kosten künftig 15,50 Euro statt 10,10 Euro, das sind stolze 53 Prozent mehr. Die drastische Preiserhöhung ist nicht zuletzt auf Druck von Stammgästen des wegen Sanierung geschlossenen Mineralbads Berg entstanden. Die haben dagegen protestiert, dass es im Leuze nur einen Tarif für Schwimmen und Sauna zusammen gäbe. Wer nicht in die Schwitzkabinen wolle, müsse trotzdem dafür zahlen, argumentierten sie.

Von 1. Juni an haben die Schwimmer nun ihren Willen, aber nicht besonders viel davon. Statt bisher 10,10 Euro für zwei Stunden Schwimmen und Sauna zahlen sie künftig 9,50 Euro, um in den Frei- oder Hallenbecken ihre Bahnen zu ziehen. Dafür wird es für alle die deutlich teurer, die beides oder nur Sauna wollen. Die 15,50 Euro statt bisher 10,10 Euro sind im regionalen Vergleich zwar noch im Rahmen, gegen die überaus ruppige Erhöhung gibt es aber Protest.

Künftig lieber nach Fellbach

Für Peter Jerg aus Fellbach treffen die neuen Preise „ins Mark und besonders in die Geldbörse.“ Jerg ist sich sicher, dass „die Besucherzahlen zurückgehen werden“, zumal die Erhöhung teilweise noch drastischer sei, da ja auch die Super- und Bonuskarten entfallen würden. Die Wertkarte mit 20 Prozent Nachlass ist für ihn keine wirklich Entlastung, da man dafür 400 Euro investieren müsse, was ja sicher nicht jeder könne. Sein Fazit: „So trifft es halt wieder mal die Armen.“ Eine heftige Reaktion erwartet auch Richard Hellbach aus Bad Cannstatt. „Ich bin gespannt, wie die Damen und Herren an der Leuze-Kasse den Stress aushalten, wenn sie demnächst täglich mit den zornigen Reaktionen derjenigen konfrontiert sind, die von der neuen Preiskonstellation noch nichts erfahren haben, und das werden viele sein“, schreibt er. Für ihn wäre es zumindest eine „Abfederung“ der Erhöhung, wenn man im Gegenzug die Basiszeit von zwei auf drei Stunden erhöhen würde. Abgewendet vom Leuze hat sich bereits Uschi Kniss – nach 35 Jahren. Die Rentnerin aus Stuttgart trifft es besonders hart. Bisher hat sie sich eine Monats-Dauerkarte für drei Stunden um 174 Euro gegönnt. Die gibt es im neuen Tarif aber nicht mehr. Die günstigste Alternative wären drei Zehnerkarten für insgesamt 285 Euro. Damit könnte sie dann zwar 33 Mal ins Leuze, aber ohne Aufzahlung nur zwei statt bisher drei Stunden. Uschi Kniss geht deshalb jetzt ins F3 nach Fellbach.

Zehnerkarten im Freibad künftig ortsgebunden

Die verkürzte Badezeit im Basistarif für die Mineralbäder ärgert auch Katharina Schreiter. In einem Brief an die Stadt kritisiert sie die Argumentation der Bäderbetriebe, die die Änderung auch damit begründen, dass das alte Tarifwerk teilweise unübersichtlich sei. „Um ein Tarifgefüge übersichtlich aufzubauen und so zu gestalten, dass es nicht zu Verwirrungen führt, muss es nicht mit Preissteigerungen (plus 20,7 Prozent je Bademinute) kombiniert werden“, schreibt sie. Für eine Erhöhung der Basiszeit im neuen Tarif macht sich auch Doris Zetsche stark. „Zwei Stunden für Sauna ist etwas zu kurz, zwei Stunden Schwimmen ebenfalls, wenn man bedenkt, dass Eltern ihren Nachwuchs auch an- und ausziehen müssen.“

Nahezu unbemerkt hat sich im Rahmen der neuen Tarife auch für die Freibäder eine Veränderung ergeben. Bisher konnte man Zehnerkarten kaufen, die wie die Dauerkarten in allen städtischen Freibädern gültig waren. Jetzt gelten die Zehnerkarten nur noch in dem Bad, in dem sie gekauft werden. Die Bäderbetriebe begründen dies mit einer Angleichung an das Verfahren von Hallen- und Mineralbädern und verweisen Sparwillige, die mehrere Freibäder mit einem Ticket nutzen wollen, auf die Geldwertkarte. Christel und Reinhold Weh wollen als Stammgäste aber nicht einsehen, warum man ein über viele Jahre funktionierendes System ändern muss. Sie nutzen die Freibäder Möhringen, Vaihingen und Killesberg abwechselnd und müssten jetzt drei Zehnerkarten kaufen – oder eben die Geldwertkarte. Für Reinhold Weh ist die aber keine Alternative, da er mit der Geldwertkarte am Kassenhäuschen anstehen muss, während er den Abriss seiner Zehnerkarte am Einlass direkt abgeben kann. Ihre Forderung: Die Bäderbetriebe sollen diese Änderung wieder kassieren.