Erst eröffnet die Firma Center Parcs feierlich die Anlage vor den Toren Leutkirchs, drei Tage später wird der Betrieb wegen erheblicher Baumängel schon heruntergefahren. Foto: dpa

Die Center-Parcs-Gruppe hat ihre Anlage im Allgäu offenbar überhastet eröffnet. Erste Urlauber sind wegen verschiedenster Mängel erzürnt wieder abgereist. Das Unternehmen will individuelle Entschädigungen anbieten.

Leutkirch - Ein „touristisches Leuchtturmprojekt“ kündigte Frank Daemen, der Deutschlandchef der Center-Parcs-Gruppe, schon vor Wochen an. Vorzeigepark, größtes Tourismusprojekt des Landes oder Urlaubsparadies waren weitere Vokabeln, mit denen die für den 1. Oktober anberaumte Neueröffnung des Park Allgäu beworben wurde. Nur wenige Tage danach, am Donnerstag, musste der Manager in der unfertigen Anlage vor den Toren Leutkirchs erzürnte Urlauber besänftigen. Viele von ihnen hatten sich schon einen Tag nach der Eröffnung auf der Facebook-Seite des Unternehmens Luft gemacht. „Reinste Katastrophe! Kein Service! Häuser nicht fertig! Keine Ansprechpartner!“, steht da. Oder: „Keine Gardinen. Keine Lampenschirme. Keine Bettwäsche.“ Verschmutzte Fußböden, ein kaltes Schwimmbad, gesperrte Rutschen, das waren weitere Beschwerdepunkte.

Dass im Park bei der Eröffnung noch gearbeitet werden würde, war zwar bekannt – unter anderem deshalb hatten die rund 2600 Frühbucher einen Rabatt erhalten. Beispielsweise sind die zweigeschossigen Exklusiv-Häuser noch nicht fertig, mit denen sich Center Parcs erstmals in Deutschland an eine betuchte Kundschaft wendet. Erst im Lauf des Dezembers soll den Planungen zufolge alles fertig sein. Doch spätestens Mitte August hatten sich deutliche Fehleinschätzungen des Baufortschritts angedeutet, die Zahl der Arbeiter auf dem 184 Hektar großen Gelände war auf rund 1200 erhöht worden. Unter anderem soll die Sommerhitze ein Grund dafür sein, dass Handwerker langsamer arbeiteten als prognostiziert. Den Sprecher der Stadt Leutkirch wundern die Bauverzögerungen angesichts der starken allgemeinen Konjunktur nicht. „Wir rennen auch an manchen Stellen den Handwerkern hinterher.“

Entschädigungen fürs Abreisen und fürs Bleiben

Weshalb die Eröffnung der rund 350 Millionen Euro teuren Ferienanlage trotz einer hohen Zahl ungelöster Probleme nicht verschoben wurde, bleibt eine unbeantwortete Frage. Eine Sprecherin von Center Parcs gab auf Anfrage nur eine allgemeine Auskunft: „Auch wenn die Anlaufschwierigkeiten für uns nicht vorhersehbar waren, übernehmen wir für die momentane Lage die Verantwortung.“ Der Leutkircher Rathaussprecher mutmaßt: „Bei einer Investition wie in Leutkirch zählt jeder Tag.“ Zum 1. Oktober haben in vielen Bundesländern die Herbstferien begonnen.

Egal ob das Park-Management wirklich von den Baumängeln überrascht wurde oder sich unter allen Umständen das Herbstgeschäft sichern wollte – es zahlt nun einen hohen Preis. Abreisewilligen Gästen wurden in Leutkirch die Buchungs- und Anreisekosten erstattet, zudem gab es Angebote für einen kostenlosen Urlaub in einer Center-Parcs-Anlage. Wer blieb, bekam 150 Euro geschenkt.

Neue Gäste müssen auf unbestimmte Zeit draußen bleiben

Doch der Schaden ist noch größer. Aus „technischen und operativen Gründen“, so die Unternehmenssprecherin am Donnerstag, „haben wir uns entschieden, bis zu einem späteren Zeitpunkt im Oktober keine neuen Gäste zu empfangen“. Inzwischen dürften viel Telefone klingeln. „Wir werden alle betroffenen Urlauber kontaktieren und sind bemüht, mit jedem Einzelnen eine angemessene individuelle Lösung zu finden“, so die Ankündigung.

Fraglich, ob das gelingt. Bei unserer Zeitung meldete sich eine Familie mit folgender Erfahrung: „Wir sind heute mit zwei behinderten Kindern aus Niedersachsen in Richtung Leutkirch losgefahren. Heute um 16 Uhr wurden wir über Handy angerufen und es wurde uns abgesagt, wir können nicht anreisen, das Haus ist nicht bewohnbar. Absolut unmöglich sowas, als Alternative wurde uns angeboten, nach Frankreich weiter zu fahren, leider nimmt mein Kind Medikamente, mit denen ich nicht ohne Weiteres ins Ausland fahren kann.“ Fazit: „Das ist eine Zumutung!“