Vor einem Jahr hat die an Leukämie erkrankte Hannah Eitel aus Deizisau die Stammzellen eines Spenders empfangen. Ein Jahr später ist sie „kerngesund“, wie ihr Vater sagt. 3500 Menschen aus der Region hatten an einer Typisierungsaktion teilgenommen.
Kurz vor ihrem neunten Geburtstag geht es Hannah Eitel aus Deizisau wieder richtig gut. Das berichtete ihr Vater Stefan Eitel jetzt in einem Interview mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Im Dezember 2020 war bei dem Mädchen das Myelodysplastische Syndrom (MDS) festgestellt worden, eine seltene Form der Leukämie. Ihre Familie, Freunde und Bekannte hatte daraufhin mithilfe der DKMS eine groß angelegte Registrierungsaktion auf die Beine gestellt, bei der rund 3500 Menschen aus der ganzen Region teilnahmen. Im März vergangenen Jahres erreichte die Familie dann die Nachricht, dass ein Stammzellenspender gefunden wurde.
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Es waren harte Monate für die Familie. Dass Hannah an der Leukämieform litt, wurde durch Zufall festgestellt. Im Dezember 2020, am Geburtstag ihres Vaters, stürzte die damals Siebenjährige so unglücklich, dass sie ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort stellten die Ärzte fest, dass mit ihren Blutwerten etwas nicht stimmte. Es folgte die Diagnose MDS, eine schwere Erkrankung des blutbildenden Systems. Die einzige Heilungschance: eine Stammzellspende.
„Region war Wind unter unseren Flügeln“
Ihre Familie und Freunde setzten alle Hebel in Bewegung, um einen passenden Spender zu finden. Sie organisierten eine Online-Registrierungsaktion. Wer sich im Internet angemeldet hatte, bekam ein Registrierungsset von der DKMS zugesendet, in dem alles enthalten ist, was man für den Wangenabstrich braucht. Mehr als 3500 Menschen haben sich an der Aktion beteiligt. „Aus Hannahs Erkrankung ist eine große Bewegung entstanden“, sagte Vater Stefan Eitel. „Für einen kleinen Moment wussten wir nicht, wie wir weitermachen sollten. Dann haben wir angefangen, uns unseren Mitmenschen anzuvertrauen. Und plötzlich war unser ganzer Ort, viele Privatpersonen, Firmen, Vereine, eigentlich die ganze Region im Einsatz. Das hat uns so viel Hoffnung gegeben. Die Region war der Wind unter unseren Flügeln.“
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Vor etwas mehr als einem Jahr erreichte die Eitels dann die frohe Kunde, dass die genetisch passende Nadel im Heuhaufen gefunden wurde. Am 23. März zog Hannah, mit Vater Stefan Eitel an ihrer Seite, in der Tübinger Uniklinik ein, die Stammzellen des fremden Spenders kamen dort Anfang April an. Es folgte die Transplantation. Währenddessen kümmerte sich Mutter Julia Eitel hochschwanger um die beiden jüngeren Geschwister. Unterstützt wurde die Familie in dieser Zeit von vielen helfenden Händen. „Uns hat das sehr beeindruckt, was eine Gesellschaft fähig ist, zu leisten“, sagt Stefan Eitel. „Es ist durchaus nicht so, dass sich jeder nur um sich selbst sorgt. Die Gesellschaft lebt! Zu gerne würden wir uns bei allen bedanken, die uns in dieser Zeit unterstützt haben. Aber es ist schwierig, sich bei einer ganzen Region zu bedanken.“ Am 11. Mai durfte Hannah Eitel dann die Klinik verlassen.
Die Haare sind noch etwas kürzer als früher
Ein Jahr später haben die Eitels viel zu feiern: den Jahrestag der Transplantation, den ersten Geburtstag des jüngsten Familienmitglieds Moritz und vor allem, dass es Hannah wieder gut geht. „Hannah ist kerngesund“, sagt Stefan Eitel. „Sie ist unglaublich lebensfroh, geht zur Schule, reitet, spielt Fußball im Verein, tanzt Ballett. Hannah ist ein sehr aktives Kind und hat mit ihrer Erkrankung nahezu abgeschlossen.“ Lediglich die Haare seien kürzer als vor der Chemotherapie, der sich die Grundschülerin als Vorbereitung für den Eingriff unterziehen musste.
Weitere Registrierungsaktion geplant
Wenn im Juni das Fußball-Saisonabschlussfest des TSV Deizisau stattfindet, bei dem auch die Traditionsmannschaft des VfB Stuttgart aufläuft, soll es noch einmal eine DKMS Registrierungsaktion samt Trikotversteigerung zugunsten der gemeinnützigen Organisation geben. „Wir wünschen uns, dass noch viele weitere Menschen so wie Hannah ihren genetischen Zwilling finden“, sagt Stefan Eitel.
Auch von der DKMS-Aktion um Hannah Eitel gibt es gute Nachrichten: Drei der 3500 Personen, die sich hatten registrieren lassen, haben bereits durch eine Stammzellspende einem Patienten irgendwo auf der Welt eine zweite Lebenschance geschenkt.
Kontakt zum Spender ist bald möglich
Auch Julia und Stefan Eitel möchten dem Spender, der Hannahs Heilung ermöglicht hat, danken. In einem Jahr ist das möglich, denn dann entfällt die vorgeschriebene Anonymitätsfrist zwischen Empfänger und Spender. Einen anonymen Briefkontakt habe es zwischen beiden Seiten bereits gegeben, teilt die DKMS mit. Es sei ein tolles Gefühl gewesen, einen Brief zu bekommen und zu spüren, dass da eine Verbindung bestehe, sagen die Eltern. Und: „Wenn wir ihn kennenlernen dürfen, möchten wir uns dafür bedanken, dass wir weiter gemeinsam mit unserer Tochter leben dürfen.“