Eigentlich wäre es ein Anlass zum Feiern: Das ARD zeigt die 20. Staffel von „Um Himmels Willen“. Danach wird die Erfolgsserie mit Fritz Wepper und Janina Hartwig eingestellt.
Stuttgart - Wer den Provinzbürgermeister Wöller kennt, der weiß: „Wo ein Wöller ist, ist auch ein Weg!“ Seit zwanzig Jahren poltert Wolfgang Wöller durch Kaltenthal. Zahllose Schikanen hat er ersonnen, um den Ordensschwestern ihr Kloster abzuluchsen. Nun wird Wöller zum letzten Mal seine Spiele treiben: Von diesem Dienstag an zeigt das Erste die neue Staffel von „Um Himmels Willen“. Danach ist Schluss – für immer.
Dabei ist die Serie rund um das Kloster Kaltenthal eine der erfolgreichsten in der deutschen Fernsehgeschichte. Im vergangenen Jahr haben noch knapp fünf Millionen Zuschauer eingeschaltet, wenn sich die patente Schwester Hanna (Janina Hartwig) den Angriffen des Bürgermeisters beherzt in den Weg stellte. In den vergangenen Folgen war allerdings schon zu sehen, dass Fritz Wepper, der so großartig das Schlitzohr spielt, angeschlagen ist.
Die Charaktere hat das Publikum ins Herz geschlossen
Es ist erstaunlich, dass es in zwanzig Staffeln immer wieder gelang, in dem eng gesteckten Handlungsrahmen originell zu bleiben. Vermutlich war es dem damaligen Zeitgeist geschuldet, dass man zu Beginn noch auf Altherrenwitze setzte und Wöller bei seiner ersten Begegnung mit der Nonne fragte: „Tragen Sie Unterwäsche unterm Rock, oder ist es bei Ihnen wie bei den Schotten?“ Bald entwickelte das stete Ringen zwischen Gut und Böse, Irdischem und Geistlichem aber seinen eigenen Rhythmus – und schloss das Publikum die Charaktere ins Herz: Emanuela von Frankenberg als naive Schwester Agnes war ebenso von Anfang an dabei wie Karin Gregorek, die als Schwester Felicitas von einer Sucht in die nächste stolperte, Alkohol, Zigaretten, Internet, Glücksspiel.
In den ersten Jahren war es Jutta Speidel, die Wöller als energische Schwester Lotte Paroli bot. 2006 übernahm Janina Hartwig die Rolle und brachte mehr Ironie ins Spiel. Im Mutterhaus – der Drehort war das Münchner Literaturhaus – saß die Krimis schreibende Schwester Hildegard (Andrea Sihler) verlässlich im Sekretariat, der Stuhl der Mutter Oberin wurde dagegen mehrfach besetzt: Nach dem Tod von Rosel Zech übernahm Gaby Dohm, zuletzt spielte Nina Hoger die Oberin. Bischof Rossbauer rückte altersbedingt zunehmend in den Hintergrund – Horst Sachtleben ist inzwischen 91 Jahre alt.
Am letzten Drehtag sind die Tränen geflossen
Die Weihnachtsspecials wurden schon länger eingestellt. Nun muss die Serie nach mehr als 250 Folgen ganz weichen. Am letzten Drehtag sollen viele Tränen geflossen sein. Bei der ARD ließ man sich davon nicht erweichen. „Jede Geschichte, jedes Lied, jede Erzählung“, sagte der Programmdirektor Volker Herres, „einfach alles hat einen Anfang und ein Ende.“