Der Schriftsteller Per Olov Enquist 2011 auf der Leipziger Buchmesse. Foto: dpa

Per Olov Enquist spricht von der „Explosivität des Alters“, davon, wie wenig Zeit ihm noch bleibt, wie viele Bücher er noch schreiben möchte. In Stuttgart hat er sein „Buch der Gleichnisse“ vorgestellt.

Per Olov Enquist spricht von der „Explosivität des Alters“, davon, wie wenig Zeit ihm noch bleibt, wie viele Bücher er noch schreiben möchte. In Stuttgart hat er sein „Buch der Gleichnisse“ vorgestellt.

Stuttgart - Einen geruhsamen Lebensabend hat Per Olov Enquist nicht für sich vorgesehen – im Gegenteil: Er spricht von der „Explosivität des Alters“, davon, wie wenig Zeit ihm noch bleibt, wie viele Bücher er noch schreiben möchte. Eine Explosivität, die nun dazu führte, dass Enquist sich eines Themas annahm, das er bislang mied: der Liebe. „Das Buch der Gleichnisse: ein Liebesroman“ heißt sein aktuelles Buch.

Jüngst unterhält er sich mit Sigrid Löffler im Literaturhaus über das Buch. Der Stuttgarter Schauspieler Wolfgang Höper liest mit einfühlsamer Präzision vor. Per Olov Enquist lauscht, spricht selbst sehr ruhig und langsam, seine Hände liegen regungslos vor ihm auf dem Tisch. Am Ende des Abends wird er aus seinem schwedischen Originaltext vortragen, seinen vielen Zuhörern die melancholische Melodie seiner Sprache und Prosa nahebringen.

Geboren wurde Enquist 1934 in der schwedischen Provinz; das Leben in einer pietistisch geprägten Dorfgemeinschaft ist ein wiederkehrendes Thema seiner Bücher. Nun also erzählt er vom Ausbruch aus dieser repressiven Moral, arbeitet auch Liebesgedichte, die sein Vater vor langer Zeit schrieb, in seinen Roman ein und schildert, in einer Liebesszene von großer Diskretion und Intensität, die erotische Begegnung eines 15-Jährigen mit einer 51-jährigen Frau.

Eine Erweckung der anderen Art ist diese Liebesszene, die bei Enquist einem religiösen Moment gleicht: „Sexualität öffnet die innerste Tür zu einem anderen Menschen“, sagt er und spricht von Heiligkeit. Die pietistische Prägung seiner frühen Jahre, das räumt er ein, habe ihn, in veränderter Form, durch sein ganzes Leben begleitet: „Davon kann man niemals wegkommen.“ Auf dieses Leben blickt er nun zurück mit der Klarheit seines explosiven Alters: „Eine Selbstbiografie zu schreiben“, sagt er, „war eine gute Erfahrung. Ich habe gesehen: Es war nicht alles Dummheit und Zufall.“