Wolfgang Schorlau greift in seinen Büchern Missstände auf. Foto: Susanne Müller-Baji

Erkenntnisreiche Einblicke in das schmutzige Geschäft mit dem Trinkwasser: Der Erfolgsautor Wolfgang Schorlau las im Eberhard-Ludwigs-Gymnasium.

S-Nord - Blut ist dicker als Wasser, heißt es. Dass Wasser bisweilen mit Blut bezahlt wird mag überraschen, steht so aber im Zentrum des Krimis „Fremde Wasser“ von Wolfgang Schorlau. Der Erfolgsautor kam für eine Lesung ins Eberhard-Ludwigs-Gymnasium (Ebelu) und sprach dort über das skrupellose Geschäft mit dem Trinkwasser.

Eine Bundestagsabgeordnete erliegt in Berlin einem Herzinfarkt und in Stuttgart beginnt Schnüffler Georg Dengler eher unwillig zu ermitteln. Soweit, so Krimi. Doch dann geht es hinein in die Welt der Großinvestoren, die verschachern was man eben noch niet- und nagelfest glaubte: Straßen, Schulen, Krankenhäuser – und unser aller Trinkwasser. Und natürlich geht es nur um eines: den maximalen Profit. Den Leser beschleicht ein ungutes Gefühl, das sich mit dem Nachwort des Autors bestätigt: „Die Figuren in diesem Buch sind ausgedacht. Der zugrunde liegende Sachverhalt ist es nicht. In diesem Buch ist verdammt wenig erfunden.“

Kaufmann, ITler, Autor

Das sei natürlich ein Unterrichtsthema, das sehr nahe am Leben liege und deshalb die klassische Buchliste vom „Goldenen Topf” bis zum “Steppenwolf” ergänze, sagt der Deutschlehrer Gereon Müller. Seine Schüler lasen das Buch im Unterricht, trafen den Autor bereits vorab und führten auch durch den Abend, fassten etwa Schorlaus Vita zusammen. Der hatte erst eine kaufmännische Lehre gemacht, war IT-Fachmann gewesen und hatte erst „im zweiten Leben“ mit knapp 50 Jahren das Schreiben begonnen: „Das ist ja auch eine wertvolle Information für unsere Schüler: Dass man nicht mit 15 schon wissen muss, was man machen will. Und dass man auch später noch neu anfangen kann“, sagt der Deutschlehrer.

Die Schulleiterin Karin Winkler outete sich als großer Fan der Krimiserie und ließ sich auch ihr Exemplar von „Fremde Wasser“ signieren: „Ich kaufe das Buch immer direkt am Erscheinungstag.“ Mittlerweile arbeitet der Autor bereits am neunten Buch um Privatermittler Dengler, das im März erscheinen soll und in dessen Zentrum so Schorlau die Frage steht, „in welche Taschen die Milliarden für die Griechenlandhilfe geflossen sind“. Für die von Schulleitung, Förderverein und Elternbeirat organisierte Ebelu-Lesung hatte man sich freilich das dritte Buch gewünscht, weil man sich im Ebelu bereits fächerübergreifend mit dem Thema Trinkwasser beschäftigt habe.

Naive Kommunen

Schorlau kam also, las und erzählte: Vom sogenannten Cross-Border-Leasing, bei dem internationale Investoren auch in Deutschland die Trinkwasserversorgung aufkauften. Und von den Kommunen die darauf hereinfielen – „übrigens auch Ulm und Stuttgart“ – weil Privatisierung ja das neue Zauberwort war und die Entscheidungsträger ein möglichst großes Stück vom lukrativen Kuchen abhaben wollten. Schorlau selbst wurde auf das Thema aufmerksam, weil Aktivisten Unterschriften gegen den Verkauf der Stuttgarter Wasserrechte sammelten: „Ich konnte das erst gar nicht glauben, aber die Frauen blieben hartnäckig und schickten mir Material zu“, erinnert sich Schorlau.

Einmal hellhörig geworden, fand er Ungeheuerliches heraus: „Das läuft nämlich immer gleich ab: Nach dem Verkauf werden sämtliche Wartungsarbeiten eingestellt, ebenso jegliche Forschung. Und dann werden die Preise um ein Vielfaches angehoben.“ Bemerkten das die Kommunen, versuchten sie natürlich, die Rechte zurückzukaufen: Doch dann schnappe die Falle zu und zum deutlich höheren Rückkaufpreis kämen auch noch Strafgelder wegen Vertragsbruchs, so Schorlau: „Zurück bleibt ein Trümmerhaufen!“

Es war ein spannender Abend: Für Schorlau, der sich ungewohnt direkten Fragen stellen musste. Für die Schüler, die sich bestens vorbereitet zeigten. Im Grunde aber für alle Gäste, die einmal mehr erleben mussten, dass die Realität die Fiktion manchmal sogar noch übertrifft an Korruption und Geldgier.