Foto: Thomas Siurkus

Die Mitarbeiter der Büchereien im Stuttgarter Norden geben in den nächsten Wochen Lesetipps für Jung und Alt. Inge Westermayers Favorit ist „Der Chronist der Winde“ von Henning Mankell.

Stuttgart-Zuffenhausen - Bibliothekare haben ja viele Lieblingsbücher und tun sich meist schwer, sich für eines zu entscheiden. Aber wenn man die Leiterin der Zuffenhausener Bücherei, Inge Westermayer nach einem persönlichen Favoriten fragt, denkt sie sofort an „Der Chronist der Winde“ von Henning Mankell. „Es ist sein bester Roman“ findet die 62-jährige, „weil er anders ist als all seine anderen Werke.“ Die Handlung spielt in Mosambik. Henning Mankell kann die Situation dort sehr gut beschreiben, denn er lebte zeitweise in Afrika. „Das spürt man auch beim Lesen“, sagt Westermayer. In dem 1995 erschienenen Roman geht es um den zehnjährigen Waisen Nelio, der von einem Bäcker nach einer Schießerei gefunden wurde. Der Bäcker pflegt Nelio neun Tage und Nächte lang. In dieser Zeit erzählt ihm der Zehnjährige seine tragische Lebensgeschichte. Sein Heimatdorf wurde ausgeraubt, die Familie bestialisch ermordet. Nelio floh in eine Großstadt und wurde dort zum Straßenkind. Er wurde zum Führer einer Gang und lernte, mit seinem Schicksal umzugehen. Genau das fasziniert Inge Westermayer an diesem Roman: „Es ist sehr berührend zu sehen, wie der Junge mit seinem Schicksal fertig wird. Das Buch ist sehr fantasievoll, aber anderseits auch sehr realistisch geschrieben.“ Es hat bei ihr einen sehr großen Eindruck hinterlassen. Für sie ist der Roman eine echte Leseempfehlung.

Eine Neuerscheinung, die die 62-jährige empfehlen kann, ist der Debütroman von Andrea Sawatzki. Anfangs trat sie dem Werk sehr skeptisch gegenüber, denn sie dachte sich: „Schon wieder ein Schauspielerin, die sich an der Schriftstellerei versucht.“ Doch sie konnte ihre Zweifel schnell abwerfen, denn die Handlung des Romans überzeugte Inge Westermayer, und sie las es binnen einer Nacht.

Der Roman handelt von der mysteriösen Manuela Scriba, die im Wald gefunden wurde. Die orientierungslose Frau kann sich nicht daran erinnern, wie sie in den Wald gekommen ist. Deshalb wird sie in die Psychiatrie eingewiesen. Dort schweigt sie tagelang und gibt sich sehr verschlossen. Schließlich traut sie sich jedoch einer Psychologin an und erzählt ihr ihre traurige, bewegende und tragische Geschichte. Im Buch erkennt Westermayer viele Elemente der Schauspielerin wieder. „Andrea Sawatzki schreibt so, wie sie spielt, sehr intensiv“. Sie findet das Buch sehr gelungen, und auch das Hörbuch kann sie sehr empfehlen.