Karl Heinz Lessig setzt sich fürs Kotzenloch Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

„Schön wandern“: Mit der Aktion wollen der Schwäbische Albverein, die Brauerei Dinkelacker und die Stuttgarter Nachrichten das Wandern noch schöner machen. Die besten Leservorschläge für Verbesserungen werden mit insgesamt 10 000 Euro umgesetzt. Heute: Rettung für schützenswerte Pflanzen.

Stuttgart - Stuttgart hat viele schöne Ecken, die zum Wandern einladen. Eine davon ist das Naturschutzgebiet Greutterwald zwischen Weilimdorf, Zuffenhausen und Feuerbach im Norden der Stadt. Obwohl Karl Heinz Lessig am anderen Ende, am Fasanenhof im Süden wohnt, fährt er häufig mit der Stadtbahn der Linie U 6 zur Landauer Straße in Weilimdorf, geht am Lindenbachsee vorbei und an den Obstbaumwiesen lang. Dann geht es immer steil bergauf in den Wald. Dass er dabei auf den Rössleweg stößt, einen 54 Kilometer langer Rundwanderweg um Stuttgart, der immer wieder atemberaubende Ausblicke auf die Landeshauptstadt bietet, ist ihm dabei nicht wichtig. Er will hoch auf den Lemberg. Aber um die Weinproben, die es bei den Weinwanderungen durch die Reben immer wieder gibt, geht es dem 80-Jährigen auch nicht, sondern um das sogenannte Kotzenloch. Allein die letzte Etappe bis dort oben hin hat 121 Stufen.

„Der Felskopf des Kotzenlochs ist eine Oase für Wildpflanzen und damit etwas ganz Besonderes“, stellt der Hobby-Botaniker fest. Der Grund für die besondere Flora sei das neutral-saure Bodensubstrat, dass nur auf Sandsteinuntergrund vorkommt und in Stuttgart mit seinen extrem kalkhaltigen Böden sehr selten sei. Die Vegetation auf dem Plateau hat laut Lessig Ähnlichkeit mit einer Steppenheide und besteht bereits seit der Eiszeit. „Es wachsen echter Hirschstrang, Hirschwurz, Hügelklee, Erbsenwicke und Weiden-Alant. Außerdem leben dort Zaun- und Waldeidechsen sowie viele Schmetterlinge“, stellt Lessig fest. Das Problem: Die seltene Flora wird von wildwuchernden Sträuchern und Gehölzen verdrängt, so dass die wertvollen Pflanzen schon fast verschwunden sind. „Um das kleine Biotop am Kotzenloch zu erhalten und zu aktivieren, muss der Wildwuchs entfernt werden, damit Licht reinfällt. Außerdem muss das Areal nachhaltig gepflegt werden“, sagt er – und ist überzeugt, dass das 30 mal 50 Meter große Areal mit einem relativ geringen Betrag in Ordnung zu bringen wäre. Es verwahrlosen zu lassen, sei schade. „Immerhin ist das Biotop bereits 1888 in dem Fachbuch „Flora von Stuttgart“ erwähnt worden“, so Lessig.

215 Millionen Jahre altes Gestein

Das Kotzenloch selbst ist eine stillgelegte Mergelgrube. Früher wurde dort Mergel abgebaut, eine Mischung aus Ton, Kalk und Fossilien. Verwendet wurde das Material unter anderem zur Zementherstellung und als Dünger für die Weinberge. Entstanden ist das Gestein vor etwa 215 Millionen Jahren. Auffallend sind die grün und violett gefärbten Gesteinsschichten. Allerdings ist der Blick auf das Geotop durch Bäume und Sträucher zum Teil stark zugewachsen. Und das, obwohl das Kotzenloch mittlerweile Naturdenkmal ist und zum Landschaftsschutzgebiet Glemswald und Greutterwald gehört. „Falls noch Geld übrig ist, könnte man auch da mal die Axt in die Hand nehmen“, hofft Lessig, dass sein Lieblingsziel bald so gepflegt ist, dass es auch andere Wanderer schätzen.

So machen Sie mit

Wandern Sie in einem Radius von etwa 20 Kilometern um Stuttgart los und schreiben Sie uns, wo auf Ihrem Wanderweg etwas in Ordnung gebracht werden oder verschönert werden sollte.

Gefragt sind bei unserer Aktion keine Großprojekte, sondern bescheidene Projekte wie das Aufstellen einer Bank oder das Freischneiden eines zugewachsenen Aussichtspunktes.

Stellen Sie uns Ihren Vorschlag am besten mit einem Foto vom Ort vor.

Geben Sie bitte Ihre Telefonnummer an, damit wir Sie erreichen können, denn wir möchten die Vorschläge samt Ideengeber in einem kleinen Artikel in unserer Zeitung vorstellen.