Corona-Konfusion. Ein Umleitungsschild zeigt auf ein anderes Schild, das nach dem Wohin fragt. Foto: Werner Bolzhauser

Die Eßlinger Zeitung veröffentlicht Beobachtungen der Leser aus dem Corona-Alltag. Es wird Überraschungen geben.

Kreis Esslingen - Es ist eine alte Scheune in Esslingen, am Rande der Altstadt, gleich am Roßneckarkanal, ein paar Schritte von der Hochschule entfernt. Die „Alte Spinnerei“ ist das Domizil des Vereins „Kultur am Rande“, der versucht, gesellschaftlichen Randgruppen eine künstlerische Bühne zu bieten. Zurzeit passiert aber nicht viel in dem kleinen Bühnenraum – der Teil-Lockdown lässt grüßen. Aber ein interessantes Schild hängt an der Tür. Besser gesagt zwei Schilder. Das eine ist ein verdrehtes Umleitungsschild, das nach oben zeigt und zwar auf das zweite Schild, das nach dem Wohin fragt. Wohin bringt die Krise uns, die Gesellschaft, aber auch jeden Einzelnen? Es hängt auch ein Stift am Schild, sodass jeder, der möchte, seinen Eintrag machen kann. Zwei Bemerkungen stehen schon drauf: „Solidarisch, statt quer denken“. Und: „Wieder Freunde umarmen.“ Der laute Seufzer ist durch die Buchstaben hindurch zu hören . . .

Eine Umleitung ins Wohin

Die Fotos von den Schildern stammen von Werner Bolzhauser. Er ist Vorsitzender von „Kultur am Rande“. Mit seiner Einsendung brachte er die Redaktion auf einen Gedanken: Splitter dieser Art sind überall. Machen wir – das heißt die Redaktion – doch einen Aufruf an unsere Leserinnen und Leser und Online-Nutzer: Schicken Sie uns Fotos aus Ihrem Alltag, Dinge, die Ihnen beim Einkaufen oder Spaziergang auffallen und die Sie in Verbindung bringen mit dieser seltsam-schweren Zeit, die die Gesellschaften überall auf der Welt gerade durchlaufen. Gerne auch mit ein wenig Text, in dem Sie ihre Assoziation zum Corona-Alltag schildern. Wir veröffentlichen die Fotos und binden sie in das bereits vorhandene Corona-Tagebuch ein.

Einige erinnern sich an das Tagebuch aus dem Frühjahr: Die Eßlinger Zeitung rief bereits im März dazu auf, kleine Textsplitter, Fotos und Filme einzusenden, um den Corona-Alltag widerzuspiegeln. „Das Tagebuch ist jetzt schon ein einmaliges Dokument der Alltagsgeschichte“, schrieb damals die Redaktion auf der Internetseite. „Schönes und Hoffnungsvolles steht unmittelbar neben Tieftraurigem, und alles ist durchzogen von einem melancholischen Grundtenor, der vergessene und verdrängte Gefühle – Einsamkeit und die Zurückgeworfenheit – aufleben lässt.“ Mehrere Wochen lang beteiligten sich Menschen aus dem gesamten Kreis daran, aber auch aus anderen Regionen Deutschlands und anderen Ländern, die unter anderem durch Artikel verschiedener Journalisten-Magazine auf die Aktion aufmerksam geworden sind. Nun lebt dieses Tagebuch also wieder auf.

Einsendungen bitte per E-Mail an die Adresse: lokales@ez-online.de. Stichwort: Corona-Schnipsel