Gebannt von den jungen, sportlichen Vorleserinnen: Die Schülerinnen und Schüler beim bundesweiten Vorlesetag Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Lesen macht schlau! Die Leseohren aufgeklappt hieß es deshalb zum bundesweiten Vorlesetag in der Stadtbibliothek und in allen Kitas und Grundschulen der Stadt.

„Wollen wir in die Stadtbibliothek gehen?“ Auf diese Frage kann Johannes Knapp, Konrektor an der Pragschule, bei seinen Schülern auf einstimmige Begeisterung zählen. Ist nicht nur schöner als Diktat schreiben müssen, ist überhaupt das Höchste für die Grundschüler. Darum hat Knapp sofort auf das  Angebot von Leseohren reagiert, am Freitag mit seiner Klasse 4b wieder mal den kurzen Weg über die Brücke direkt ins Paradies der spannenden Geschichten zu nehmen und den 18 Buben und Mädchen den Vorlese-Genuss zu verschaffen.

Junge sportliche Leute lesen vor

Lauter Geschichten über Sport und Sportler, vorgelesen von Experten. Nein, keine Titel- und Medaillen-Gewinner mit bekannten Namen. Sondern sportliche junge Leute, die meisten selbst noch Schüler, die in ihrer Freizeit nichts lieber tun als zu reiten, schwimmen, turnen, Volleyball oder Faustball spielen. Denn Karin Rösler und Bettina Kaiser, die Vorsitzende und die Geschäftsführerin des Vereins Leseohren, haben zum gestrigen bundesweiten Vorlesetag sechs junge Frauen und einen jungen Mann dafür gewinnen können, der Kinderschar Lesevergnügen zu bereiten.

Bücher über Sport? Gibt es jede Menge und zu allen Sportarten in der Stadtbibliothek. Aus der riesigen Auswahl hat sich Nora Littvin, die Reiterin aus Hemmingen, das Buch „Socke und Sophie“ von Julie Zeh rausgesucht. „Mein großes Pferdebuch“ war aus nahe liegenden  Gründen  der Favorit von Lena Reusch aus Renningen, während die Schwimmerin Lisa Hammerstorf den „Schatz im Baggersee“ und die Turnerin Lia Strack aus Weissach „Conny geht zum Kinderturnen“ gewählt haben.

Eine kleine Trainingseinheit gehört dazu

Dann wird es munter auf der Kinderebene im zweiten Stock der Stadtbibliothek. „Wisst Ihr, was Euch hier erwartet“, fragt die Bibliothekarin Jacqueline Hallgarten, als die Kinderschar auf der Büchertreppe Platz genommen hat. Essmaa ist bestens präpariert und antwortet souverän. Aber der Sport bleibt hier nicht nur Imagination zwischen zwei Buchdeckeln. Ponys oder ein Pool stehen zwar nicht zur Verfügung, doch genügend Platz für eine kleine Trainingseinheit und damit Bewegung für die Kinder.

Ehe sich die jungen Vorleser also mit ihren Zuhörern in die Schmöker-Nischen zurückziehen, werden Arme und Beine geschlenkert, wird gehüpft und gehopst. Das bringt das Gehirn in Schwung. „Dieses Aufwärm-Ritual gehört bei uns dazu, denn Bewegung ist für die gesunde Entwicklung von Kindern unglaublich wichtig“, erklärt Bettina Kaiser. Messi braucht man das nicht zweimal zu sagen. Der Zehnjährige heißt nicht nur wie der berühmte Fußballer, er spielt auch selbst begeistert Fußball. Und Basketball. Und macht Taekwondo. Alles noch nicht genug. Gerade hat Nima Neubrand aus einem Buch über den berühmten Boxer Cassius Clay alias Muhammed Ali vorgelesen, da sieht er sich auch schon als Sieger im Ring.

Die Kinder wollen auch selbst erzählen

Die Kinder hören gut zu. Aber dann wollen sie, angeregt von den Geschichten, selbst erzählen. Von sich und ihrem Leben. Was sie sich wünschen, wovon sie träumen und was davon erfüllt wird. Essmaa darf manchmal auf einem Pony reiten. Eloisa und Silvana, die Zwillinge, haben nicht so viel Glück und gucken ein bisschen traurig, als Vorleserin Kati erzählt, dass sie seit einem Jahr ein eigenes Pferd hat. „In unserer Wohnung ganz oben im Haus geht das nicht“, sagt Eloisa sehr einsichtig. Und hofft, dass die Eltern wenigstens ein Meerschweinchen erlauben. Kati verspricht, dafür die Daumen zu drücken.

Verlag hilft mit vielen Büchern

Gelesen wurde am Freitag nicht nur hier, die ganze Stadt, berichtet Bettina Kaiser, war an diesem bundesweiten Vorlesetag im Lesefieber. Ausgerüstet mit orangefarbenen Rucksäcken, gefüllt mit Büchern und der Aufschrift „Vorlesen macht Lust auf Lesen lernen“. Denn das Jugendamt konnte dank einer Kooperation des Vereins Leseohren mit dem Thienemann-Esslinger Verlag eine Lese-Aktion in allen städtischen Kitas, Schulhäusern und sozialpädagogischen Bereichen in Ganztagesschulen starten. Dafür spendete der Verlag 1900 Kinderbücher für Kinder im Krippen-, Kita- und Grundschulalter. An Lektüre fehlt es nicht, doch an Lesepaten kann es nie genug sein. Weitere ehrenamtliche Vorleser sind willkommen, betont Bettina Kaiser und versichert, dass das Vorlesen nicht nur ein Vergnügen für das junge Auditorium, sondern für beide Seiten ist.

Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.leseohren-aufgeklappt.de