Mit dem Reiseschriftsteller Dieter Buck kommt auch ein einheimischer Autor zum Lesefest im Kinderhaus. Foto: Georg Linsenmann

Bereits zum achten Mal findet das Lesefest im Kinderhaus Stuttgart-Büsnau statt. Das Ziel ist klar: Kinder sollen mehr lesen. Die Zukunft aber ist ungewiss.

Büsnau - Die Fußbälle sind in Kisten verstaut, die Carrera-Rennbahn macht Boxenstopp im Dachgeschoss. Was stattdessen bis tief in den November hinein im Saal des Kinderhauses Büsnau angezeigt ist, davon spricht schon die prächtige Dekoration dort Bände: Eine üppig gefüllte, mit buntem Lesekrimskrams garnierte Bücherwand im XXL-Format nebst einem märchenhaften Lesethron, der in ein güldenes Tuch gehüllt ist. Das Kinderhaus wird für die Lesefeste zu einer Burg für junge Bücherfans: „Zum achten Mal schon in 16 Jahren“, wie der Hausleiter Frank Otto Huber betonte, als nun das Programm des achten Vaihinger Lesefestes vorgestellt wurde.

Das Lesefest – kurz LV – ist also eine fortdauernde Erfolgsgeschichte, mit der alle zwei Jahre weit über 1000 Kinder und Jugendliche für spannende Geschichten begeistert werden, dank der Teilnahme aller Schulen im Schulbezirk Vaihingen. „LV“ ist aber auch eine Art Marke, die übers Lokale hinausstrahlt: „Wenn ich auf den großen Büchermessen bin, dann werde ich auf die Lesefeste angesprochen“, berichtete Sabine Fecke, die mit ihrer Leseagentur wieder den Pool mit 13 Autorinnen und Autoren gefüllt hat. Etwas zugespitzt lasse sich sagen: „In Frankfurt und Leipzig kennt man Büsnau und Vaihingen. Die Lesefeste haben bei Verlagen und Autoren einen guten Klang. Wegen der Qualität insgesamt, aber auch wegen der tollen Organisation. Hier fühlen sich die Autoren einfach wohl.“

„Wer lesen kann und liest, ist klar im Vorteil“

Das war natürlich Musik in den Ohren der genau zweistelligen Zahl von Anwesenden, die mit ihren Institutionen und vielen weiteren Helfern das Bücherfest vor und hinter den Kulissen stemmen. Oder bei der Finanzierung des knapp 40 000 Euro betragenden Budgets helfen. Wie Rainer Scharr, der mit seiner Firma von Beginn an einer der Hauptsponsoren ist. Hatte Fecke mit „Wer lesen kann und liest, ist klar im Vorteil!“ den Mottosatz bei der kürzlichen Bekanntgabe der Deutschen Kinder- und Jugendbuch-Preise geprägt, so berichtete Scharr nun von einer konkreten Bedeutung dieses Satzes: „Wir schauen bei Bewerbungen auch auf Sprache und Rechtschreibung, denn ein Brief oder eine E-Mail an Geschäftspartner muss richtig sein.“ Man müsse Kindern „in der heutigen Zeit das Lesen von klein auf mitgeben. Dann tun sie sich leichter beim Einstieg in den Beruf“.

Auch Klaus Maier, der Rektor der Steinbachschule, bestätigte, dass „fast 20 Prozent der Viertklässler nicht hinreichend sinnverstehend lesen können“. Die Schule sei da „schon vielfältig aktiv. Und da ist das Lesefest ein wichtiger Baustein“. Denn bei diesen Veranstaltungen „können die Kinder Autoren kennenlernen, die den Spaß am Lesen vermitteln“. Auch für Ulrike Seiwald, die stellvertretende Leiterin der Stadtteilbibliothek Vaihingen, für die „Leseförderung das alltägliche Brot“ ist, stellt das Lesefest als „ein absolutes Highlight“ dar. Sie rühmte den „Zauber der Lesungen“ im Kinderhaus: „Es ist eine besondere Atmosphäre. Die Kinder sind mitten unter Büchern und sehen nicht die Schultafel mit der noch nicht fertigen Mathe-Aufgabe.“ Für das LV 8 hat das Kinderhaus wieder ein gewaltiges Programm vorbereitet: Vom Sonntag, 21. Oktober, bis Freitag, 16. November, sind 13 Autoren für Lesungen präsent. „Für Zweit- bis Neuntklässler von insgesamt zehn Schulen“, berichtete Huber und betonte: „Damit erreichen wir 61 Schulklassen mit über 1500 Schülern.“

13 Autoren machen Kindern Lust aufs Lesen

Eine Lesung gibt es auch im Olgäle, und in der Stadtteilbibliothek Vaihingen werden Originale des Illustrators Thorwald Spanngenberg ausgestellt, dem man bei einer Veranstaltung im Kinderhaus auch beim Arbeiten über die Schulter schauen kann. Zu den Lesungen kommen laut Fecke „ganz unterschiedliche Autorinnen und Autoren mit tollen Büchern, die Kinder stärken, ihnen Lust aufs Lesen machen und das eigene Kopfkino in Gang setzen“.

Schirmherr ist wieder der Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann (CDU), dem dies „auch als Bildungspolitiker eine Herzensangelegenheit“ sei: „Es ist toll, was hier geschaffen wurde. Trotz des Digitalen bleibt das Buch wichtig und präsent.“ Als Huber den ankündigten Ausstieg der SSB in Sachen verbilligte Fahrten zu den Lesefesten einen „Wermutstropfen“ nannte, der „ein großes Loch ins Budget reißen wird“, reagierte Kaufmann sofort: „Ich werde mich dafür verwenden, dass das nicht passiert.“ Er hätte auch sagen können: Die Lesefeste müssen bleiben!