Der direkte Kontakt mit Autorinnen und Autoren ist bekanntlich mit die beste Art, die Leselust der Kinder zu wecken. Foto: dpa

Den Lesefesten im Kinderhaus Büsnau droht ein Loch im Budget. Denn die Stuttgarter Straßenbahnen wollen aus dem Projekt aussteigen. Es fehlt dann ein bezahlbarer Transport, der die Schüler zu den Veranstaltungen bringt.

Vaihingen - Erste Klasse gelaufen, alles ausgebucht!“ Kurz und knackig bringt Franz Otto Huber das Fazit der achten Auflage der eben zu Ende gegangenen Lesefeste im Kinderhaus Büsnau auf den Punkt. Alle zwei Jahre finden die Lesefeste statt und bringen unzählige Kinder von der zweiten bis zur neunten Klasse in Kontakt mit Autorinnen und Autoren, was bekanntlich mit die beste Art ist, Leselust zu entfachen. Einmal mehr hatten alle Vaihinger Schulen und die Grundschule Kaltental daran teilgenommen – mit 61 Klassen, was in den vergangenen drei Wochen über 1500 Schülerinnen und Schülern einen Ausflug in die Welt der Bücher bescherte. Mit Bussen der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) waren sie nach Büsnau gekommen, wie schon all die Jahre davor.

Starke ehrenamtliche Unterstützung

Doch hier liegt der Grund, weshalb sich Huber Sorgen macht um die Zukunft der Lesefeste: „Die SSB steigt aus. Jedenfalls zu den bisherigen Konditionen. Und das reißt ein Loch von rund 6000 Euro in das Budget, von dem ich nicht weiß, wie wir das stopfen können“, erklärt Huber und fügt hinzu: „Anscheinend hatten sie in der Preisgestaltung Spielräume, die sie jetzt nicht mehr haben. Das ist total schade, denn wir sind mit der SSB als Partner immer super gefahren.“ Birgit Kiefer, Pressesprecherin der SSB, kann den Betrag, den Huber nennt, zwar „in der Höhe nicht nachvollziehen“, bestätigt aber, „dass die Zusammenarbeit zum bisherigen Kostensatz nicht mehr möglich ist“. Bei den Busfahrten zu den Lesefesten handle es sich um sogenannte „Gelegenheitsverkehre, die nicht zu den öffentlichen Dienstleistungsverkehren und damit zum Hauptgeschäft der SSB“ zählten, für die diese den Auftrag habe.

Die Lesefest-Fahrten habe die SSB über „Direktvergabe durch die Stadt“ erhalten, nachdem der Auftrag zuvor im EU-Amtsblatt ausgeschrieben war und kein Dritter Interesse angemeldet hatte. Kiefer betont: „Solche Drittgeschäfte sind nicht mehr möglich, und es gibt nur noch den Vollkostensatz, der für alle gilt.“ Günstig seien die SSB-Fahrten auch deshalb gewesen, weil die Busse auch von Verwaltungsangestellten gesteuert wurden: „Im Gegensatz zu regulären Busfahrern konnten wir somit stundenweise abrechnen und mussten nicht volle Tage zugrunde legen.“

Der CDU-Stadtrat Jürgen Sauer fühlt sich auch als der für den Stadtbezirk zuständige Betreuungsstadtrat „ganz besonders mit den Lesefesten verbunden“. Als Mitglied des Aufsichtsrates will er sich „einsetzen, dass eine Lösung gefunden wird, die für das Kinderhaus tragbar ist. Denn die Lesefeste stehen und fallen auch mit einem zuverlässig funktionierenden und bezahlbaren Transport. Wie sonst sollen die Kinder aus den Schulen dort hinkommen?“ Im Übrigen erinnert Sauer an das „große Engagement, von dem die Lesefeste getragen sind, und dazu gehört auch die starke ehrenamtliche Unterstützung im Hintergrund. Diese Leute dürfen wir nicht im Regen stehen lassen!“

Ein Stück kulturelle Bildung

Nun will er „im Gespräch erkunden, welche Lösungen möglich sind und wie eine eventuelle Lücke im Budget geschlossen werden kann“. Sauer ist ein glühender Anwalt der Lesefeste: „Es sind so viele Faktoren, die wertvoll sind an den Lesefesten“, sagt er – und zählt auf: „Das ist ein Stück kulturelle Bildung. Durch das Erlebnis von Autoren wird bei Kindern die Lust auf spannende Geschichten geweckt. So werden sie angeregt, auch selbst zu Büchern zu greifen. Nicht zu unterschätzen ist auch der Effekt für das soziale Gefüge und das Gemeinschaftsgefühl, wenn Kinder zusammen ein solches Lesefest erleben.“ Für Sauer steht fest: „Wir müssen die Zukunft der Lesefeste sichern.“

Für den Fortbestand will sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Stephan Kaufmann einsetzen, der bei der aktuellen Auflage wieder als Schirmherr fungiert hatte. Er wolle das Thema bei der SSB demnächst „im informellen Rahmen ansprechen und schauen, welche Lösung möglich ist“. Nötigenfalls müsse man „einen Sponsor finden, der den Ausfall auffängt“. Die Lesefeste selbst finde er „gut und wichtig“: „Es ist mir auch als Bildungspolitiker ein wichtiges Anliegen, dass Kinder zum Lesen animiert werden“, betonte Kaufmann. Und diese Form der Leseförderung gelinge den Lesefesten „in beeindruckender Weise“: Kurzum: „Es ist klar, das wir da eine Lösung finden müssen.“