Auch im Fußball müsse sich noch einiges in Sachen Toleranz ändern, sagt der Lesben- und Schwulenverband. Foto: dpa/Tobias Hase

Der Lesben- und Schwulenverband Baden-Württemberg freut sich zwar über die breite Solidarität, warnt aber vor Scheinheiligkeit bei manchen, die jetzt die Regenbogenfahne hissen.

Stuttgart - Nach dem Verbot der Regenbogenbeleuchtung an der Münchner Allianz-Arena, freut sich der Lesben- und Schwulenverband Baden-Württemberg (LSVD) über die breite Diskussion und die Solidarität mit queeren Menschen aus Politik, Sport und Zivilgesellschaft. Das sagte dessen Sprecherin Kerstin Fritzsche unserer Zeitung. Diese Aufmerksamkeit sei für die LGBTIQ-Gemeinde, also lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen, umso wichtiger, als sie während der Pandemie wenig sichtbar sein konnten. Veranstaltungen wie der CSD konnten nicht oder nur eingeschränkt stattfinden.

Gleichzeitig sei die aktuelle Solidaritätswelle, die sich vor allem im Zeigen von Regenbogenflaggen erschöpft, ein „zweischneidiges Schwert“: „Das kann auch ablenken vom eigentlichen Thema, um das es geht: der Diskriminierung und Verfolgung von homosexuellen Menschen in Ungarn“, so Fritzsche. Außerdem ändere eine Regenbogenflagge vor dem Fenster oder in sozialen Profilen auch hierzulande nichts an den teilweise diskriminierenden Strukturen dahinter. So findet es Fritzsche vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) scheinheilig, Solidarität mit der LGBTIQ-Gemeinde zu bekunden, wenn gleichzeitig im CDU/CSU-Wahlprogramm kein Satz dazu stehe.

Der DFB hat eine Anlaufstelle für Vielfalt

Auch im Fußball sei noch einiges zu tun, so Fritzsche, allerdings gehe es langsam voran. Dass Manuel Neuer, Kapitän der Nationalmannschaft, im so genannten Pride Month Juni, dem Monat der LGBTIQ-Bewegung, erstmals mit Regenbogen-Binde auflief, sei ein Anfang. Außerdem hat der Deutsche Fußballbund (DFB) Ende 2020 zusammen mit dem LSVD Deutschland eine Anlaufstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Fußball eingerichtet. „Die Vereine haben verstanden, dass Toleranz und Diversität nicht nur ein Lippenbekenntnis sein können“, so Fritzsche. Das heiße aber nicht, dass homosexuelle Spielerinnen und Spieler im Alltag nicht diskriminiert würden.