Deutschland liefert der Ukraine 18 moderne Leopard 2 Kampfpanzer. Foto: IMAGO/TT/IMAGO/Andreas Sjölin / TT

Zum Abschluss eines mehrwöchigen Trainings mit dem Kampfpanzer Leopard 2 üben Ukrainer den Feuerkampf im scharfen Schuss. Schnell soll es in die Heimat gehen und dort wohl auch bald an die Front.

Nach einem mehrwöchigen Intensivtraining in Deutschland sind ukrainische Soldaten nun bereit für den Einsatz mit dem Kampfpanzer Leopard 2. Zum Abschluss ihrer Ausbildung übten die Besatzungen am Montag im scharfen Schuss auf dem niedersächsischen Truppenübungsplatz Bergen Angriff und Rückzug von einem Feind. Ausbildungsziel sei es, „dass diese Kräfte dazu befähigt sind, völlig selbstständig mit diesem sehr modernen, eigentlich dem modernsten Kampfpanzer, den wir zu bieten haben, kämpfen zu können“, erklärte Brigadegeneral Björn Schulz, Kommandeur der Panzertruppenschule der Bundeswehr, auf dem Militärgelände in Niedersachsen.

In Gruppen von vier Panzern – jeweils einem Zug – übten die Soldaten den Feuerkampf gegen einen Gegner. Tiefe Detonationen brachen über dem Militärgelände, als die Panzer ihre Leuchtspurmunition auf bis zu zwei Kilometer entfernte Ziele verschossen. Die Funkkommunikation zwischen den Panzerbesatzungen wurde für Beobachter auf Lautsprechern übertragen. „Bravo 2 hat Panzer bekämpft“, wurde gemeldet. „Bravo 3 hat feindliche Infanterie bekämpft.“ Immerhin: Zwischen 82 und 85 Prozent der Zieldarstellungen wurde bei den Übungen zerstört. Die deutschen Ausbilder bewerten das als sehr gut.

Experten erwarten Überlegenheit von Kampfpanzern

Deutschland wird der Ukraine 18 moderne Kampfpanzer Leopard 2A6 liefern, Portugal weitere 3 der Waffensysteme. Dies ist Teil der Militärhilfe, die der Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland helfen soll. Experten gehen fest davon aus, dass der Leopard 2 im Gefecht gegen russische Panzertruppen deutlich überlegen ist. Die ukrainischen Soldaten sollen noch im März mit den Panzern in ihre Heimat.

Die Bundesregierung hatte am 25. Januar das Ziel ausgegeben, „rasch zwei Panzer-Bataillone mit Leopard-2-Panzern für die Ukraine zusammenzustellen“. Diese sind in der Ukraine üblicherweise mit jeweils 31 Panzern ausgestattet. Beteiligt an der Initiative sind vor allem Polen sowie Norwegen, Kanada und Spanien. Polen hat der Ukraine im Februar die ersten vier westlichen Kampfpanzer des älteren Typs Leopard 2A4 geliefert.

Brigadegeneral lobt ukrainische Soldaten

„Die ukrainischen Soldaten haben sich nicht nur als unglaublich motiviert bewiesen, sondern auch als sehr befähigt, sich sowohl in die Technologie als auch in die Einsatzgrundsätze einzuarbeiten“, lobte Brigadegeneral Schulz. Nach einer Geräteausbildung, Übungen am Simulator, einer Gefechtsausbildung im Gelände und sogenannten Schulschießen sei das laufende Gefechtsschießen nun die „hohe Schule“.

Es sei das Menschenmögliche getan worden, um bestmöglich auszubilden. „Mehr wäre schön gewesen, aber das lassen natürlich die Rahmenbedingungen des Krieges nicht zu“, sagte Schulz. An den deutschen Ausbildern gehe es menschlich nicht vorbei, zu wissen, was die Panzer-Schüler demnächst vor sich haben, „also einen Krieg, der brutaler kaum sein kann“, sagte der General. Und: „Dass es dort natürlich Gefallene und Verwundete geben wird, das tut uns auch weh.“

Ukrainischer Soldat optimistisch

Gespräche mit den Ukrainern vor Ort unterlagen besonderen Sicherheitsvorkehrungen, sie sollten zudem nicht identifizierbar sein. Ein nun als Richtschütze im Kampfpanzer Leopard 2 ausgebildeter Mann äußerte sich optimistisch. „Dieser Kampfpanzer ist eines der präzisesten Waffensysteme, die es gibt. Die Feuerkraft und andere Vorzüge werden es uns ermöglichen, dass wir uns vor keinen unerwarteten Zusammentreffen mit dem Feind fürchten müssen. Dann werden wir schnell ausweichen können und ihn mit der Feuerkraft zerschlagen“, sagte er. Von einem Bekannten in der ukrainischen Aufklärung wisse er, dass die Russen sehr nervös seien wegen der modernen Kampfpanzer. Er sagte: „Und sie müssen auch nervös sein. Das sage ich aus meiner Erfahrung hier bei der Ausbildung.“

Für das Training auf deutschem Boden wurde in Strausberg bei Berlin ein Ausbildungskommando („Special Training Command“) aufgebaut, das Generalleutnant Andreas Marlow führt. Seine Dienststelle koordiniert Militärhilfen der EU. Im vergangenen Jahr seien 1.100 Soldaten ausgebildet worden, 9.000 weitere sollen es in diesem Jahr werden, sagt er. Insgesamt wolle die EU binnen zwei Jahren 30.000 Ukrainer militärisch ausbilden.

„Die Ukrainer stehen vor der gefährlichsten Phase des Krieges“, sagte der nach Bergen angereiste französische Vizeadmiral Hervé Bléjean, Generaldirektor der EU-Trainingsmission. Sie seien in Verteidigungspositionen gegen mehr als 300.000 russische Kombattanten. Auch wenn diese nicht die am besten trainierten oder ausgerüsteten Kombattanten seien, spricht Bléjean davon, dass die Ukrainer einem „Tsunami aus Soldaten“ gegenüber stünden. Die Verteidiger hielten die Front. Bléjean: „Wenn sie bessere Panzer wie den Leopard einsetzen können, werden sie durchbrechen können und Richtung Gegenangriff gehen.“