Pfarrer Christopher Sturm begrüßte die Gäste zum Vesper in der Stadtmitte Foto: Karin Pfeiffer

Dank Unterstützung und Spenden kann die alt-katholische Katharinenkirche ihre langjährige Vespertradition für arme Leute fortsetzen und sogar ausbauen.

S-Mitte - Die Vesperkirche in der evangelischen Leonhardskirche ist vielen ein Begriff. Dass es gleich nebenan in der alt-katholischen Katharinenkirche seit 24 Jahren ebenfalls ein Vesper gibt, ist eher Insidern bekannt. Es nennt sich Kathys Vesper, und dank der Kooperation mit der Bürgerstiftung Stuttgart ist ihm nach der Pandemie ein Neustart gelungen. Beim jüngsten Vesper am Sonntag waren neben Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle Mitglieder der Johannisloge Licht am Stein zu Gast. Die Loge hat Kathys Vesper mit einer Spende über mehrere Tausend Euro unterstützt.

Gespräche ermöglichen

Das diakonische Vesper-Projekt der alt-katholischen Gemeinde besteht seit 1997 und richtet sich an Menschen, die trotz ihrer Geldnöte nicht auf die Gemeinschaft mit Anderen verzichten wollen. Da Geld meist am Ende des Monats knapp wird, findet Kathys Vesper immer am letzten Sonntag im Monat statt – und zwar von März bis November, wenn es in der Leonhardskirche kein Vesper gibt. Der Begriff „Vesper“ ist im liturgischen und im schwäbischen Sinne zugleich gemeint: Auf die Abendandacht folgt das gemeinsame Abendessen im Gemeinderaum.

Am vergangenen Sonntag waren auch die Bezirksvorsteherin und Leute von der Loge dabei. Es wurde ein langer Abend, berichtet David Burke von der alt-katholischen Gemeinde. Man hatte vor der Kirche Papphocker aufgestellt und war ins Gespräch gekommen: „Unsere Gäste hatten sich besonders für die Freimaurer von der Johannisloge interessiert: ob das ein Geheimbund sei, und was sie eigentlich so machen. Auch Frau Kienzle blieb lange“, berichtet Burke.

Neustart nach Corona

Die Corona-Pandemie hatte Kathys Vesper eine Zeit lang verhindert. Denn es ist keine kantinenartige Essensausgabe, sondern die Gäste werden an Tischen bedient, weil man Gespräche und Geselligkeit ermöglichen will. Dann kam vom Leonhardsvorstadtverein der entscheidende Tipp: Kathys Vesper solle sich   mit der „SuppOptimal – Essen für Alle“ verbinden, einer Initiative der Bürgerstiftung. So entstand eine Vernetzung mit Anderen, die auf dem gleichen Feld aktiv sind. Gemeinsam mit Menschen aus dem Leonhardsviertel wurde von Mai an nahe der Kirche Essen im Mehrwegglas ausgegeben. „Schließlich gelang Ende Juni dank der Bürgerstiftung der Neustart – und dies immer noch unter Pandemiebedingungen und deshalb nicht in, sondern vor der Kirche“, berichtet Karin Pfeiffer. Seither gibt es wieder einen kleinen geistlichen Impuls, die Orgel spielt und die Menschen können ins Gespräch kommen.

50 bis 60 Gäste bewirtet das Team in der Regel. Die alt-katholische Kirche stellt die Räume und das Mitarbeiterteam. „Die Bürgerstiftung spendet zunächst noch das Essen und bietet vor allem auch auf die Dauer Vernetzungsmöglichkeiten“, so Pfeiffer. In dieser schwierigen Zeit war die Spende der Johannesloge für Kathys Vesper höchst willkommen. Die Finanzspritze biete die Möglichkeit, die Arbeit für Kathys Vesper breiter aufzustellen, so die Gemeine. Geplant sei eine „Anpassung der Raumausstattung, verbesserte Öffentlichkeitsarbeit und ein Wiederwillkommensfest, wenn die Räume in vollem Umfang wieder zu nutzen sind“, freut sich Karin Pfeiffer vom Vesper-Team.