Peter Hofmann betreibt den Kunstbezirk, Eva Baumann stellt dort aus. Foto:  

Die Galerie Kunstbezirk fördert Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Region Stuttgart. Am 20. und 21. Januar steht dort eine Tanzperformance auf dem Programm.

Stuttgart-Mitte - Gustav Siegle wäre wohl zufrieden gewesen: Auf den Stuttgarter Industriellen, der auch Abgeordneter im Deutschen Reichstag in Berlin war, geht die 1907 gegründete Gustav-Siegle-Stiftung zurück, die bis 1949 der allgemeinen Volksbildung dienen sollte. Vor genau 100 Jahren eröffnete die Stiftung zu diesem Zweck das Gustav-Siegle-Haus am Leonhardsplatz in Stuttgart-Mitte. Bis heute wird das Gebäude als Veranstaltungsort für Musik, Kunst und Bildung genutzt. Seit fünf Jahren beherbergt es auch den Kunstbezirk, eine Galerie, die vor allem Kunstschaffende aus dem Raum Stuttgart und Baden-Württemberg fördert.

„Wir wollen Künstler unterstützen, die noch nicht den Weg in die Museen gefunden haben und ihnen bei uns ein Forum bieten, ihre Werke auszustellen“, sagt Peter Hoffmann, der Vorsitzende des Förderkreises Bildender Künstler Württemberg, der die Galerie betreibt. Gerade am Anfang seien Ausstellungen für die Karriere eines Künstlers sehr wichtig. „Bei uns müssen die Künstler keine Miete für die Räumlichkeiten zahlen. Und beim Verkauf der Werke verlangen wir auch keine Provision“, nennt Hoffmann die Vorteile des Konzepts.

Ziel des Kunstbezirks ist es außerdem, den Dialog zwischen Künstlerinnen und Künstlern und der Stuttgarter Bevölkerung zu fördern: „Wir wollen den Graben, der häufig zwischen dem Kunstbetrieb und der normalen Bevölkerung besteht, überbrücken“, erklärt Hoffmann. Auf Vernissagen würde man häufig immer dieselben Menschen treffen. „Viele haben Berührungsängste mit der Kunst und glauben, dass sie die Werke nicht verstehen oder Kunst nicht gut unterhalten kann“, stellt Hoffmann fest. „Der Besucher erlebt Kunstgenuss aber nur, wenn er sich auch darauf einlässt.“ Miteinander ins Gespräch kommen sei deshalb sehr wichtig.

Das sieht auch Eva Baumann so. Die 35-jährige Tänzerin zeigt im Kunstbezirk am 20. und 21. Januar jeweils von 20 Uhr an die installierte Solotanzperformance „Fragile“. „Der Kontakt mit dem Publikum ist natürlich von großer Bedeutung.“ Bei ihrem Auftritt arbeitet die Stuttgarterin mit verschiedenen Nylonschnüren, die sie in ihren Tanz als besonderes Element einbaut. Die Idee zu der ungewöhnlichen Choreographie sei ihr während der Zusammenarbeit mit einer Fotografin gekommen. „Sie hatte eine lange Nylonschnur mitgebracht, die ich dann im Tanzstudio an Ballettstangen gespannt habe. Ich habe geschaut, wie ich mich in diesem Gebilde bewegen kann und festgestellt, dass die Fäden mich in meiner Bewegungsfreiheit stark einschränken“, so Baumann. Die Nylonschnüre würden für unterschiedliche Grenzen stehen, die den Zuschauer zum Nachdenken anregen sollen: „Wo sind meine eigenen Grenzen? Welche setze ich mir selbst und welche kommen von außen durch die Gesellschaft? Und wie gehe ich mit diesen Grenzen um?“, zählt die zierliche Tänzerin die Fragen auf, die sie ihrem Publikum mit auf den Weg geben möchte.

Infos Karten für die Tanzperformance von Eva Baumann gibt es an der Abendkasse des Kunstbezirks. Den Eintrittspreis bestimmt jeder selbst. Die nächste Ausstellung „Spotlight“ findet vom 2. bis 29. Februar statt. //Informationen gibt es im Internet unterwww.kunstbezirk-stuttgart.de