Laufen unter Palmen am Ufer des Pazifik ist beim Ironman Hawaii zwar optisch angenehm, aber extrem anspruchsvoll: Melanie Altenbeck-Zorn auf der Marathon-Strecke Foto: privat

Die dritte Teilnahme beim Ironman auf Hawaii ist für Melanie Altenbeck-Zorn die härteste – was sie nicht davon abgehalten hat, eine ganz spezielle Zugabe zu liefern.

Melanie Altenbeck-Zorn ist eine gut organisierte Frau. Die 36-Jährige hat nicht nur einen Vollzeitjob als technische Zeichnerin, sie trainiert in ihrer Freizeit zudem die Juniorengarde eines Ditzinger Karnevalsvereins und findet daneben noch Zeit für ihr Triathlontraining.

 

Und das lief im vergangenen Jahr so gut, dass sie bereits im Herbst in Barcelona die Qualifikation für den diesjährigen Ironman auf Hawaii am 11. Oktober schaffte. Es war ihr dritter Start nach 2017 und 2022 – und trotz einer gewissen Routine bezeichnet sie die 2025er-Auflage als die härteste.

Leonbergerin stellt persönliche Bestzeit auf

Umso beeindruckender ist es, dass sie in 10:27:00 Stunden nicht nur eine persönliche Bestzeit aufstellte, sondern im Feld der rund 1600 Starterinnen aus 78 Nationen Platz 111 belegte. Damit war sie die elftbeste deutsche Starterin sowie die Nummer 67 im Feld der Amateure. In ihrer Altersklasse landete sie auf Rang 15. „Es hat sich ausgezahlt, dass ich mich im Vorfeld auf die Hitze vorbereitet hatte und im Training mit Mütze, Handschuhen und Schal gefahren bin“, erzählt die Leonbergerin nach ihrer Rückkehr.

Geschafft: Melanie Altenbeck-Zorn beim Zieleinlauf Foto: privat

Zehn Tage vor dem Start war sie mit ihrem Mann nach Hawaii geflogen, um sich an die klimatischen Verhältnisse zu gewöhnen – sie war bereit. Um 6.40 Uhr am Morgen sprang sie in der ersten Startgruppe zehn Minuten nach den Profis in Kailua Kona in den Pazifik und musste bei der ersten Disziplin Schwimmen gleich richtig kämpfen. „Anders als beim Training in den Tagen zuvor kamen die Wellen von allen Seiten und waren völlig unrhythmisch“, berichtet Melanie Altenbeck-Zorn. Dass sie nach den 3,86 Kilometern fünf Minuten über ihrer Zeit drei Jahre zuvor lag, nahm sie gelassen hin. Sie war einfach glücklich, dass es ihr nicht wie einigen ihrer Konkurrentinnen erging, die sich an Land erst einmal übergeben mussten.

Auf dem Rad startete die Leonbergerin dafür eine Aufholjagd und überholte eine Konkurrentin nach der anderen. „Ich war schon bald ziemlich allein“, erinnert sich die Triathletin des Teams Silla Hopp aus Murr. Trotz sehr starken Windes von vorne und von der Seite fuhr die 36-Jährige ein kontrolliert gleichmäßiges Tempo. Dieses nahm sie jedoch raus, als sie sah, wie eine Radfahrerin von einer Böe erfasst wurde und stürzte. „Da habe ich erst einmal nach ihr geschaut, und als sie einigermaßen ok war, habe ich an der nächsten Verpflegungsstation ein Medical Team informiert, damit die sich um sie kümmern“, führt Melanie Altenbeck-Zorn aus.

Allein auf weiter Flur bei tropischen Temperaturen: Melanie Altenbeck-Zorn auf der 180 Kilometer langen Radstrecke. Foto: privat

Trotz kleinerer Durchhänger auf den letzten 50 der insgesamt 180 Kilometer mit angeschwollenen Füßen und zu engen Radschuhen erreichte die Leonbergerin die Wechselzone mit der sechstbesten Radzeit. „Das hat mich fürs Laufen enorm motiviert – vor allem, weil ich mich auf den letzten Rad-Kilometern mental durchkämpfen musste“, freut sich die 36-Jährige. Die ersten fünf Kilometer des abschließenden Marathons liefen prima für Melanie Altenbeck-Zorn – dann allerdings hatte sie mit immer dämpfigerer Luft zu kämpfen, da es in der Nacht geregnet hatte und die Sonne gnadenlos auf den feuchten Asphalt brannte.

Ab Kilometer 27 kommen die Krämpfe

Die Aufenthalte an den Verpflegungsstellen wurden länger, und ab Kilometer 27 kämpfte Melanie Altenbeck-Zorn mit Krämpfen. „Ich musste immer wieder Gehpausen einlegen, mich dehnen und wieder anlaufen“, beschreibt sie den quälendsten Abschnitt ihres Wettkampfs. Nachdem sie die Salzzufuhr mit elektrolythaltigen Getränken verstärkt hatte, fand sie in ihren Rhythmus zurück und konnte die letzten Kilometer wieder entspannt laufen. Dass sie wenige Meter vor dem Ziel noch von einer Kolumbianerin überholt wurde, störte sie nicht. „Ich wollte meinen Zieleinlauf genießen und nicht spurten“, erläutert die Leonbergerin.

Nach dem Schwimmen fühlte sich die 36-Jährige ziemlich fit. Foto: privat

Während andere Teilnehmerinnen anschließend tagelang nur noch rückwärts Treppen steigen konnten, nutzte die von ihrem Trainer Horst Reichel als „Regenerationswunder“ bezeichnete 36-Jährige die verbleibenden Tage auf Hawaii noch zu einer zweiten Challenge: Vom Visitor Center aus lief sie auf den Gipfel des Mauna Kea – 13,7 Kilometer von 2700 Meter Höhe auf 4200 Meter bis zur Spitze des Vulkans. „Es fühlte sich an, als würde man in den Himmel laufen“, meint Melanie Altenbeck-Zorn, die nach etwas mehr als zwei Stunden auch diese Herausforderung gemeistert hatte und mit einem traumhaften Sonnenuntergang belohnt wurde – ein weiteres Erlebnis, das ihren Hawaii-Trip unvergesslich machte.