Trotz Leukämie hat Herbert Lutz das Lachen noch nicht verlernt. Foto: factum/Bach

Der 60-jährige Herbert Lutz aus Leonberg hat Blutkrebs. Seine letzte Hoffnung ist ein genetischer Zwilling. Am 19. Mai gibt es deshalb einen Typisierungstag.

Leonberg - Zu Beginn des Jahres ist für Herbert Lutz und seine Familie die Welt noch in Ordnung gewesen: Mit zehn Personen geht es auf einem Kreuzfahrtschiff nach Singapur, Malaysia, Thailand und Vietnam. „Mein Vater hat trotz Hitze und Schwüle Fußball-Tennis an Bord mitgespielt“, kann sich Manuel Lutz noch gut erinnern. Doch nur wenige Wochen später fühlt sich der 60-Jährige beim Tennis oder schon beim Schleppen von Sprudelkisten unerklärlich schlapp.

Am 12. März lässt er sich deshalb im Krankenhaus in Leonberg (Kreis Böblingen) untersuchen. „Bei einer Blutuntersuchung hat man festgestellt, dass sein Eisenwert extrem niedrig ist“, erzählt der Sohn. Herbert Lutz wird zur weiteren Untersuchung nach Sindelfingen verlegt. Dort bekommt er vier Tage später die niederschmetternde Diagnose: Leukämie. Über seine Tochter Sabrina, die als Intensivkrankenschwester arbeitet, kommt er an die Uniklinik Tübingen, wo weitere Tests die Diagnose erhärten.

Ein Spender zum Geburtstag

„Anfangs war mein Vater natürlich niedergeschlagen, aber er lernt, mit der Situation umzugehen“, berichtet Manuel Lutz. Er habe sich vorgenommen, den Blutkrebs zu besiegen. „Er hat uns gesagt, dass er seine Enkel noch kennenlernen will“, sagt Manuel Lutz mit belegter Stimme und feuchten Augen. Derzeit unterzieht sich Herbert Lutz einer Chemotherapie. „Geheilt werden kann er aber nur durch eine Knochenmarkspende“, erläutert Manuel Lutz. Derzeit sei das Knochenmark falsch programmiert und bilde Krebszellen.

Daher hat er sich zusammen mit seiner Mutter, seiner Freundin Isabelle und zwei weiteren Freundinnen auf die Suche nach einem „genetischen Zwilling“ gemacht, der die nahezu gleichen Gewebemerkmale hat. Mithilfe der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) hat das Team eine Registrierungsaktion am Samstag, 19. Mai, ins Leben gerufen – zufälligerweise der Tag, an dem Herbert Lutz seinen 61. Geburtstag feiert. „Wir hoffen, dass sich möglichst viele potenzielle Spender registrieren lassen. Wenn es meinem Papa nicht hilft, dann vielleicht jemand anderem“, erklärt Manuel Lutz. Rund 35 Mitarbeiter werden im Einsatz sein, Herbert Lutz will selbst auch vorbeischauen. Für die Verpflegung sorgt der TSV Höfingen.

Eine Welle der Hilfsbereitschaft

Schon jetzt zeigt sich, dass die Familie von einer großen Welle der Hilfsbereitschaft getragen wird. „Auf unseren Facebook-Eintrag hin haben sich innerhalb weniger Tage schon rund 300 Interessenten gemeldet“, erzählt Manuel Lutz. Eine Nachbarin, die für Focus online arbeitet, hat ein Video gepostet, mit dem potenziell 800 000 Menschen erreicht werden könnten. Zudem haben Manuel Lutz und sein Team im Großraum Leonberg rund 1000 Flyer verteilt, um für den Typisierungstag zu werben. Leonbergs Oberbürgermeister Martin Kaufmann hat die Schirmherrschaft für die Aktion übernommen.

Dass die Hilfsbereitschaft so groß ist, verwundert nicht. Herbert Lutz ist ein Urgestein des TSV Höfingen. „Der Heppe kam vor rund 30 Jahren aus Renningen zu uns als Spielertrainer und hat im Verein sehr viel gemacht“, lobt der Vorsitzende Ulrich Hoppe. Die Fußballer hat er als Trainer und Abteilungsleiter geführt, derzeit arbeitet er als Ergänzung zu Manuel Fuchs wieder in der Abteilungsleitung mit. Zudem ist er Mannschaftsführer bei den Tennis-Herren 55, die in der Bezirksoberliga spielen.

Doch damit nicht genug: Als ehrenamtlicher Mitarbeiter des medizinischen Sozialdienstes fährt er zwei- bis dreimal pro Woche Behinderte in ihre Werkstätten. Jetzt braucht der Helfer selbst Hilfe – und er hätte es verdient, dass sich so viele Menschen wie möglich am 19. Mai in der Glemstalhalle registrieren lassen. Damit er – ähnlich wie einst Lance Armstrong – dem Krebs die Stirn bieten kann.

Hilfe für Heppe: Typisierung oder Geldspende

Termin
Die Aktion findet am Samstag, 19. Mai, von 13 bis 17 Uhr in der Glemstalhalle in Höfingen (Am Wäschbach 14) statt. Mitmachen kann grundsätzlich jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren.

Typisierung Das Verfahren zur Typisierung dauert nur wenige Minuten. Helfer machen bei den potenziellen Spendern drei Abstriche von der Innenseite der Wangenschleimhaut. Die Ergebnisse werden anonymisiert in Datenbanken gespeichert. Weltweit sind bei der DKMS 7,6 Millionen potenzielle Spender registriert.

Geldspende Wer keine Zeit hat, kann alternativ Geld spenden. Eine Typisierung kostet 35 Euro. Als gemeinnützige Gesellschaft ist die DKMS auf Geldspenden angewiesen. Informationen zum Spendenkonto gibt es im Internet unter der Adresse www.dkms.de/de/ein-spender-zum-Geburtstag-leonberg oder per Mail an aktion@dkms.de unter dem Stichwort „Heppe“.