Dieses Bild wird es in wenigen Monaten nicht mehr geben. Das Möbelhaus wird im kommenden Jahr abgerissen. Foto: factum/Granville

Fuchs, der Spezialist für Oberflächen, verlegt seine Lackiererei von Leonberg ins Sauerland. Diese Gelegenheit nutzt Bosch, um zu erweitern.

Böblingen - Spätestens in drei Jahren wird in der Poststraße in Leonberg (Kreis Böblingen)nichts mehr so sein, wie es einmal war. Denn 2021 will die Firma Bosch dort ihre neuen Gebäude beziehen. Das ehemalige Möbelhaus Hofmeister, vielen Bewohnern noch als Möbel-Mutschler bekannt, wird dann schon lange nicht mehr stehen.

Doch auch auf der anderen Straßenseite stehen gravierende Änderungen an. Bosch wird das einstige Kundenparkhaus von Hofmeister abreißen, welches das Unternehmen nach dem Rückzug des Möbelhauses vor anderthalb Jahren übernommen hatte. Auch hier wird neu gebaut. Damit nicht genug: Nebenan, in Richtung Brennerstraße, kann der Technologiekonzern ebenfalls erweitern. „Wir haben im Februar das Grundstück erworben, auf dem jetzt noch die Firma Fuchs produziert“, berichtete Rainer Müller von Bosch jüngst vor Kommunalpolitikern. Das bringt 8000 Quadratmeter. Zusammen mit den Hofmeister-Flächen kann das Leonberger Entwicklungszentrum, in dem an der autonomen Mobilität gearbeitet wird, um insgesamt 28 000 Quadratmeter wachsen.

Für Bosch ist dies ein Glücksfall

Die Ausdehnung ist die Folge einer strategischen Entscheidung des international operierenden Herstellers von Oberflächentechnik, Fuchs. Am Stammsitz in Meinerzhagen im Sauerland wird neu gebaut, dafür wird das Lackieren von Rädern von Leonberg zum Jahresende in die westfälische Kleinstadt verlagert. „Diese Entscheidung ist vor drei Jahren gefallen“, erklärt Gerhard Hinzmann, der Leiter des Werkes in Leonberg. Die Kapazitäten in der Poststraße hätten einfach nicht mehr ausgereicht. Noch bis zum 31. Dezember arbeiten bei Fuchs in Leonberg 200 Menschen, 80 davon als Leihkräfte. Das Angebot, ins Sauerland zu wechseln, hat nur ein Teil der Belegschaft angenommen.

Was manch altgedientem Fuchs-Mitarbeiter schmerzen wird, ist für Bosch ein Glücksfall. „Jetzt können wir unserem Standort ein neues Gesicht und eine neue Struktur geben“, sagt Rainer Müller, der die Erweiterung mitbetreut, erfreut. „Unser bisheriges Gelände, wo früher Motometer war, ist von der Anlage her ein Fertigungsstandort, der zum Entwicklungsstandort transferiert wurde.“

Neueinstellungen sind geplant

In der ersten Baustufe, die im kommenden Jahr mit dem Abriss des Möbelhauses und der Fuchs-Hallen beginnen wird, sind 27.500 Quadratmeter zur Überbauung vorgesehen. Mit den neuen Gebäuden geht ein Personalzuwachs einher. Bisher forschen 1750 Mitarbeiter am automatisierten Fahren. In der Leonberger Politik geht man von zusätzlichen 1000 Arbeitsplätzen aus. Bosch hat diese Zahl nicht bestätigt. Klar aber ist, dass Bereiche, die „temporär ausgelagert“ wurden, nach Leonberg zurückkommen. Entsprechend werden Mitarbeiter von anderen Bosch-Niederlassungen ihren Arbeitsplatz künftig in der Poststraße haben. Neueinstellungen sind zudem auf jeden Fall geplant.

Bedenken, dass nun ein massives Werksgebäude mitten in der Stadt entsteht, will Rainer Müller zerstreuen. „Wir werden beide Grundstücke nicht komplett füllen“, verspricht der Bosch-Planer. „Wir möchten einen offenen Standort, der nicht mit einem Zaun umgeben ist.“ Die Mitarbeiter werden von einem modernen Betriebsgelände profitieren. In Kooperation mit der Stadt soll sogar eine Kinderbetreuung eingerichtet werden.