Noch haben die Besen vor dem Rathaus Ruh’.Doch wenn es nach dem Schultes geht, wird in Lenningen bald das Unterste zuoberst gekehrt. Foto: Horst Rudel

Statt immer nur über den Einwohnerschwund und seine Folgen zu jammern, will der Bürgermeister um Neubürger werben.

Lenningen - Es ist ein tiefer Griff in die Geschichte gewesen, mit dem der Bürgermeister den Gemeinderat in seiner Haushaltsrede überrascht hatte. „Ende 2010 hatte Los Angeles als zweitgrößte Stadt der Vereinigten Staaten rund vier Millionen Einwohner. Im Jahr 1810 waren es noch 354 gewesen“, hatte Michael Schlecht festgestellt und gefolgert, es gebe also auch in Lenningen noch viel Luft nach oben. Mit dem „nicht ernst gemeinte Mutmacher“ hatte der Bürgermeister seine Vision von einer Gemeinde abgerundet, die dem allerorten an die Wand gemalten Gespenst des Einwohnerrückgang erfolgreich Paroli bieten sollen. Der Schultes geht in die Vorwärtsverteidigung, wohl wissend, dass ihm allerorten der Gegenwind ins Gesicht blasen wird. Das gilt vor allem für die Idee, den Schulstandort Lenningen mit einem gymnasialen Zug aufzuwerten. Damit will Schlecht verhindern, dass sich die Schülerströme in Richtung Dettingen und Kirchheim verlagern, falls am Ort eine Gemeinschaftsschule aus der Taufe gehoben wird. Auch die Vorstellung, dass in dem engen, von Schutzgebieten umzingelten Tal ein Sportpark gebaut werden könnte, mag auf den ersten Blick abenteuerlich sein und der Bau eines neuen Rathauses vielleicht wirklich ein finanzielles Abenteuer. Doch wenn solche Visionen nicht aus den eigenen Reihen kommen, von wem denn dann?

Im Kern geht es doch darum, sich der mittlerweile selbst auferlegten Denkverbote zu entledigen. Möglicherweise hat der Aufstieg von Los Angeles vor 100 Jahren auch so begonnen.