In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, ob es Sinn macht, Leitungswasser zu filtern oder ob es sich dabei um Geldverschwendung handelt.
Welche Wasserfilter gibt es?
Für private Haushalte gibt es verschiedene Methoden, das Leitungswasser vor dem Verzehr zu filtern. Die Spanne reicht von einfachen Tischfiltern bis zu größeren Untertischgeräten.
Aktivkohlefilter
Sie gehören wohl zu den beliebtesten Wasserfiltern, da sie recht günstig in der Anschaffung sind und kaum Platz wegnehmen. Die Aktivkohlefilter sollen Pflanzenschutzmittel, Medikamentenrückstände und andere Stoffe aus dem Leitungswasser filtern. Außerdem sollen sie für weicheres Wasser sorgen und somit den Geschmack von Tee oder Kaffee verbessern sowie Kalkrückstände in der Kaffeemaschine reduzieren.
Stiftung Warentest fand in einem Test mit 20 solcher Filter heraus, dass sie zwar die Konzentration gewisser Stoffe im Leitungswasser deutlich senken, aber zum Beispiel Nitrat nicht herausfiltern können. Insgesamt war das Testergebnis sehr ernüchternd, die drei besten Filter erhielten lediglich die Wertung „befriedigend“. Um zu verhindern, dass sich Keime im Tischfilter bilden, sollte das Wasser täglich gewechselt, die Behälter im Kühlschrank aufbewahrt und die Kartuschen regelmäßig erneuert werden, so Stiftung Warentest.
Ionenaustausch
In diesen Filtern findet ein Ionenaustausch statt. Das heißt, Ionen (anorganische, polare Teilchen) werden durch andere ersetzt, also zum Beispiel Magnesium-Ionen durch Natrium-Ionen. Ein Problem, das laut Verbraucherzentrale bei diesen Filtern auftreten kann, ist die konzentrierte Abgabe der zurückgehaltenen Ionen, sobald der Austauscher voll ist. Auch soll es zu Verkeimungen kommen, wenn die Filter längere Zeit unbenutzt bleiben.
Umkehrosmose
Hierbei wird das Wasser durch eine Membran gepresst, die nur in eine Richtung durchlässig ist. Die kleinen Wassermoleküle schlüpfen hindurch, während größere Stoffe wie Schwermetalle zurückgehalten werden. Diese Methode ist zwar sehr effizient, das Problem ist aber die Reinigung der Membran. Diese muss unter hohem Wasserverbrauch gesäubert werden. So steigt letztlich der Wasserverbrauch enorm an. Die Verbraucherzentrale gibt an, dass für 1 Liter gefiltertes Wasser etwa 3 Liter Trinkwasser aufgewendet werden müssen. Somit steigen natürlich die Wasser- und Energiekosten.
Destilliergeräte
Destilliergeräte erhitzen das Wasser auf 100 Grad, sodass es verdampft. Der Dampf gelangt über eine kühlere Ausleitung in ein anderes Gefäß. Die Schadstoffe mit einem höheren Siedepunkt bleiben zurück. Durch das Verfahren fallen jedoch hohe Energiekosten an und dem Wasser werden neben gewissen Schadstoffen auch wichtige Mineralstoffe entzogen.
Mikrofilter
Diese Art von Filter wird meist direkt an den Wasserhahn angeschlossen und arbeitet ebenfalls mit sehr winzigen Poren, durch die Schadstoffe im Wasser zurückgehalten werden. Sie eignen sich daher gut für Reisen ins Ausland. Allerdings werden Nitrat, Pflanzenschutzmittel und Chlor nicht aus dem Wasser gefiltert.
Tipp: Mehr zu den Vor- und Nachteilen der einzelnen Filtersysteme erfahren Sie auf der Seite der Verbraucherzentrale.
Wasser filtern oder nicht?
Die Entscheidung für oder wider ein Filtersystem sollte nicht allein auf der vermeintlichen Verbesserung der Wasserqualität beruhen. Auch die Kosten und die Umweltbelastung sollten im Hinterkopf behalten werden. In puncto CO2-Bilanz ist Leitungswasser unschlagbar. Eine schweizerische Studie mit dem Titel „Ökobilanz Trinkwasser – Mineralwasser“ hat ergeben, dass Trinkwasser (aus der Leitung) bis zu 1000 Mal umweltfreundlicher ist als abgepacktes Mineralwasser. Transport, Herstellung und Entsorgung bzw. Recycling sorgen für eine Menge Emissionen beim Flaschenwasser.
Austauschbare Filterkartuschen, Reinigungsmittel und Waschwasser würden diesen Wert zumindest wieder etwas verschlechtern. Das gilt natürlich auch für die Kosten. Der Durchschnittspreis für einen Kubikmeter Wasser lag den Daten des Statistischen Bundesamtes für 2019 zufolge bei 1,75 €, was auf den Liter gerechnet 0,00175 € ergibt. Günstiger geht es nicht. Aber wie steht es um die Qualität von Leitungswasser?
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Muss man Leitungswasser in Deutschland überhaupt filtern?
Leitungswasser unterliegt in Deutschland strengen Regularien. In § 37 Abs. des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) steht, das Wasser für den menschlichen Gebrauch müsse so beschaffen sein, dass dadurch keine gesundheitlichen Schäden, insbesondere durch Krankheitserreger, entstehen. Zur praktischen Umsetzung dieser Maßgabe ist nach § 38 Abs. 1 IfSG das Bundesministerium für Gesundheit zuständig.
Aus den oben genannten Paragraphen ergibt sich die Trinkwasserverordnung, welche die europäische Trinkwasserrichtlinie in deutsches Recht umsetzt. Demnach muss das Trinkwasser in Deutschland rein und genusstauglich sein. Rein und genusstauglich bedeutet in diesem Fall, dass gewisse Grenzwerte für Krankheitserreger und andere Stoffe nicht überschritten werden. Die Überwachung dieser Grenzwerte obliegt in erster Instanz den Wasserversorgern, welche in zweiter Instanz von den Gesundheitsämtern kontrolliert werden. So wird sichergestellt, dass die Verbraucher bis zum Wasserzähler einwandfreies Trinkwasser erhalten. Die Wasserversorger sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Verbraucher über die Qualität des Trinkwassers zu informieren. Falls Sie also die Trinkwasseranalyse für Ihre Gemeinde oder Stadt einsehen möchten, besuchen Sie die Internetseite des zuständigen Wasserversorgers.
Für den Weg vom Wasserzähler bis zum Wasserhahn ist jedoch der Hausbesitzer verantwortlich. Durch alte Blei- und Kupferrohre kann es hier mitunter zu Verunreinigungen kommen. Im Zweifelsfall sollte das Wasser nicht getrunken werden. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, zur Sicherstellung eine Wasseranalyse beim zuständigen Wasserwerk oder von einer unabhängigen Prüfstelle durchführen zu lassen. Die Kosten hierfür betragen zwischen 50 und 100 €. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Seite des Umweltbundesamtes.
Fazit: Filtern nicht nötig
Trinkwasser darf in Deutschland keine Krankheitserreger und Stoffe in gesundheitsschädigenden Konzentrationen enthalten. Somit kann es laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bedenkenlos und ohne weitere Behandlungen getrunken werden. Es ist daher nicht notwendig, das Leitungswasser extra zu filtern. Einen Ausnahmefall bilden Haushalte mit alten Kupfer- und Bleirohren. Zwar wurden diese nach 1973 nicht mehr verwendet, in manchen Altbauten können sie aber noch vorkommen. Hier müssen die Hausbesitzer selbst tätig werden und die Rohre ersetzen lassen. Eine Filtrierung sei laut Umweltbundesamt nicht sinnvoll. Bis zur Neuverlegung der Rohre sei die Verwendung des Wassers zur äußeren Körperpflege aber noch möglich.
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